Nicht nur im Auto ein Champion, sondern auch im Kopf: Die Art und Weise wie Sebastian Vettel mit den Störfeuern von Titelkonkurrent Ferrari umgegangen ist, hat Red-Bull-Teamchef Christian Horner beeindruckt. Nachdem er sich zum dritten Mal in Folge die Fahrer-WM gesichert hatte, brandmarkte der 25-Jährige zwar die "schmutzigen Tricks" des Gegenspielers in rot, zuvor hatte er sich aber weder von Anschuldigungen, der RB8 verwende illegale technische Mittel, noch von Spekulationen um einen Wechsel zum Rennstall aus Maranello, die offenbar von Ferrari gestreut worden waren, noch von provokanten Aussagen anderer Fahrer aus der Ruhe bringen lassen.

Dass Vettel trotz der vielen Ablenkungsmanöver seinen Fokus behalten habe, nötigte Horner Respekt ab. "Einige seiner Konkurrenten haben es versucht. So läuft der Sport nun mal", meinte der Brite. Die Attacken erzielten bei Vettel allerdings keinerlei Wirkung. "Sebastian hat gezeigt, was er für einen starken Charakter hat, er hat sich nicht daran beteiligt", sagte Horner. "Meiner Meinung nach waren einige Unsportlichkeiten dabei, aber er hat sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen."

Auf die Frage, ob er denke, dass die Konkurrenz zu weit gegangen sei, antwortete der 39-Jährige vielsagend: "Jeder hat seinen eigenen Weg und seinen eigenen Charakter." Allerdings wundern ihn die Attacken aus dem Lager der ehemaligen Platzhirsche nicht. "Unser Erfolg ist für einige der etablierten Kollegen nicht einfach zu verdauen", so Horner. "Aber wir lassen uns davon nicht ablenken und konzentrieren uns darauf, was wir machen können."

Den Erfolg im Jahr 2012 schätzt Vettels Vorgesetzter wegen der geglückten Aufholjagd in der zweiten Saisonhälfte sogar noch höher ein als die Triumphe in den beiden Jahren zuvor. "In vielerlei Hinsicht ist es die beste Meisterschaft", betonte Horner. "Sebastian musste unglaublich hart dafür arbeiten. Seine mentale Stärke war schon immer sehr, sehr beeindruckend, aber in dieser Saison hat er ein neues Level erreicht."

Trotz eines aussichtslos erscheinenden Rückstands auf Fernando Alonso habe Vettel niemals aufgegeben, noch sich aus der Ruhe bringen lassen. "Er hat seinen Fokus nie verloren, je größer der Druck war, umso besser wurden seine Leistungen", erläuterte Horner. "Als er mit 39 Punkten Rückstand aus der Sommerpause kam, hat er eine eindrucksvolle Siegesserie hingelegt. Seine Aufholjagd in Abu Dhabi war bemerkenswert, genauso wie das Rennen in Brasilien - weniger gute Fahrer wären unter dem Druck zusammengebrochen."