Nach dem missglückten Auftakt kommt Mercedes langsam in Schwung. Nachdem Nico Rosberg am dritten Tag der Testfahrten in Jerez bereits 148 Runden fuhr, spulte auch Lewis Hamilton bei seinem ersten kompletten Einsatz weit über hundert Runden ab. "Lewis hat heute seinen ersten richtigen Tag, langsam gewöhnt er sich an alles", berichtete Teamchef Ross Brawn. Das Problem mit dem Bremsdruck, das den britischen Neuzugang am zweiten Testtag zu schaffen machte, ist inzwischen offenbar behoben. "Wir haben uns das Problem angesehen und es korrigiert", stellte er klar.

Mit der Entwicklung der letzten beiden Tage zeigte sich der Mercedes-Boss durchaus zufrieden. "Die ersten beiden Tage waren schwierig, mit den Problemen, die wir hatten. Seitdem läuft es so gut, wie es laufen kann. Das Auto verhält sich wie erwartet, auch der komplett neue Frontflügel", so Brawn. "Es ist das erste Auto, das Aldo [Costa] designed hat und die Aero-Abteilung arbeitet gut. Das sind ermutigende Zeichen." Zuversichtlich stimmten ihn auch die Aussagen von Rosberg. "Nico kann gut vergleichen, wie gut wir im Vergleich zum letzten Jahr dastehen - und er scheint sehr enthusiastisch zu sein."

Begeistert zeigte sich Brawn auch von der Zusammenarbeit mit Hamilton, die der 58-Jährige als sehr fruchtbar schilderte. "Er ist in seinen Aussagen sehr klar und er sagt, was er denkt. Er ist an allem interessiert, selbst an den Stickern auf der Verkleidung. Er hat ein sehr gutes Auge für Details und bringt sich sehr stark ein", sagte er.

Gerade diese Detailverliebtheit unterscheidet den Ex-Weltmeister offenbar von anderen Piloten. "Er ist ein sehr talentiert Fahrer, aber in der Formel 1 geht es um so viel mehr", erklärte der Mercedes-Teamchef. "Talentierte Piloten gibt es viele, aber ihnen fehlt den Rest - und ich glaube, Lewis hat diesen Rest." Auch damit, dass er Probleme wie beispielsweise den fehlenden Abtrieb offen anspricht, findet offenbar den Gefallen von Hamiltons Vorgesetzten.

"Wir haben Lewis klar gemacht, er ist ein Teil der Lösung, um uns dahinzubringen, wo wir hinwollen", erläuterte er. "Er hilft uns zu verstehen, worauf wir uns konzentrieren müssen. Mir gefällt sein konstruktiver Ansatz", erzählte Brawn. Dass im Aero-Bereich noch einiges optimiert werden muss, sei ohnehin kein Geheimnis. "Wir wissen, was wir tun müssen. Wir bemühen uns, aber es wird nicht über Nacht passieren, mit Sicherheit nicht bis Melbourne."