Die Feier in Brasilien war lang, feuchtfröhlich und ausgelassen. Zum dritten Mal krönte sich Sebastian Vettel im November 2012 zum Weltmeister. Eine Woche danach ließ er nochmals alle österreichischen Fans in Graz, der Heimat von Motorsport-Berater Helmut Marko, an seinem Glück teilhaben, schrieb Autogramm, drehte Showrunden und gab ein Interview nach dem anderen.

Lewis Hamilton lässt kaum einen Tag vergehen, an dem er nicht eine Nachricht twittert, Foto: Sutton
Lewis Hamilton lässt kaum einen Tag vergehen, an dem er nicht eine Nachricht twittert, Foto: Sutton

Seither ist es still um den Heppenheimer geworden. Fast möchte man meinen, die Erde hätte sich unter ihm aufgetan und hätte ihn verschluckt. Ob nun Jenson Button, Sergio Perez, Mark Webber, Fernando Alonso oder eine unzählige Reihe anderer Stars der Königsklasse lassen ihre Fans an ihrem Leben teilhaben. Die Wunderwaffe heißt Twitter. Ob es das Bild vom letzten Marathon, der Strand der gewählten Urlaubsinsel oder sogar das Bild des neuen Futternapfs des Hundes ist, jeder Fans weiß - oder glaubt es zumindest - alles aus dem Leben des Piloten.

Nicht selten werden in unzähligen Interviews und 'Tweets' Kampfansagen wie "in diesem Jahr pushe ich zu 100 Prozent", "ich werde alle schlagen", oder "dieses Mal geht der Titel an mich", gemacht. All das gibt es von Vettel in den kalten Monaten nicht. Er verschwindet von der Bildfläche, macht sich entspannte Tage und arbeitet still und leise an seiner Vorbereitung für die neue Saison. Sobald sich dann der Vorhang öffnet und er den Red Bull erstmals auf der Strecke fährt, ist der Dreifachweltmeister voll bei der Sache, ohne seine neuesten Erkenntnisse - oder noch viel schlimmer geheime Telemetriedaten - sofort via Twitter seiner Anhängerschaft zu präsentieren.

Natürlich ist es für den Fan eine harte Zeit, wenn sich der Star völlig aus der Öffentlichkeit zurückzieht, während andere Piloten uns an ihrem Privatleben teilhaben lassen. Aber ist es nicht genau das, was alle seine Anhänger an Vettel so schätzen? Er hat weder einen Twitter- Account noch sonstige Kommunikationsmöglichkeiten nach außen. Der Red-Bull-Star ist ein auf dem Boden gebliebener Fahrer, der neue Details lieber mit seinen Ingenieuren als mit der Weltöffentlichkeit teilt. Genau das scheint sein Geheimnis zu sein, denn der Erfolg gibt ihm Recht. Daher ist für die Vettel-Fans vermutlich die Devise, ein paar Monate im Jahr geht es auf Entzug, um dann wieder den Geschmack des Erfolges mit dem 25-Jährigen zu teilen. Vielleicht sollten sich einige Piloten ein Beispiel am Weltmeister nehmen und lieber Erfolge als allerlei Nebensächlichkeiten mit den Fans zu teilen.