Feingliedrig und filigran wirkt Esteban Gutièrrez, beinahe zerbrechlich. Bescheiden und höflich ist sein Auftreten, die gute Erziehung allgegenwärtig. Doch im Rennauto streift er alle knabenhafte Zurückhaltung ab, dann ist er ein ganzer Kerl. Das Sauber-Team lernte den jungen Gutièrrez bereits 2008 kennen. Er fuhr damals eine herausragende Saison in der Formel BMW Europa, für die er mit einem Formel-1-Test belohnt wurde, der Ende 2009 in Jerez stattfand.

Geteiltes Hobby

Der Mexikaner machte seine Arbeit gut. Für 2010 nahm ihn Sauber als 'Affiliated Driver' unter seine Fittiche. Das Programm passte: Gutièrrez war aufgrund der GP3-Rennen bei den Europaläufen der Formel 1 vor Ort. So hatte er oft die Möglichkeit, in der Formel-1-Garage den Funk mitzuhören oder an technischen Meetings teilzunehmen. Er wuchs ins Team hinein. Häufig an der Rennstrecke mit dabei: Vater Roberto Manuel Gutièrrez Muguerza und Mutter Clara.

Insgesamt haben die beiden sechs Kinder. Esteban hat noch vier Brüder und eine Schwester, er ist der Zweitjüngste. Angesichts einer solchen Kinderschar können sich Eltern nicht zum Chauffeur machen. So war es praktisch, dass Esteban das Hobby des Kartsports gleichzeitig mit seinem um sieben Jahre älteren Bruder Andres entdeckte.

Für den großen Bruder ist es allerdings beim Hobby geblieben. Nach dem Einstieg in den Kartsport 2004 nahm die Laufbahn von Esteban rasch Fahrt auf. Als 13-Jähriger begann er, Rennen zu fahren, mit 15 saß er schon im Monoposto, mit 16 startete er erstmals in Europa. Nach der Formel BMW folgten Formel 3 und GP3. Um seinem Team, ART, nahe zu sein, zog Gutièrrez nach Paris. Die Entbehrungen zahlten sich aus: Mit fünf Siegen sicherte er sich 2010 vorzeitig den ersten Meistertitel der GP3-Serie vor Robert Wickens.

F1 und GP2

Außerdem absolvierte er für ART Gaststarts in der Formel-3-Euroserie und in der britischen Formel-3-Meisterschaft. 2011 wechselte Gutiérrez in die GP2-Serie und blieb bei seinem Team, das ab dieser Saison unter dem Namen Lotus ART Grand Prix antritt. Er startete sowohl in der Saison der GP2-Asia-Serie, als auch in der regulären Saison und war darüber hinaus Test- und Ersatzfahrer bei Sauber.

Während sein Teamkollege Bianchi Dritter wurde, beendete Gutiérrez die Saison auf Platz 13. 2012 fuhr Gutierrez weiterhin in der GP2 für Lotus GP und fungierte als Testfahrer von Sauber. In der kommenden Saison sitzt er anstelle von Kamui Kobayashi im Sauber-Stammcockpit. "Die anderen Rennserien waren die Einführung, aber jetzt geht es um die echte Herausforderung, in der Königsklasse des Motorsports Erfolg zu haben", ist sich Gutiérrez bewusst.