Regen ist in Sao Paulo nichts Ungewöhnliches. Im Durchschnitt fallen in der Metropole an der brasilianischen Küste alleine im November knapp 150 Liter Niederschlag pro Quadratmeter - das ist mehr als ein Viertel der Gesamtsumme dessen, was in Berlin binnen eines Jahres vom Himmel kommt. Gastiert jedoch die Formel 1 in der Stadt und geht es dabei auch noch um die Entscheidung in der Weltmeisterschaft, ist die Aufregung groß und alle Augen sind auf das Wetterradar gerichtet.

Die Statistik beweist: Im Regen hatte Alonso bisher die Nase vorne, Foto: Compelo
Die Statistik beweist: Im Regen hatte Alonso bisher die Nase vorne, Foto: Compelo

Eines scheint unumstößlich: Der Guss von oben wird kommen, die Frage ist lediglich wann. Schenkt man den aktuellen Wettermodellen Glauben, wird das Qualifying noch trocken über die Bühne gehen, ehe eine Kaltfront ins Land zieht und der Himmel am Samstagabend seine Schleusen öffnet. Ihren Höhepunkt sollten die schweren Regenfälle am Sonntagmorgen erreichen und sich in weiterer Folge wieder etwas abschwächen. Dennoch wird das Rennen laut den Prognosen unter nassen Bedingungen über die Bühne gehen, was den Spannungsfaktor potenziert. Motorsport-Magazin.com hörte sich im Fahrerlager von Interlagos unter den Piloten um und verrät, wie die Erwartungen für den wohl verregneten Grand Prix sind.

Statistik spricht für Alonso

"Wir wissen nicht, was das Wetter macht. Heute war es heiß, morgen soll es heiß sein und vielleicht regnen und am Sonntag soll es regnen und kühler sein", fasste Sebastian Vettel die Aussichten zusammen. "Regen ist hier sehr normal und es kann auch kräftig schütten." Allerdings gab der Red-Bull-Pilot zu bedenken, dass es gar kein wirkliches Regen-Set-Up mehr gibt. "Wenn es regnet, montiert man mehr oder weniger die Regenreifen und fährt los."

Mit einem normalen Regenrennen könnte man bei Red Bull ganz gut leben, sollte es jedoch zu sintflutartigen Sturzbächen kommen, würde auch dem Konstrukteurs-Weltmeister Angst und Bange werden. "Was wir nicht brauchen, ist so ein Chaos, bei dem es plötzlich so extrem schüttet, wie es hier manchmal der Fall ist", betonte Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko.

Auch Vettels Rivale um den Titel wollte sich nicht aus der Deckung locken lassen. "Es ist schwierig zu sagen, ob wir Regen oder trockene Bedingungen bevorzugen", überlegte Alonso. "Es ist wichtig, auf beide Situationen eingestellt zu sein." Die Statistik offenbart Interessantes: Alonso erzielte in dieser Saison in den drei Rennen, die vom Regen beeinflusst wurden, 68 Punkte (zwei Siege und ein zweiter Platz), während Vettel lediglich 25 Zähler erreichte. Im Trockenen sieht es hingegen anders aus und der Deutsche hat mit 249:192 Punkten die Nase klar vorne.

Schlechte Erinnerungen bei Ferrari

Bei McLaren macht man sich hinsichtlich der drohenden Unwetter keine Sorgen. "Als es zum letzten Mal nass war, waren wir ziemlich schnell und das sind auch unsere letzten Daten", sagte Sportdirektor Sam Michael, der keine speziellen Wetterwünsche für den Sonntag deponierte. Die Mannschaft aus Woking nahm an den Boliden von Lewis Hamilton und Jenson Button ein paar kleinere Änderungen vor, die auf nasser Fahrbahn zum Erfolg führen sollen. "Man hat dann noch immer die Flügel und das Differential und kann mit diesen Sachen im Rennen herumspielen", meinte Button, der eine gute Startposition dem Regen-Set-Up vorzieht.

2008 gab es bei Ferrari lange Gesichter, Foto: Sutton
2008 gab es bei Ferrari lange Gesichter, Foto: Sutton

Je weiter es im Feld nach hinten geht, desto größer ist die Hoffnung auf Regen, um in einem möglichen Chaosrennen für eine Überraschung sorgen zu können. "Am liebsten wäre mir im Rennen allerdings ein Mix aus trockenen und feuchten Bedingungen", verlautbarte Pastor Maldonado und sein Williams-Teamkollege Bruno Senna ergänzte im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "Ob das Qualifying nass oder trocken wird, ist wohl noch eine Lotterie, im Rennen soll es dann wohl auf jeden Fall regnen."

Sollte der brasilianische Himmel wie erwartet seine Schleusen öffnen, wäre es bei der Titelentscheidung kein Novum. 2008 wähnte sich Felipe Massa bereits als neuer Champion, ehe Lewis Hamilton auf nasser Fahrbahn doch noch die nötige Position gewann und sich die Krone aufsetzte, was zu bitteren Tränen in der Ferrari-Box führte. Bei der Scuderia weiß man daher: Geben äußeren Bedingungen den Ton an, kann alles passieren.