1. S wie Startaufstellung

Wäre durch die WM-Entscheidung beim Saisonfinale nicht schon genug Spannung vorhanden, dann hätte das Qualifying in Interlagos noch eine Schippe drauf gepackt. Beide WM-Anwärter schafften es nicht, sich vor ihren eigenen Teamkollegen zu qualifizieren und sind noch dazu ein wenig von der absoluten Spitze des Feldes entfernt. Sebastian Vettel wird als Vierter starten, Fernando Alonso als Siebter.

Alonso hatte sich eigentlich nur als Achter qualifiziert, doch ihm kam eine Strafe gegen Pastor Maldonado entgegen. Der Venezolaner hatte es im Qualifying verabsäumt, zur Waage abzubiegen, als er dazu aufgefordert wurde. Dafür kassierte er seine dritte Verwarnung in dieser Saison und verlor automatisch zehn Startplätze. Trotzdem ist Alonso immer noch Siebter, wobei der von Position fünf startende Felipe Massa wohl kein großes Hindernis sein wird - immerhin muss der Brasilianer diesmal keine absichtliche Getriebestrafe ertragen wie in Austin, wenn man Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali glauben darf.

Einfach hat es Alonso dennoch nicht. "Vettel hat die besten Bedingungen und Alonso ein Riesenproblem, weil er so weit hinten steht - der hat morgen wirklich ein hartes Leben", sagte Niki Lauda gegenüber Motorsport-Magazin.com. Bei dem ganzen Hype könnte man beinahe vergessen, dass 22 andere Autos auch noch mitfahren. Lewis Hamilton hat von der Pole die besten Chancen, sein letztes Rennen für McLaren zu gewinnen, Jenson Button und Mark Webber werden auf zwei und drei versuchen, es ihm schwer zu machen. Für Michael Schumacher beginnt sein Abschiedsrennen auf Platz 14, er hofft, dass ihn der vorhergesagte Regen noch nach vorne spült.

2. S wie Start

Gerade wenn es in Interlagos wie angekündigt regnen sollte, kommt dem Start eine Schlüsselrolle zu. An der Spitze des Feldes ist es einfacher, sich aus möglichen Scherereien rauszuhalten. Dafür ist es allerdings notwendig, die gute Startposition zu verteidigen. Sollte der Himmel seine Schleusen vor Rennbeginn bereits geöffnet haben, könnte das die Aufgabe für die Fahrer in Startreihe eins ungleich schwieriger machen. "Wenn man ganz vorne steht, will man im Trockenen starten und ein ruhiges, ordentliches Rennen fahren", erklärte Jenson Button.

Pole-Setter Lewis Hamilton war sich ohnehin nicht ganz sicher, ob es ein Vorteil sei, das Rennen bei den zu erwartenden Wetterkapriolen von ganz vorne zu beginnen. "Wir sind in einer guten Ausgangsposition", meinte er. "Aber wenn es nass ist und man fährt vorne, trifft man auch als Erster auf Pfützen oder hat Aquaplaning. Man muss vorsichtig sein. Die Leute hinten haben dafür schlechte Sicht." Das Problem 'schlechte Sicht' könnte Sebastian Vettel auf P4 und Fernando Alonso auf P7 treffen.

3. S wie Sonntagswetter

Der Regen hängt drohend über Sao Paulo und die Frage ist lediglich, wann der Himmel seine Schleusen öffnen wird. Die Wettermodelle sind sich einig, dass es am Sonntag regnen wird, allerdings besteht die Chance, dass die Schauer bis zum Rennstart bereits wieder abgeklungen sind, wovon auch Niki Lauda im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com ausging. "Ich glaube, dass heute Nacht das Gewitter kommt und es morgen wieder gehen wird."

Während die Temperaturen in der brasilianischen Metropole am Freitag und Samstag noch jenseits der 30 Grad lagen und sich der Streckenbelag stark aufheizte, was zu rutschenden Boliden führte, zieht mit dem Regen auch eine Kaltfront ins Land. Für den Rennsonntag werden Temperaturen rund um 20 Grad erwartet, zudem wird die Luftfeuchtigkeit stark ansteigen.

4. S wie Strecke

Das Autodromo Jose Carlos Pace zählt zu den Klassikern im Rennkalender und ist mit den zahlreichen modernen aus dem Boden sprießenden Rennstrecken kaum zu vergleichen. Der Kurs kann in drei unterschiedliche Teile aus langsamen Kurven im Infield, mittelschnellen zu Beginn und Ende der Runde und den beiden Geraden aufgeteilt werden. Während vorrangig in Kurve acht und zehn, wo nur knapp über 70 km/h erreicht werden, vor allem Abtrieb gefordert ist, kommt es in der Bergauf-Passage zu Start- und Ziel auf Höchstgeschwindigkeit an.

Das Senna-S ist eine gute Stelle zum Überholen, Foto: Sutton
Das Senna-S ist eine gute Stelle zum Überholen, Foto: Sutton

Die besten Überholmöglichkeiten bieten sich nach Start und Ziel im Senna-S sowie auf der langen Geraden, auf der sich auch die DRS-Zone befindet. Zu den Besonderheiten der Strecke zählen die zahlreichen Bodenwellen, die den Piloten körperlich alles abverlangen und der Umstand, dass es sich um einen Kurs handelt, der gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird. Und auch die Höhenlage von 875 Metern über dem Meeresspiegel ist alles andere als alltäglich, was den Motoren bis zu 40 PS an Leistung kostet.

5. S wie Setup

In punkto Abstimmungsarbeit gab es nur eine Frage: Pokern und auf ein Regen-Setup gehen oder lieber Sicherheit walten lassen. Michael Schumacher entschied sich zu pokern. "Als es vor Q1 angefangen hat zu regnen, war das für mich der Hinweis, dass ich mich in diese Richtung orientieren sollte. Heute hat sich das Setup noch nicht ausgezahlt, aber mal schauen wie es morgen aussieht", hofft Schumacher von P14 nach vorne zu kommen.

Red Bull sowie McLaren stimmten ihre Boliden auf trocken ab. Button verriet: "Mit diesem Setup sollten wir im trockenen und nassen schnell sein." Nach Ansicht von Fernando Alonso gibt es in der heutigen Formel 1 sowieso kein richtiges Regen-Setup mehr. "Die F1 wird von der Aerodynamik dominiert. Wir fahren im Trockenen wie im Nassen maximalen Abtrieb. Es werden beim Setup daher nur minimale Veränderungen vorgenommen", sagte der Spanier. Diese betreffen unter anderem Bremsen, Motor oder Flügeleinstellungen.

6. S wie Speed

In engem Zusammenhang zum Setup stehen die Topspeedwerte der Fahrer aus dem Qualifying. Schließlich lässt sich anhand derer in etwa erahnen, ob ein Team mit Blick auf die Regenvorhersage für den Sonntag vielleicht etwas mehr Flügel fährt und somit im größtenteils trockenen Qualifying etwas Höchstgeschwindigkeit opferte.

RBR ist beim Top-Speed hinten zu finden, Foto: Sutton
RBR ist beim Top-Speed hinten zu finden, Foto: Sutton

Die Spitze der Topspeedwertung halten - wie in der Zeitenliste - die McLaren-Piloten. Auch die Sauber- und Mercedes-Fahrer wussten mit hohen Topspeeds zu überzeugen. Das überrascht zumindest bei Michael Schumacher, der meinte, dass er mehr auf ein Regensetup gesetzt habe. Umgekehrt scheint die Aussage von Daniel Ricciardo zu stimmen: Er deutete schon am Freitag an, dass Toro Rosso voll auf Regen setzen würde und kam nur auf den 19.-besten Topspeed, obwohl die STR-Boliden sonst eher zu den schnellsten auf den Geraden zählen.

Die Red-Bull-Fahrer finden sich nur auf den Plätzen 21 und 22 wieder. Das ist kein ungewohntes oder besonders vom Wetter beeinflusstes Bild: Der RB8 gehört schon das gesamte Jahr über zu den Schlusslichtern der Topspeed-Tabelle. Im Vergleich mit Sebastian Vettels WM-Rivalen Fernando Alonso fehlen ihm jedoch ganze fünf Stundenkilometer.

1. Hamilton 314,1 km/h
2. Button 313,8 km/h
3. Perez 313,8 km/h
4. Kobayashi 313,0 km/h
5. Rosberg 312,9 km/h
6. Schumacher 312,4 km/h
7. Maldonado 312,4 km/h
8. Senna 312,2 km/h
9. Di Resta 311,4 km/h
10. Hülkenberg 311,2 km/h
11. Räikkönen 309,8 km/h
12. Alonso 309,4 km/h
13. Vergne 309,4 km/h
14. Massa 309,1 km/h
15. Grosjean 308,7 km/h
16. Kovalainen 307,8 km/h
17. Karthikeyan 307,7 km/h
18. Petrov 307,5 km/h
19. Ricciardo 307,5 km/h
20. Glock 304,3 km/h
21. Vettel 304,1 km/h
22. Webber 303,4 km/h
23. Pic 303,1 km/h
24. De la Rosa 295,5 km/h

7. S wie Saisonfinale

Wer krönt sich zum Champion 2012? Sebastian Vettel führt vor dem Saisonfinale in Brasilien 13 Punkte vor Fernando Alonso. Gelingt Vettel der Titelstreich, wäre er der jüngste Dreifach-Champion in der F1-Geschichte. Red Bulls Herangehensweise: Angriff mit kalkulierbarem Risiko. Für Alonso wäre es hingegen der erste Titel mit Ferrari. Neben den Titelkandidaten werden die Augen der Fans auch auf Michael Schumacher ruhen.

"Es wird anders sein als 2006, diesmal bin ich cooler und entspannter", sagte Schumacher. Die Frage ist allerdings, ob es ihm gelingt sich mit einem würdigen Ergebnis in die F1-Pension zu verabschieden. "Es ist nicht wichtig, wann ich morgen aus dem Auto steige, sondern auf welcher Position ich ins Ziel komme", betonte auch Schumacher. Für Polesetter Lewis Hamilton ist es der letzte GP im Dienste von McLaren. "Ich bin schon traurig, das wird nicht einfach", gestand der Brite.