Die Rückkehr der Formel 1 nach Interlagos ruft alle Jahre wieder auch die Erinnerungen an einen ganz besonderen Mann ins Gedächtnis: Ayrton Senna elektrisierte die Fans in Sao Paulo wie kein anderer, kam der größte brasilianische F1-Fahrer doch gebürtig aus der Millionenmetropole und war stets darum bemüht, diese auch auf internationalem Parkett stolz zu machen. In den Jahren 1991 und 1993 konnte das Idol der Nation sein Heimrennen auf dem Autodromo Carlos Pace für sich entscheiden, wobei sein erster Interlagos-Triumph bis heute als einer seiner legendärsten Siege angesehen wird. Obwohl sein McLaren im sechsten Gang feststeckte, gab er das Rennen bei schwierigen Wetterbedingungen nicht auf.

Vor seinem Heimpublikum war Senna immer noch eine Schippe motivierter, Foto: Sutton
Vor seinem Heimpublikum war Senna immer noch eine Schippe motivierter, Foto: Sutton

Während seine Mechaniker am Boxenfunk den Schmerzensschreien des Brasilianers lauschen mussten, brachte dieser seinen Boliden als Erster ins Ziel, nur um danach von Krämpfen geschüttelt nicht einmal mehr aus eigener Kraft aus dem Auto steigen zu können. Es war nur eines von vielen Kapiteln in der Legendenbildung Sennas und doch verknüpfte es ihn endgültig auch mit seiner Heimstrecke, an der auf einer benachbarten Kartbahn viele Jahre zuvor die Weltkarriere des charismatischen Rennfahrers begonnen hatte. Dass der Geist Sennas auch im Jahr 2012 noch omnipräsent ist, war im Paddock von Sao Paulo gleich bei der Ankunft zu spüren.

Bei Schumacher werden Erinnerungen wach

"Es ist eines meiner Lieblingswochenenden - auch wegen der Geschichte der Fahrer, die hier herrscht: Senna, Piquet und Fittipaldi... alle haben viel für unseren Sport getan", fand beispielsweise Red-Bull-Star Mark Webber. Lewis Hamilton fügte hinzu: "Als ich aufgewachsen bin, war Ayrton ein sehr wichtiger Teil meines Lebens und als ich zum ersten Mal nach Brasilien kam, fühlte ich mich ihm gleich näher." Der Brite gab an, jedes Mal stolz zu sein, wenn er in das Land seines Vorbilds komme. "Das ist einfach ein besonderes Rennen und es liegt mir sehr am Herzen. Als ich noch klein war, war das Zweite, was ich nach der Fußballmannschaft über Brasilien wusste, dass Ayrton daher kommt."

Auch Michael Schumacher, der an diesem Wochenende seine aktive Fahrerkarriere beendet und als einziger aktiver Pilot selbst noch gegen Senna fuhr, zollte seinem ehemaligen Konkurrenten Tribut. "Interlagos ist ein toller Kurs, der viele Geschichten mit sich bringt... für mich ist es zudem die Strecke, auf der Erinnerungen an Ayrton hochkommen", sagte der Deutsche. Pünktlich zum Großen Preis von Brasilien wurde nun auch das Ergebnis einer lang angelegten Expertenwahl der britischen BBC veröffentlicht. Bei der Entscheidung der GP-Insider gab es keine zwei Meinungen - für sie stand klar fest, dass Senna der beste Formel-1-Pilot in der Geschichte des Sports ist.

Schumacher jagt Senna 1994 - ausgerechnet durch das Senna S in Interlagos, Foto: Sutton
Schumacher jagt Senna 1994 - ausgerechnet durch das Senna S in Interlagos, Foto: Sutton

Mit drei WM-Titeln, 41 Siegen und 65 Pole-Positions bei insgesamt 161 Grands-Prix-Starts, ist der am 1. Mai 1994 in Imola tödlich verunglückte Senna auch einer der auf dem Papier erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten. Dass später, bei inflationärer Rennanzahl und dem Wandel des Sports im Lauf der Jahre, noch andere Rekordmarken aufgestellt wurden, vornehmlich durch Schumacher, interessierte die Experten wenig, die das Schaffen eines jeden einzelnen Piloten in seiner eigenen Ära beurteilten. "Dabei sind Sennas Rekorde vollständig, er ist einfach unantastbar", meinte Damon Hill, Sennas letzter Williams-Teamkollege. "Ayrton holte 65 Pole-Positions. Über eine einzelne Runde gab es noch keinen besseren."

Vettel auf P8 - Alonso Zehnter

Bei den übrigen Platzierungen, die von den Experten vergeben wurden, fiel durchaus der nicht von der Hand zu weisende Blick durch die britische Brille auf. Während Juan Manuel Fangio auf Platz zwei der ewigen Bestenliste nicht wirklich überraschte, war Jim Clark auf Rang drei im Vorfeld der Abstimmung nicht unbedingt zu erwarten. Der Schotte, der die Sechzigerjahre maßgeblich prägte und vor seinem tragischen Unfalltod in Hockenheim 1968 für Lotus zweimal Weltmeister wurde, galt als das größte Talent seiner Zeit. Rekordweltmeister Schumacher trotz sieben WM-Titeln nur auf Platz vier zu setzen, dürfte durchaus auch mit dem eher enttäuschenden Mercedes-Comeback des Kerpeners zusammenhängen.

Gerade auf der Insel, auf der Schumacher traditionell eher die Gunst weniger Fürsprecher genießt, hat seine Reputation seit 2010 scheinbar sichtlich gelitten. Beim Blick auf die weiteren Plätze fällt auf: Alain Prost schafft es gerade so noch in die Top-5, ihm liegen mit Sir Stirling Moss, der es auch ohne Titel vor Dreifach-Champ Sir Jackie Stewart geschafft hat, die nächsten Briten im Nacken. Sebastian Vettel kommt bereits in jungen Jahren schon auf Rang acht der ewigen Bestenliste, zwei Positionen vor Titelrivale Fernando Alonso, der sich als Zehnter hinter Niki Lauda einordnet. Mit Hamilton auf P15 ist nur noch ein weiterer aktiver Pilot in den Top-20 vertreten, schafft damit aber immerhin den Sprung vor Nelson Piquet, Emerson Fittipaldi, Jack Brabham und Graham Hill, die alle mindestens einen Titel mehr als er holen konnten.