Bei Ferrari übte man sich nach der knappen Titelniederlage in Sao Paulo darin, trotzdem kollektiven Stolz auf den 2012 vollbrachten Kraftakt zu demonstrieren. Nach außen hin zeigte man sich dementsprechend als Einheit und wollte die Köpfe nicht senken - dass dies in den schwierigen Tagen nach dem Saisonfinale aber kein leichtes Unterfangen war, räumte nun auch Teamchef Stefano Domenicali ein. "Es ist nicht einfach, wenn man nach so einer unglaublichen Saison auf diese Art und Weise verliert", erklärte er mit Blick auf die Leistung Fernando Alonsos, der den Titel nur um drei knappe Punkte verfehlte. "Er hätte den Titel verdient gehabt", fand der Italiener, der jedoch glaubte, dass sein Schützling zurückschlagen werde.

"Es ist die Stärke eine Champions, dass er sicherstellen kann, in der nun anstehenden Pause die Batterien aufzuladen, um dann erneut der Beste zu sein", so Domenicali, der davon überzeugt war, dass Alonso die Niederlage mehr getroffen habe, als dieser das augenscheinlich habe öffentlich durchblicken lassen. "Man muss sich einmal in seine Lage versetzen. Er weiß und wusste auch zu diesem Zeitpunkt, dass er den Titel ehrlich verdient gehabt hätte. Dabei möchte ich aber betonen, dass das Sebastian im Gegenzug überhaupt nicht in ein schlechtes Licht rücken soll - er hat gewonnen, somit hat er es auch verdient."

Nehmerqualitäten vonnöten

In Maranello hat man schon einfacherere Tage gesehen, Foto: Sutton
In Maranello hat man schon einfacherere Tage gesehen, Foto: Sutton

Viel mehr gehe es darum, Alonsos Leistung in Relation dazu zu sehen. "Wenn man sieht, was er seit dem ersten Rennen - in einem sehr schwierigen Auto - geleistet hat, dann muss man sagen, dass er jedes Mal das Maximalresultat herausgeholt hat", erklärte der Teamchef. "Ich glaube, er hat in den Rennen von allen am meisten überholt. Dennoch hat er verstanden, dass die Möglichkeit, diesen Titel zu gewinnen, nun vorbei ist." Die Stimmung sei dementsprechend gedrückt. "Man kann die Meisterschaft ja nicht alle zwei Sekunden einfahren - deshalb war er in diesen Momenten so niedergeschlagen - genauso wie wir es als ganzes Team waren", skizzierte Domenicali die schwierigen Stunden nach dem Finale.

Nun gelte es jedoch, sich wieder aufzurappeln, um dann mit voller Kraft wiederzukommen. "Wenn man diese Fähigkeit nicht besitzt, ganz gleich ob im Sport oder sonst wo, verwirkt man seine Möglichkeiten. Ich bin sicher, dass Fernando das nicht passieren wird", so der Italiener. Für ihn gab es zudem berechtigte Gründe, auf eine klare Formverbesserung der Scuderia 2013 zu hoffen. "Wir haben gelernt, welche Dinge wir verbessern müssen, besonders was die Entwicklung des Autos angeht, da gibt es gar keine Zweifel." Welche spezifischen Bereiche man nun umkrempeln werde, wollte Domenicali aber nicht anfügen, seien das doch Interna, die man nur in Teamkreisen diskutieren werde.

Umbruch hinter verschlossenen Türen

"Ich möchte nicht die Medien als Sprachrohr dafür benützen, was wir nun für Änderungen vornehmen - das ist nicht der Stil, in dem wir arbeiten sollten. Wir hier, im Büro und im Werk wissen, was wir zu tun haben", stellte er sich vor das Team. Dann habe man Adrian Newey und der innovativen Red-Bull-Truppe 2013 auch ganz sicher etwas entgegenzusetzen. Dass es jedoch nur an den Erfindungen des britischen Technik-Gurus läge, dass Red Bull die Saison so erfolgreich beendet habe, wollte der Scuderia-Chef nicht gelten lassen. Vettel habe natürlich seinen Teil dazu beigetragen. "Wenn man sich die Situation zwischen ihm und Mark Webber ansieht, muss man sagen, dass er mehr Performance aus dem Auto ziehen konnte. Das ist ein Fakt."

Nichtsdestotrotz, habe die österreichische Weltmeistertruppe in den letzten Jahren ganz einfach bewiesen, dass sie fast immer eines der besten Autos zur Verfügung habe. "Die Referenz ist also mit Sicherheit ein anderes Leistungsniveau des Autos, als wir es heuer bei Ferrari hatten - das müssen wir für uns als Beispiel annehmen und daraus lernen, um uns zu verbessern", fand der 47-Jährige. "Wenn andere einen besseren Job machen als man selbst, muss man verstehen, warum das so ist." Dabei gelte es vor allem zu beachten, welche Leute, Methoden und Werkzeuge man wie einsetze. "Es ist eine große Kombination von Dingen und auch ganz einfach gute Organisation, mit der man bei all diesen Elementen arbeiten muss, um das Maximum aus dem herauszuholen, was man zur Verfügung hat", erklärte Domenicali.