1. Welche Rekorde hält Vettel jetzt?

Mit seinem Husarenstück in Brasilien sicherte sich Sebastian Vettel zum dritten Mal in Folge den WM-Titel. Bis zu den sieben Erfolgen von Michael Schumacher ist es zwar noch ein weiter Weg, eine Reihe von Rekorden kann der Red-Bull-Pilot aber bereits für sich geltend machen. In jungen Jahren war kein Pilot so erfolgreich wie der neue Champion. Das begann bereits 2008, als er mit seinem Sieg in Monza zum jüngsten Grand-Prix-Sieger aller Zeiten wurde. Und damit nicht genug: Vettel ist sowohl der jüngste Champion und Doppel-Weltmeister als auch der jüngste Fahrer, dem je ein Titel-Hattrick geglückt ist.

Mit gerade einmal 25 Jahren ist er der erste Fahrer, dem dieses Kunststück in einem so frühen Stadium der Karriere gelungen ist. Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher, die beiden einzigen Fahrer, die ebenfalls drei Meisterschaften nacheinander einfuhren, waren bereits jenseits der 30. Die meisten Bestmarken schnappte sich Vettel im Rekordjahr 2011. Er sammelte in den 19. Saisonrennen sagenhafte 392 Zähler, fuhr 739 Führungsrunden und schnappte sich 15 Pole Positions. Und auch 2012 ließ der Heppenheimer noch einen Rekord purzeln. Er führte drei aufeinanderfolgende Rennen - Japan, Korea und Indien - von der ersten bis zur letzten Runde an, das gab es bisher noch nie.

2. Wer war am Vettel-Senna-Crash Schuld?

Die erste Kurve in Sao Paulo ist berühmt berüchtigt für Startunfälle. 2012 waren ausgerechnet WM-Aspirant Sebastian Vettel und Lokalmatador Bruno Senna die Protagonisten. Während die Emotionen hochkochten und einige TV-Experten sich in Sachen Senna nicht mehr beruhigen konnten, schied der Brasilianer aus und Vettel kämpfte sich bis auf Platz sechs und zum WM-Titel nach vorne.

Sebastian Vettel: Welche Rekorde bricht er noch?, Foto: Red Bull
Sebastian Vettel: Welche Rekorde bricht er noch?, Foto: Red Bull

Vettel blickte nach seinem schlechten Start zur Spitze, als er einen Schlag auf das Heck bekam und umgedreht wurde. Während der nun dreifache Weltmeister die Schuld klar bei seinem Kontrahenten sah, sprach Senna davon, dass Vettel ihm die Tür zugemacht hätte und ordnete die Situation als reinen Rennunfall ein. Alexander Wurz - trotz Williams-Brille zumeist objektiv - gab dem Brasilianer Recht.

"Diese Situation muss man auch aus der Helikopter-Perspektive betrachten, denn zu dem Zeitpunkt, als Bruno seinen Bremspunkt wählt, konnte er nicht mehr anders", so der Fahrerberater. "Vettel startet normalerweise immer von vorne und kennt daher die Gesetze im Mittelfeld vielleicht nicht so gut. Er hat ein bisschen zugemacht." Letzten Endes waren beide Piloten nicht unschuldig, mit den Unterschied, dass Senna seinen Williams abstellen musste, während Vettel weiterfahren und Weltmeister werden konnte.

3. Wie sehr war Vettels Auto beschädigt?

Nachdem Sebastian Vettel in der ersten Runde des Brasilien GP mit Bruno Senna kollidiert war, zeigten sich links am Heck des RB8 Beschädigungen. Um zu beurteilen, ob diese repariert werden können und ob Vettel überhaupt weiter fahren kann, betrachtete Star-Designer Adrian Newey Detailfotos des Boliden. Dabei stellte sich heraus, dass der Schaden an Unterboden, Verkleidung und Auspuff irreparabel war. "Nach der ersten Runde dachte ich, alles ist aus", gestand Newey und auch Teamchef Christian Horner offenbarte: "Ich war erstaunt, dass das Auto überlebt hat."

Vettel erzielte bei seiner Aufholjagd vom Ende des Feldes dann jedoch die bis dahin schnellste Runde des Rennens. "Er kam wieder in Fahrt. Seine Pace im Nassen war unglaublich", schwärmte Horner. "Als die Strecke trockener wurde, war klar, dass seine Probleme die Balance des Autos beeinflussten", fügte er jedoch an. Dadurch bauten die Reifen stärker ab als erwartet. "Wir haben hinten Abtrieb verloren. Das ist, wie wenn man den Frontflügel verliert", erläuterte Newey. Zudem hing die Gefahr, dass der Auspuff aufgrund von Überhitzung brechen könnte, wie ein Damoklesschwert über dem Titelverteidiger. Das Team passte das Motormapping an, Vettel konnte seine 'Abbey' auf Position sechs ins Ziel "tragen" und seinen dritten Titel in Folge feiern.

Fahrerisch war Fernando Alonso 2012 eine Klasse für sich, Foto: Sutton
Fahrerisch war Fernando Alonso 2012 eine Klasse für sich, Foto: Sutton

4. Warum war Alonso trotzdem stolz?

Den Titel hat Fernando Alonso knapp verpasst, schmälern kann das die Leistung, die er im Jahr 2012 vollbracht hat, allerdings nicht. Dass er im unterlegenen Ferrari bis zum letzten Rennen, sogar bis zur letzten Runde, um den Titel kämpfte, ist aller Ehren wert. So sah es auch Alonso selbst: "Ich glaube, es war offensichtlich, dass wir nicht das schnellste Auto hatten. Eigentlich ist es ein Wunder, dass wir hier immer noch im Titelrennen waren." Aus fahrerischer Sicht kann sich Alonso nichts vorwerfen. Im Rennen gelang es ihm regelmäßig von einem hinteren Startplatz in die Spitze zu fahren. Obwohl er das Auto immer am Limit bewegen musste, waren Fahrfehler während der gesamten Saison Mangelware.

Die Leistungen des Ferrari-Stars blieben nicht unbemerkt. Bei vielen Fahrern und Experten gilt er als der kompletteste und beste Fahrer, der den WM-Sieg aufgrund seiner Leistungen verdient gehabt hätte. "Der Respekt und die Zuneigung, die mir aus dem Paddock entgegengebracht wurden, waren noch nie so groß", erzählte Alonso. "Ich habe ein großartiges Gefühl nach 2012, es war mit Abstand die beste Saison meiner Karriere." Dass ihn der entgangene Titel schmerzt, ist kein Geheimnis, aber bereits am Abend der Niederlage überwog bei ihm die Freude über das Geleistete. "Wenn man für so viele Monate mit ganzem Herzen und seiner ganzen Kraft kämpft, ohne auch nur einen Fehler zu machen, muss man darauf stolz sein."

5. Warum sah Button Alonso als Champion?

Während hinter ihm das Titelduell wütete, konzentrierte sich Jenson Button vor allem auf sein eigenes Rennen und darauf, bei den schwierigen Bedingungen in Interlagos nicht das Auto wegzuwerfen und den Sieg zu verlieren. Nach dem Grand Prix war der McLaren-Mann ziemlich überrascht, dass Sebastian Vettel und nicht etwa Fernando Alonso den Titel gewann. "Ich bekam nicht viel von Sebastians Rennen mit", sagte Button. "Ich war mir zwar nicht sicher, aber ich dachte, ich hätte ihn auf einem der Monitore an der Boxenmauer gesehen und war daher der Meinung, Fernando sei Weltmeister", schilderte der Brite seinen Irrglauben, Vettel sei nach dem Unfall mit Bruno Senna ausgeschieden.

Selbst nach Rennende und der Gewissheit, dass Vettel es auf Platz sechs geschafft hatte, war sich Button angesichts der Titel-Entscheidung noch nicht sicher. Vettel soll während einer Gelbphase Kamui Kobayashi überholt haben, was eine Strafe nach sich gezogen hätte. Button sagte Alonso, dass diese Möglichkeit bestehe und sorgte damit für ein wenig Irritation beim Spanier. "Ich hatte etwas Hoffnung, als Jenson mir sagte, dass es ein Problem mit der gelben Flagge geben könnte", so Alonso. "Aber dann dachte ich, dass es nicht wahr ist." Der Ferrari-Star sollte Recht behalten und auch bei Button dürfte der korrekte Weltmeister inzwischen angekommen sein.

6. Was hat Schumacher Vettel nach Rennende gesagt?

Michael Schumacher gehörte kurz nach dem Rennende in Interlagos zu den ersten, die Sebastian Vettel zum dritten Titel in Folge gratulierten. Der eine auf dem Höhepunkt der Formel 1, der andere vor dem Abschied: Die beiden Freunde Schumacher und Vettel weisen gewisse Parallelen auf. Da Schumacher noch etwas mehr Titelerfahrung besitzt, gab er dem Heppenheimer einen Ratschlag mit auf den Weg, als dieser für die Siegerfotos auf seinem RB8-Boliden Platz nahm. Doch was genau sagte der Rekord-Weltmeister zu Vettel?

Rennlegenden unter sich, Foto: Sutton
Rennlegenden unter sich, Foto: Sutton

"Ich habe ihm gesagt, dass er gefälligst seinen Helm ausziehen soll", klärte Schumacher anschließend auf. "Es ist schade, wenn man da steht und feiert und alle sehen immer nur den Helm. Die Emotionen sind für sich selbst und auch die Zuschauer sehr wichtig - das habe ich auch erst später selbst verstanden." Vettel tat wie vom siebenfachen Champion befohlen und grinste freudestrahlend in die Kameras.

7. Warum wurde Hülkenberg bestraft?

Brasilien scheint die Strecke von Nico Hülkenberg zu sein. 2010 stand er dort zum ersten und bisher einzigen Mal auf der Pole Position, im finalen Rennen 2012 kämpfte er mit einem Force India gegen McLaren sogar um den Sieg. Die Augen wurden groß, als er sich an Jenson Button vorbei an die Spitze schob, genauso enttäuscht waren dann die Gesichter, als er durch einen Fahrfehler diesen Platz wieder abgeben musste.

Es sollte noch schlimmer kommen, denn als er bei wieder einsetzendem Regen - mittlerweile gegen Lewis Hamilton - um Position eins kämpfte, rutschte ihm das Heck seines Force India genau in die linke Vorderradaufhängung von Lewis Hamilton. Der Brite musste aufgeben, Hülkenberg zur Strafe für den Unfall einmal durch die Boxengasse fahren. Damit war das Podest außer Reichweite - und Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer unzufrieden: "Die Durchfahrtsstrafe hätte es nicht geben dürfen. Die Untersuchung hätte nach der Session erfolgen sollen und danach wären die nötigen Konsequenzen ausgesprochen worden."

8. Was war mit Schumachers und Rosbergs Reifen?

Es machte den Anschein, als ob Mercedes beim Brasilien GP noch einmal ausgiebig die Reifen testen wollte: Innerhalb der ersten 20 Runden steuerten Michael Schumacher und Nico Rosberg insgesamt sechsmal die Boxengasse für einen Reifenwechsel an. Schumacher kam in den Runden 5, 8 und 17 rein, Teamkollege Rosberg während der Umläufe 9, 18 und 20. Schumacher handelte sich in Runde 5 einen Plattfuß ein, als er Trümmerteile aufsammelte, gleiches galt für Rosberg in Runde 20. Zusammen kamen die beiden Silberpfeile in Interlagos auf acht Reifenwechsel.

Michael Schumacher: Punkte im letzten Rennen, Foto: Sutton
Michael Schumacher: Punkte im letzten Rennen, Foto: Sutton

"Die beiden Reifenschäden brachten uns bereits in einer frühen Phase des Rennens mit beiden Autos in eine schwierige Position", sagte Teamchef Ross Brawn. "Nicos Auto wurde dabei stärker beschädigt, was sein Rennen sehr schwierig gestaltete. Michaels Plattfuß war weniger schlimm." Während Schumacher in seinem letzten Formel-1-Rennen als Siebter in die Punkte fuhr, blieb Rosberg lediglich der 15. Platz. Im Zuge der Reifenpanne nahm der Unterboden seines Autos erheblichen Schaden und so war für Rosberg nicht mehr drin.

9. Wusste Räikkönen, wo er lang fuhr?

Wie Kimi Räikkönen bereits während des Rennens in Abu Dhabi am Funk deutlich betonte, weiß er, was er tut. Beim Brasilien GP schien es in Runde 52 allerdings so, als hätte der Finne ein wenig die Orientierung verloren. Denn er kam von der Strecke ab und steuerte das nächstgelegene Stück Asphalt an, das jedoch in einer Sackgasse mündete. Räikkönen musste wenden und anschließend durch das matschige Gras pflügen, um schließlich wieder auf die eigentliche Rennstrecke zu kommen.

Wer jedoch glaubt, dass es sich hierbei um einen Schnitzer des Iceman handelte, liegt falsch. Denn Räikkönen offenbarte, dass er genau diesen Weg, der durch die Boxengasse für die Rahmenrennen führt, bereits 2001 nutzte. Nur stellte sich heraus, dass sich seitdem etwas geändert hatte, ein Tor versperrte die Durchfahrt. "Nächstes Jahr werde ich sicherstellen, dass es wieder offen ist", erklärte der Finne in seinem gewohnt trockenen Humor. Immerhin legte er dadurch nicht nur als einziger alle Rennkilometer der Saison 2012 ohne Ausfall zurück, sondern legte noch ein paar Meter oben drauf.

10. Warum durfte Caterham jubeln?

Caterham gilt seit dem Einstieg der neuen Teams vor drei Jahren als der beste Neueinsteiger, das unterstrich das Team mit dem zehnten Platz in der WM. Durch ein etwas chaotisches Rennen in Singapur fuhr Marussia-Pilot Timo Glock auf den zwölften Rang - eine entscheidende Platzierung. Da keiner der Hinterbänkler bisher einen Punkt holen konnte, zählt in Sachen Konstrukteurs-Weltmeisterschaft die beste Rennplatzierung - Treffer für Marussia.

Schlecht fürs Team, gut für die Zukunft: Pic verliert Platz elf an Petrov, Foto: Sutton
Schlecht fürs Team, gut für die Zukunft: Pic verliert Platz elf an Petrov, Foto: Sutton

Glück allerdings für Caterham, dass das Chaos in Brasilien - wie von Glock vorher schon befürchtet - noch größer war und sich nahezu jeder Fahrer irgendwann im Mittelfeld aufhielt. Am Ende hieß das Duell um Platz elf in Interlagos Charles Pic gegen Vitaly Petrov - mit dem besseren Ende für den Russen, der Caterham damit Platz zehn in der Gesamtwertung und etliche Millionen mehr für 2013 bescherte. Traurig sein muss Pic aber sicher nicht, denn durch seinen Platzverlust kann er sich in der kommenden Saison über deutlich mehr Budget für sein neues Team Caterham freuen.