Mercedes hat am Freitag ausgewählten Medienvertretern, darunter Motorsport-Magazin.com, erstmals den V6 1,6 Liter Turbomotor vorgestellt, der ab 2014 in der Formel 1 im Einsatz sein wird. Im Motorenwerk in Brixworth zeigte der Hersteller nicht nur das Aggregat erstmals, sondern ließ auch etwas hören. Dabei hörte sich der Motor durchaus gut an, war zwar vielleicht nicht ganz so grell wie der bisherige 2,4 Liter V8, aber er klang durchaus Formel 1 würdig. Der Klang ist etwas tiefer, hat aber Substanz.

Zu diesem Ersteindruck muss angefügt werden, dass der Motorensound von einer Aufnahme stammte. So konnten die Medienvertreter das neue Triebwerk zwar intensiv begutachten, Live-Klänge gab es nicht. Stattdessen wurde vom Band eine simulierte Prüfstand-Runde von Monza vorgespielt, die von Simulator-Aufnahmen der Strecke begleitet wurde. Das bedeutet, der Sound der Motoren dürfte noch etwas an Eindruck gewinnen, wenn sie im Auto verbaut und mit einem Auspuff verbunden sind. Zudem bringt der Turbo mit seinen bis zu 125.000 Umdrehungen pro Minute noch etwas Zusatzklang mit.

Laut aber schön

Mercedes-Motorenchef Andy Cowell war sogar der Ansicht, die neuen Aggregate klingen angenehmer als die aktuellen V8. "Die Motoren werden laut, aber schön klingen", meinte er. "Die Frequenz wird höher und mit dem Turbolader bei 125.000 Umdrehungen pro Minute werden sie laut sein. Wenn man auf dem Prüfstand daneben steht, ist es nicht ruhig und man braucht Ohrenschützer. Das Racing wird auch eine neue Qualität erhalten. Es wird mehr in Richtung einer Formel für denkende Fahrer gehen, die das meiste aus dem Auto und der verfügbaren Energie machen müssen."

Erschwerend kommt hinzu, dass die Motoren mehr Drehmoment liefern, vor allem wenn es aus Kurven herausgeht. Das bedeutet, das Heck wird sehr nervös werden und die Fahrer sind mehr gefordert, die Kraft sauber auf die Straße zu bekommen. "Die Motoren werden die Formel 1 auch wieder an die vorderste Front der Technologie bringen - das ist, was die Fans wollen." Ob die Motoren 2014 das Zünglein an der WM-Waage werden, wie Adrian Newey es voriges Jahr prophezeite, wollte Cowell noch nicht abschätzen. Er war aber überzeugt, dass die Triebwerke wieder eine bedeutendere Rolle in der Formel 1 spielen werden als in den vergangenen Jahren.

Der Motor ist zurück im Motorsport

"Wir bringen den Motor wieder in den Motorsport, aber in welchem Ausmaß, werden wir erst 2014 wissen. Er wird aber sicher mehr Einfluss haben." Was die Leistung betrifft, so werden die neuen Triebwerke wie die bisherigen rund 750 PS liefern, wobei ein größerer Teil davon durch Energie-Rückgewinnungssysteme (ERS) erzeugt wird. Die neuen ERS sollen für 33,3 Sekunden pro Runde 161 PS bringen, das bisherige KERS lieferte für 6,7 Sekunden pro Runde 80 PS. Für Cowell stand deswegen fest: "Heute ist es schwierig, ohne KERS schnell zu sein - 2014 wird es unmöglich, ohne ERS an den Start zu gehen."