So sehr die Öffentlichkeit den neuen Boliden aus Milton Keynes erwartet hat: Adrian Newey und seine Mannen ließen sich bei der offiziellen Präsentation des Red Bull RB9 mitnichten in die Karten gucken. Gehüllt in ein schimmerndes Farbkleid aus Blau, Rot, Gelb und Violett versprühte der Wagen zwar jede Menge frischen Glanz, doch wer gänzlich neue Formen erwartet hatte, wurde etwas enttäuscht. Gemäß den Ankündigungen der Cheftechniker ist die Grundform des neuen Autos jener des alten sehr ähnlich. Deutlich verändert wurde allerdings die Fahrzeugfront.

Die Frontansicht des RB9, Foto: Red Bull
Die Frontansicht des RB9, Foto: Red Bull

Der erste Blick darauf offenbart, dass die viel diskutierte Stufennase weiterhin vorhanden ist. Im Vergleich zum Vorjahr fällt sie aber weniger kantig aus; zudem ist der markante Schlitz in der Verkleidung passé. Das ab diesem Jahr erlaubte Anbauteil zur Kaschierung der Stufennasen-Optik wurde nur bedingt angewendet. Man habe die Möglichkeit einer Abdeckung aus Gründen des Gewichts nur in Maßen genutzt, erklärte Newey. Die Abmessungen der Nase scheinen in etwa gleich geblieben zu sein, ebenso der Überhang im Verhältnis zum Frontflügel.

Auch an diesem selbst ist nur kaum Neues zu erkennen. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass viele neue Bauteile erst bei den Testfahrten am kommenden Dienstag im spanischen Jerez de la Frontera zu sehen sein werden. Denn sogar der Heckflügel - ein zumeist häufig verändertes Formel-1-Bauteil - an dem präsentierten RB9-Modell wies keinerlei erkennbare Weiterentwicklungen auf. Es gilt als nicht ausgeschlossen, dass lediglich die Brasilien-Spezifikation des Heckflügels aus dem Jahr 2012 montiert war, wenn auch neu lackiert.

Evolution statt Revolution

Vettels neuer Wagen von der Seite, Foto: Red Bull
Vettels neuer Wagen von der Seite, Foto: Red Bull

Bei genauerer Betrachtung sind zwischen Front und Heck jedoch kleine Veränderungen zu erahnen. Beispielsweise sind die Seitenkästen sowie deren Lufteinlässe in Nuancen anders geformt, obgleich beinahe nicht erkennbar. Trotz der Tatsache, dass Newey für seine filigranen Fahrzeugformen berüchtigt ist, wirkt der RB9 nicht so schlank und rank wie der unlängst vorgestellte C32 des Sauber-Rennstalls. Dennoch ist auch Red Bulls Neuer grazil, speziell im Bereich hinter den Seitenkästen bis zu den Radaufhängungen.

Eklatante Technik-Neuerungen hat es bei den österreichischen Briten ergo nicht gegeben, jedenfalls keine von außen ersichtlichen. Wie es unter dem Carbonkleid des RB9 aussieht, wird wohl ohnehin ein Geheimnis bleiben. All dies muss aber längst nicht bedeuten, dass das Weltmeistergespann keine erheblichen Fortschritte in puncto Geschwindigkeit gemacht hat. Da es zur Saison 2013 keine großartigen Verschiebungen im technischen Reglement gegeben hat, werden die Details an Gewicht gewonnen haben. Newey zufolge hat sich sein Team auf eben diese konzentriert.