Zugegeben, es wäre ziemlich leicht, auf Romain Grosjean und Pastor Maldonado nach der Saison 2012 einzudreschen. Beide haben sehr viele WM-Punkte liegen gelassen und zeigten sich zumindest im Falle des Venezolaners ein wenig uneinsichtig. Beide schlidderten hin und her zwischen Genie und Wahnsinn - doch in beiden steckt eben auch das Genie. Und genau dieses gilt es jetzt zu fördern. Jeder hat mal eine schlechte Saison - siehe Lewis Hamilton 2011. Vom Speed her gehören beide in die Formel 1, die Vertragsverlängerung ist bei beiden gerechtfertigt.

Grosjean: Den Iceman ins Schwitzen gebracht

Schon in Kanada fuhr Grosjean auf den zweiten Platz, Foto: Sutton
Schon in Kanada fuhr Grosjean auf den zweiten Platz, Foto: Sutton

Romain Grosjean wurde mit Kimi Räikkönen ein bärenstarker Teamkollege vor die Nase gesetzt. Und diesen ließ er im Qualifying gleich mal mit 10:9 hinter sich. Wer den Iceman im teaminternen Duell besiegt, kann so schlecht nicht sein. Gewiss hatte Räikkönen mit der Lenkung zu Beginn der Saison zu kämpfen, aber man darf nicht vergessen, dass Grosjean die letzten Rennwochenenden überaus vorsichtig angegangen ist, nachdem er bei der Rennleitung zum Stammgast geworden war. In Ungarn hätte Grosjean fast seinen ersten Sieg gelandet, doch wegen zu geringen Topspeeds kam er nicht an Lewis Hamilton vorbei.

Pastor Maldonado hingegen hat den Sieg bereits geholt. Immer wieder war in diversen Foren zu lesen, dass Barcelona ein Glückstreffer gewesen sein muss. Nein, war es nicht, zumindest nicht ganz. Lewis Hamilton hätte ohne seine Strafversetzung das Rennen wohl locker gewonnen - den Deal gehe ich ein. Doch er musste nun mal von hinten starten. Und Maldonado hat keinen geringeren als Fernando Alonso vor dessen Heimkulisse sauber besiegt. Er hatte schlicht den höheren Speed. Das war kein Glückstreffer, das war sauber hausgefahren.

Maldonado: Ohne KERS in der Spitzengruppe

Maldonado in Singapur in der ersten Reihe - noch Fragen?, Foto: Sutton
Maldonado in Singapur in der ersten Reihe - noch Fragen?, Foto: Sutton

Danach folgte seine Crashphase, die sich bis Spa-Francorchamps hinzog. Glück für ihn, dass seine Kollision dort mit Timo Glock völlig unterging, da sich Medien und Fans nun auf Romain Grosjean einschossen, der für den spektakulären Startcrash gesorgt hatte. Maldonado meldete sich zurück - und wie! Der Platz in der ersten Startreihe von Singapur zeigte wieder einmal sein fahrerisches Talent. Leider versagte im Rennen die Technik. In Abu Dhabi folgte der nächste Geniestreich. P5 klingt nicht unbedingt danach, doch der Redaktion fiel fast die Kinnlade runter, als bekannt wurde, dass er das ohne KERS bewerkstelligt hatte. Hier hätte er zum zweiten Mal gewinnen können.

Dass beide Chaospiloten von 2012 in der Formel 1 bleiben, überrascht mich nicht sonderlich. Denn beide gehören hier her. Fehler lassen sich abstellen. Wer redet noch von Crashkönig Lewis Hamilton? Ein Jahr später ist alles vergessen, wenn man es gut macht. Adrian Newey sagte stets, dass es einfacher sei, ein schnelles Auto zuverlässig zu machen, als ein zuverlässiges schnell. Und genauso ist bei den Fahrern die Kombination aus viel Speed und viel Schrott mittelfristig erfolgsversprechender als eine solche mit wenig von beidem. Fehler abzustellen lässt sich erlernen, Grundschnelligkeit nicht.