Als Lotus den E21 präsentierte, hielt sich die Begeisterung bei Fans und Experten in Grenzen. Weder machte das Team aus Enstone vom Vanity Panel Gebrauch, um dem Boliden eine Schönheits-OP zu spendieren, noch waren am neuen Dienstwagen von Kimi Räikkönen und Romain Grosjean bahnbrechende Neuerungen zu erkennen. Doch die ersten Testfahrten in Jerez ließen die Kritiker verstummen. Räikkönen belegte tagesübergreifend Rang zwei, Grosjean fuhr die viertschnellste Zeit beim Testauftakt.

Zwar gab es beim Finnen kleinere Probleme bei der Elektronik und am Sitz, ernsthafte Schwierigkeiten hatte die Mannschaft um Teamchef Eric Boullier jedoch nicht zu verzeichnen. Dass der E21 eine vielversprechende Basis bietet, war Boullier früh klar. "Das Feedback der Fahrer nach den ersten paar Runden ist immer wichtig. Wenn sie mit einem Lächeln im Gesicht aussteigen, weißt du, dass das Grundpaket des Autos stimmen sollte - und es war schön, Kimi [Räikkönen] und Romain [Grosjean] lächeln zu sehen."

Beruhigend ist auch, dass der E21 eine 'ordentliche Distanz' an allen vier Testtagen zurücklegen konnte, so Boullier. Auch wenn Lotus bei den Kilometerfressern nur Marussia hinter sich ließ, so sei es dennoch ermutigend, schließlich handelt es sich um ein komplett neues Auto. Selbst wenn der Franzose weiß, dass die Zeiten bei den ersten Wintertests noch nicht allzu aussagekräftig sind, so freut er sich dennoch über das Klassement: "Die generelle Pace unseres Autos sah vielversprechend aus - bei beiden Piloten. Natürlich sind Rundenzeiten in dieser frühen Phase der Saison nicht besonders repräsentativ, aber da vorne zu stehen, ohne das bewusst gewollt zu haben, ist natürlich immer ein Plus."

Kimi Räikkönen war im E21 trotz kleinerer Probleme schnell unterwegs, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen war im E21 trotz kleinerer Probleme schnell unterwegs, Foto: Sutton

"Das bedeutet nicht, dass wir Weltmeister werden", schränkte der 39-Jährige ein. Nun sei es die Aufgabe des Teams, die Standfestigkeit an die Anforderungen einer Formel-1-Saison anzupassen. Außerdem stehen mit den Tests auf dem Circuit de Catalunya wichtige Indikatoren unmittelbar bevor: "Barcelona ist den Strecken, die wir das Jahr über sehen werden, sehr viel ähnlicher. Deshalb sind Informationen, die wir dort sammeln, für unsere Anforderungen auf den anderen Strecken im Kalender relevanter." Zudem müsse sich die Mannschaft auf Reifentests konzentrieren um zu verstehen, wie das Fahrzeug mit dem schwarzen Gold funktioniert.

Über das Sorgenkind des letzten Jahres macht sich der Teamchef keine Gedanken. "Romain hat an den ersten beiden Tagen im E21 einen guten Job gemacht und hat das Jahr voller Selbstvertrauen begonnen. Das ist exakt das, was wir von ihm erwarten." Er wisse nun, was zu tun ist und die Zeichen seien vielversprechend, so Boullier über seinen Landsmann, der in der vergangenen Saison noch für viel Karbonschrott sorgte und im Fadenkreuz der Kritik stand.