Wir schreiben das Jahr 2007: Mit GP2-Meister und F1-Neuling Lewis Hamilton stößt ein viel versprechendes Talent zu McLaren und schlägt ein wie eine Bombe - dabei war eigentlich alles für die chromfarbene Ära Alonso angerichtet, der Spanier als frischgebackener Doppelweltmeister, mit über einem Jahr Vorlaufzeit angekündigt, nach Woking gewechselt, um die im Vorjahr schwächelnden Briten wieder auf die Siegerstraße zurückzuführen. Es kam bekanntlich anders...

Nach nur einer Saison voller interner Querelen, eines erbitterten Stallduells im Schatten der Spygateaffäre und vor allem vor dem Hintergrund einer unnötig verlorenen Weltmeisterschaft, verließ der heute 31-Jährige, der sich mit der unterkühlen Atmosphäre im englischen Team, das längt zu Hamiltons geworden war, nie anfreunden konnte, die Insel fluchtartig, um zu Renault zurückzukehren. Sechs Jahre sind seitdem vergangen und ab dem Großen Preis von Australien im kommenden März sitzt erstmals keiner der beiden großen Streithähne von damals mehr in einem McLaren - stattdessen werden Hamilton und Alonso für Mercedes und Ferrari auf Titel- und vor allem Chrompfeiljagd gehen.

Anything you can do I can do better

Die Zeiten der kindischen Neckereien sind vorbei: Hamilton & Alonso sind erwachsen geworden, Foto: Sutton
Die Zeiten der kindischen Neckereien sind vorbei: Hamilton & Alonso sind erwachsen geworden, Foto: Sutton

Das Verhältnis der beiden ist indes über die Jahre besser geworden, von der erbitterten Feindschaft vergangener Tage, die mit Sicherheit auch durch die jeweils landeseigene Presse massiv befeuert und hochstilisiert wurde, ist nichts mehr über. Bereits in den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass sich die Giftpfeile Alonsos mehr und mehr in Richtung Red Bull und Sebastian Vettel richteten, Hamilton verschwand aus seinem Fokus, was auch dessen ins sportliche Hintertreffen geraten der Jahre 2009 und 2011 geschuldet war. 2012 fuhr Hamilton eine starke Saison - doch von neu aufflammender Rivalität zu Alonso war trotzdem nichts zu beobachten. Ganz im Gegenteil: So verkündete der Brite beispielsweise vor dem Rennstart zum GP in Austin via Instagram: "Ich hoffe, dass ich diesem Typen hier heute ein wenig helfen kann."

Darunter postete er ein Foto von sich, Arm in Arm mit Alonso. Der Scuderia-Star wird seinerseits nicht müde, fortlaufend zu betonen, dass er Hamilton neben sich für den besten Fahrer im Feld hält und ob seines herausragenden Grundspeeds für die größte Herausforderung im direkten Zweikampf auf der Strecke. Die Zeiten des gegenseitigen Kleinkriegs scheinen somit endgültig vorbei. Ein Fakt, der auch dem neuen Mercedes-Piloten nicht verborgen geblieben ist: "Mein Verhältnis zu Fernando ist um ein Vielfaches besser geworden", räumte Hamilton ein.

"Wir haben 2007 endlich hinter uns gelassen - er sogar noch mehr als ich. Es scheint so, als würde er mich als Fahrer endlich schätzen, genauso wie ich ihn schätze", freute sich der 28-Jährige, der meinte: "Wir begegnen uns nun auf Augenhöhe." Dazu gehört scheinbar auch das gegenseitige in den Himmel Loben des Gegenübers. "Ich glaube, er ist der beste Fahrer der Welt - und er hat in Brasilien selbiges über mich gesagt", grinste Hamilton. "Ich erfreue mich an dem Gedanken, dass er so großen Respekt für mich übrig hat, denn den habe ich auch für ihn", schwärmte der Brite, der damit vor allem eines demonstrierte: Die Zeiten des 'Anything you can do I can do better' scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören.