Die Katze ist aus dem Sack. In der kommenden Saison wird neben Nico Hülkenberg auch Esteban Gutierrez für Sauber ins Lenkrad greifen. Der schweizerische Privatrennstall bestätigte am Freitag in Sao Paulo, dass der 21-Jährige Mexikaner die Nachfolge von Kamui Kobayashi antreten wird, der keinen neuen Vertrag erhält. Damit wird Sauber mit zwei neuen Piloten an den Start gehen, da Sergio Perez das Team in Richtung McLaren verlässt.

"Es gibt immer ein Risiko", sagte Teamchefin Monisha Kaltenborn hinsichtlich der Verpflichtung von Gutierrez, der noch über kaum Formel-1-Erfahrung verfügt und zuletzt im Rahmen der Young Driver Tests in Abu Dhabi im Sauber C31 saß. Allerdings sei das Team schon oftmals in der Situation gewesen, jungen Fahrern eine Chance zu geben, wie es auch bei Perez der Fall war. Dennoch wollte Kaltenborn die beiden Mexikaner nicht unbedingt miteinander vergleichen, da Gutierrez sich schon länger im Team befindet und in viele technische Abläuft integriert ist, während Perez vor zwei Jahren nahezu über Nacht in die Königsklasse aufstieg. "Esteban ist ein anderer Typ als Sergio und hat ganz andere Zugänge", führte sie aus. "Wichtig ist, dass man das richtige Gefühl über einen Fahrer hat und ihm ein gutes Auto gibt."

Kurzfristige Entscheidung

Gutierrez ging in der vergangenen Saison in der GP2 an den Start, wo er den dritten Endrang belegte und sowohl mit starken Leistungen als auch Fehlern auffiel. "Das Wichtigste wird sein, dass er aus den Fehlern lernt", so Kaltenborn. "Wir werden hoffentlich im nächsten Jahr ein gutes Auto haben und er ist Teil all dieser Entwicklungen."

Gutierrez absolvierte für Sauber die Young Driver Tests, Foto: Sutton
Gutierrez absolvierte für Sauber die Young Driver Tests, Foto: Sutton

Die Entscheidung, Gutierrez zum Einsatzpiloten zu befördern, sei laut Kaltenborn sehr kurzfristig gefallen. "Sobald sie klar war, haben wir sie bekanntgemacht", betonte die Teamchefin und hielt auch fest, dass Kobayashi stets über den aktuellen Stand der Dinge informiert gewesen sei. Bereits am Donnerstag verplapperte sich Perez und wünschte seinem mexikanischen Landsmann alles Gute, doch Kaltenborn beteuerte, davon nichts gewusst zu haben, auch wenn das nicht unbedingt glaubwürdig schien.

Wie Perez wird auch Gutierrez von Carlos Slim und seinem Telekommunikationsunternehmen Telmex unterstützt. Der Multimilliardär verfolgt das Ziel, die Formel 1 in Mexiko und ganz Lateinamerika zu etablieren. Dennoch gebe es einen gewissen Unterschied zwischen den beiden Piloten und das Sponsoring sei nicht ausschlaggebend für die Verpflichtung gewesen, so Kaltenborn. Im Gegensatz zu Perez gehört Gutierrez nicht der Scuderia Telmex an, sondern steht bei Sauber bereits seit 2010 unter Vertrag.

Ein guter Mix, aber kein Nummer-1-Status

Mit Hülkenberg und Gutierrez verfügt Sauber für die kommende Saison über eine Fahrerpaarung, von der sich die Schweizer viel erwarten. "Nico hat uns mit seiner Performance im letzten Saisondrittel sehr beeindruckt", verriet Kaltenborn, die sich von der Konstanz des Deutschen einiges erhofft. "Er nützt die Chancen, die er erhält und holt die Punkte", zeigte sie sich von Hülkenberg beeindruckt. Diese Effizienz habe Sauber in diesem Jahr etwas gefehlt und so hofft man in Hinwil, diese Schwachstelle ausmerzen zu können.

"Wir haben eine Geschichte darin, Talente in den Sport zu bringen und er war jemand, den wir gerne im Team sehen wollten", erzählte die Wienerin über Gutierrez. "Wir gehen davon aus, dass er eine gute Entwicklung durchmachen wird und es wird auch unsere Aufgabe sein, ihm dieses Umfeld zur Verfügung zu stellen", betonte sie auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Ein großer Vorteil von Gutierrez sei es, dass er in dieser Saison bei jedem Rennen vor Ort war und auch an allen Meetings teilnahm. "Das Ziel ist es, immer besser zu werden. Und das möchten wir auch, sonst hätten wir diese Entscheidung nicht getroffen", strich Kaltenborn hervor.

Obwohl zwischen Hülkenberg und Gutierrez eine enorme Differenz an Erfahrung besteht, wird es keine unterschiedliche Behandlung seitens des Teams geben. "Wir hatten nie einen unterschiedlichen Status und werden auch zukünftig keinen haben, aber wir erwarten uns von Nico mehr Input für die Ingenieure, da er erfahrener ist", erklärte Kaltenborn, die sich wünscht, dass Gutierrez eine ähnliche Entwicklung wie der zu McLaren abgewanderte Perez vollziehen wird.

Frijns rückt auf

In die Rolle des Testpiloten wird Robin Frijns schlüpfen. Der Niederländer saß bereits bei den Young Driver Tests für Sauber im Wagen und war in der vergangenen Saison in der World Series by Renault aktiv. Freitagseinsätze seien für Frijns vorerst jedoch keine geplant, sagte Kaltenborn. "Derzeit gibt es keine solchen Pläne. Wir müssen sehen, wie die Saison läuft." Noch sei nicht geklärt, in welcher Nachwuchsserie der Niederländer im kommenden Jahr antreten wird, neben der World Series by Renault ist auch die GP2 eine Option.