Wenn es drauf ankommt, läuft Sebastian Vettel zur Hochform auf. Das stellte er mit seinem dritten WM-Erfolg beim nervenaufreibenden Herzschlagfinale in Brasilien nachdrücklich unter Beweis. Und 2012 war nicht das erste Mal: Bereits 2010 krönte sich der Red-Bull-Pilot dank eines überragenden Saisonendspurts zum Weltmeister. Für die starken Leistungen unter Druck gibt es Gründe: Neben seiner fahrerischen Extraklasse gilt der dreimalige Weltmeister vor allem im mentalen Bereich als unglaublich stark.

Zwei, die es wissen müssen, Teamchef Christian Horner und Motorsport-Berater Helmut Marko, sehen das genauso. "Je mehr Druck er hat, desto besser wird Sebastian", meinte Ziehvater Marko. "Nach der Sommerpause zeigte die Formkurve bei ihm jedes Mal nach oben. Das ist einfach etwas, das in ihm steckt. Neben all den anderen Faktoren zeichnet Sebastian vor allem seine mentale Stärke aus." Horner hieb in die gleiche Kerbe, in Sachen Konzentrationsfähigkeit sei Vettel eine Klasse für sich. "Mental ist er sehr gut. Das ist eine seiner größten Stärken", meinte der Brite nach Vettels Aufholjagd in Abu Dhabi.

Vettel hielt sich seinerseits mit Selbstbeweihräucherungen zurück und räumte hingegen ein, dass die Anspannung vor dem WM-Finale 2012 besonders groß gewesen sei. "Natürlich ist der Druck ein wichtiges Element", sagte der frisch gekrönte Champion bei einer Pressekonferenz in Milton Keynes. "Gerade am Ende des Jahres wird man immer angespannter. Es ist aber auch davon abhängig, mit wem man um den WM-Titel kämpft."

Im diesjährigen Titel-Duell habe er sich vor allem darauf konzentriert, sich von den vielen Scharmützeln jenseits der Strecke nicht ablenken zu lassen. "Es gibt immer ein immer ein paar Gerüchte und Sachen, die gesagt werden, und andere non-verbale Dinge. Es ist nicht einfach, da fokussiert zu bleiben. Ich habe versucht, es Schritt für Schritt zu machen", erklärte der 25-Jährige.

Dass es tatsächlich mit dem dritten Titelgewinn geklappt habe, und zwar nicht nur für ihn, sondern auch für das Team, sei eine Bestätigung der guten Arbeit. "Am schwierigsten ist der Sieg nach dem Sieg, weil man viel Aufmerksamkeit bekommt und darüber nachdenkt, wie man wieder gewinnt und was man dafür tun muss", erläuterte Vettel. "Ich will uns nicht loben, aber ich denke, dass wir ein paar Dinge richtig gemacht haben. Es ist wichtig, man selbst zu bleiben und nicht jemand, der man nicht ist. Das kostet Energie."