Damit, sich unbeliebt zu machen, hat Luca di Montezemolo bekanntlich keine Probleme. Michael Schumacher, zumindest in Italien, dieser Tage jedoch auch nicht. So ließ er beim Saisonfinale in Sao Paulo in den Schlussrunden mühelos Landsmann Sebastian Vettel passieren, nur um hinter diesem den siebten Platz einzufahren und danach davon zu sprechen, seinen Freund gerne vorbeigelassen zu haben. Seinem Ex-Chef bei den Roten war dieses Verhalten klarerweise ein Dorn im Auge - seiner Meinung nach hatte Schumacher dem Falschen geholfen, holte der Kerpener doch immerhin fünf seiner sieben WM-Titel mit der Scuderia und nicht mit Red Bull oder Vettel.

"Ich hätte mir von Michael in seinem letzten Rennen ein etwas anderes Verhalten erwartet - er ist ein Fahrer, der eigentlich mit Ferrari verwurzelt ist und mit uns einige ganz besondere Momente erlebt hat, weshalb wir uns ihm gegenüber sehr verbunden fühlen", zeigte sich der Italiener enttäuscht vom Manöver seines 43-jährigen Ex-Schützlings. Im Vergleich zur Meinung Di Montezemolos über ein anderes Schwergewicht der F1, Bernie Ecclestone, waren das jedoch noch warme Worte. Gegen den Briten redete sich der Ferrari-Boss so richtig in Rage, hatte dieser zuletzt doch vehement die Entscheidung des Traditionsrennstalls kritisiert, das viel diskutierte Flaggen-Wirrwarr beim Finale in Sao Paulo noch einmal von der FIA durchgehen und klären zu lassen.

Montezemolo, der bei seiner Wutrede auch wieder einmal seine bekannten Ansichten vertrat, dass die Aerodynamik in der modernen F1 einen zu großen Platz einnehmen würde und das Testverbot Nonsens sei, erklärte in Bezug auf Ecclestone: "Einige Leute haben in den letzten Tagen behauptet, unser Verhalten sei ein Witz gewesen - in Wahrheit ist das jedoch der größte Witz." Der 65-Jährige fügte an: "Mein Vater hat mir immer beigebracht, dass man für die Älteren Respekt haben soll, auch wenn sie den Punkt erreicht haben, an dem sie ihre Worte nicht mehr kontrollieren können." In Bezug auf Ecclestone, der 82 ist, fuhr er fort: "Deswegen werde ich nun damit aufhören - denn ein gewisses Alter ist mit einigen Positionen und Verantwortungen ganz offensichtlich einfach nicht kompatibel."