Auch wenn von allen Seiten zu hören ist, dass 2013 ein Übergangsjahr sein soll - die Formel 1 wäre nicht die Königsklasse des Motorsports, würde sie nicht auch in dieser Saison wieder zahlreiche Neuerung mit sich bringen. Motorsport-Magazin.com hat die technischen Innovationen der Boliden genauer unter die Lupe genommen und blickt zurück auf die ersten vier Technik-Testtage in Jerez.

Bei Red Bull gibt es keine Stufe zwischen Auspuff und Unterboden, Foto: Sutton
Bei Red Bull gibt es keine Stufe zwischen Auspuff und Unterboden, Foto: Sutton

Mit viel Spannung wurden die Auspufflösungen der Teams erwartet. Zwar wurden die meisten Renner schon vor dem Testbeginn vorgestellt, doch meist sind an den Showcars noch nicht die letztendlichen Lösungen zu sehen. Speziell in der hochsensiblen Heckpartie lassen sich die Teams ungerne in die Karten schauen und zeigen oftmals alte Lösungen oder Dummies.

In der 2013er Generation zeichnen sich zwei verschiedene Trends beim Auspuff ab. Der sogenannte Semi-Coanda-Auspuff bläst die Gase in einen Schacht, der auf den dahinterliegenden Diffusor abzielt. Die ausgestoßenen Abgase sollen sich zunächst an den Schacht anschmiegen. Über eine Stufe gelangt die bewegte Luft dann zwischen Hinterreifen, Heckspoiler und Diffusor. Diese Variante nutzten alle Teams außer Lotus und Red Bull.

Undercut im Trend

Durch eine Brückenähnliche Konstruktion soll mehr Luft zum Diffusor gelangen, Foto: Sutton
Durch eine Brückenähnliche Konstruktion soll mehr Luft zum Diffusor gelangen, Foto: Sutton

Die Renault-befeuerten Teams von Red Bull und Lotus setzten bei der Nutzung ihrer Abgase auf einen anderen Ansatz. Sie gestalten den Übergang vom Auspuffschacht zur Heckverkleidung fließend und versuchen so, die Gase sanfter an den Diffusor zu leiten. Zwar ist diese Variante effektiver, jedoch kann die Seitenkastenform dadurch nicht so stark eingezogen werden wie bei der Konkurrenz. Aus diesem Grund bauen Lotus und Red Bull sprichwörtlich Brücken, um von außen mehr Luft zum Diffusor zu befördern.

Eine Weiterentwicklung des Semi-Coanda-Auspuffs zeigte Caterham und wurde prompt von der Konkurrenz angeschwärzt. Die Briten installierten im Auspuffschacht einen kleinen Flügel, um die Luft noch stärker Richtung Unterboden zu befördern. Über die Legalität dieser Lösung gab es in der Folge Diskussionen. Während Lotus Technikdirektor James Allison nicht daran glaubt, dass der Auspuffflügel bis Melbourne überleben wird, ist Caterham von der Rechtmäßigkeit des Exhaust-Wings überzeugt.

Bei der Präsentation noch für die konservative Herangehensweise gescholten, zeigte Mercedes nach einem verpatzten Testauftakt am dritten Tag einen neuen Frontflügel. Die Besonderheit dieses Flügels ist die extreme Herangehensweise, welche die Mannschaft um Teamchef Ross Brawn wählte. Die Stuttgarter nutzen die größtmögliche Breite für alle fünf Flügel-Elemente um dem lästigen Untersteuern in mittelschnellen und schnellen Kurven entgegenzuwirken.

Das Doppel-DRS am neuen Mercedes, Foto: Sutton
Das Doppel-DRS am neuen Mercedes, Foto: Sutton

Bisher waren nur Lösungen zu sehen, die in unmittelbarer Nähe zu den Vorderreifen - also an den Außenseiten der Frontflügel - viele Elemente aufwiesen, weil hier der Vorteil besonders groß ist. Beim Einlenken verändert sich die Strömung hinter den Außenbereichen stark und so kommt es zu einem Abtriebsverlust in den Kurven. Ob die Mercedes-Variante ihre Nachahmer findet wird, bleibt abzuwarten, denn dem Vorteil der aerodynamischen Stabilität steht der Nachteil des generell niedrigeren Abtriebnieveaus gegenüber.

Am vierten und letzten Testtag waren es dann nochmals die Silberpfeile, die für einen Aufreger aus technischer Sicht sorgten. Lewis Hamilton testete am F1 W04 das passive Doppel-DRS. Als erstes Team wagte es Mercedes, das System am neuen Boliden zu testen. Von außen betrachtet dürfte es jedoch weitestgehend dem schon im Vorjahr getesteten passiven Doppel-DRS gleichen. Lotus zeigte zwar schon eine Vorrichtung neben der Airbox für ein solches System, ein vertikaler Steg am Heckflügel fehlte allerdings bislang. Bei den anderen Teams ist das DRD (Drag Reduction Device), wie es inzwischen auch genannt wird, ebenfalls ein Thema, soll allerdings erst nach und nach Einzug halten.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Sicherlich brannten die Teams in Jerez noch nicht das ganz große Technik-Feuerwerk ab. Schließlich geht es bei den ersten Tests ersteinmal darum, das Auto zu verstehen und eine solide Basis zu schaffen. Bei den beiden weiteren Testfahrten in Barcelona dürfen wir uns sicherlich über weitere Technik-Kniffe freuen. Ob der ganz große Wurf noch kommt, wage ich zu bezweifeln. In der modernen Formel 1 liegt der Teufel im Detail. (Christian Menath)