Für Esteban Gutierrez beginnt 2013 ein neuer Karriereabschnitt. Der Mexikaner steigt bei Sauber vom dritten Fahrer zum Stammpiloten auf, um seinen zu McLaren abgewanderten Landsmann Sergio Perez zu ersetzen. Neben Testfahrten für Sauber bestritt Gutierrez auch die GP2-Saison und offenbarte dabei Licht und Schatten. Zwei Siegen standen zahlreiche Fehler gegenüber, weshalb er die Meisterschaft schlussendlich als Dritter beendete, zu Luiz Razia und Champion Davide Valsecchi aber einen Respektabstand aufwies. Der 21-Jährige beteuerte jedoch, dass er aus seinen GP2-Missgeschicken viel für die Karriere in der Königsklasse gelernt habe.

"Es ist mir völlig bewusst, dass der Wettbewerb in der Formel 1 nicht einfach ist, denn es handelt sich um den Toplevel des Motorsports", gab sich Gutierrez keinen Illusionen hin. Zwar habe er in der GP2 die nötige Konstanz vermissen lassen, bezeichnete das in seinen letzten Zügen liegende Jahr aber dennoch als das wichtigste seiner Karriere. "Diese Erfahrung gibt einem eine andere Perspektive für jene Dinge, die noch vor einem liegen", wusste der Mexikaner.

Schritt für Schritt zu Reife

Für Gutierrez gehe es in der Formel 1 nun darum, Konstanz zu finden und in weiterer Folge Spitzenergebnisse ins Visier zu nehmen. "Es läuft Schritt für Schritt ab und sich zu Beginn der Saison einzugewöhnen, wird sehr wichtig sein", nannte er die bevorstehenden Herausforderungen und ließ mit einer bemerkenswerten Aussage aufhorchen, da er nicht abschließend beurteilen wollte, ob er bereits zur Gänze für die Formel 1 gerüstet sei.

Erfolgreich in der GP2 unterwegs, Foto: Sutton
Erfolgreich in der GP2 unterwegs, Foto: Sutton

"Es macht keinen Sinn zu sagen, dass ich zu einhundert Prozent bereit bin, da es momentan schwierig zu beurteilen ist, wie bereit ich bin", führte der Sauber-Pilot seine Überlegungen aus und fügte hinzu: "Aber ich gebe mein Bestes und habe all die Zeit, die ich auf der Strecke verbracht habe, dazu genützt, um mein Wissen über den Wagen zu verbessern und wie ich dem Team Feedback geben kann."

Zur Seite gestellt bekommt Gutierrez Nico Hülkenberg, der mit Force India eine starke Saison absolvierte und sich damit für höhere Aufgaben empfahl. "Nico ist ein sehr erfahrener Pilot und zu wissen, dass er mein Teamkollege wird, ist großartig, da er ein guter Maßstab ist", streute Gutierrez seinem künftigen Compagnon Rosen. Für das Team sei die Erfahrung sehr wichtig und er selbst möchte sich mit dem Deutschen freilich messen, um schlussendlich Sauber nach vorne zu bringen.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Bereit oder nicht, das ist hier die Frage. Es ist erfrischend ehrlich, dass Gutierrez zugibt, womöglich noch nicht über die letzte Reife zu verfügen, die man in der Königsklasse benötigt. Alles andere würde wohl auch nicht der Realität entsprechen, denn welcher 21-Jährige, der gerade einmal ein paar Testtage in einem Formel-1-Boliden auf dem Buckel hat, kann schon wirklich ohne mit der Wimper zu zucken von sich behaupten, dass der Aufstieg zum Stammfahrer nicht mit vielen Unbekannten behaftet ist?

Es wird an Sauber liegen, Gutierrez zu formen und ihm die nötige Konstanz einzuimpfen, um erfolgreich zu reüssieren. Dass man damit in Hinwil Erfahrung hat, ist kein Geheimnis. Man denke etwa an Kimi Räikkönen und Felipe Massa, die sich ihre ersten Sporen bei Sauber verdienten und heute zur Weltklasse des Motorsports zählen. Am Speed sollte es Gutierrez nicht mangeln, wie er in der GP2 nicht nur einmal bewiesen hat. (Philipp Schajer)