13 Punkte Rückstand hat Fernando Alonso in der Weltmeisterschaft auf Sebastian Vettel, aufholen muss er jedoch 14 Zähler, da der Heppenheimer bei zwei Saisonsiegen mehr hält als der Ferrari-Pilot. Letztmals gab es eine Titelentscheidung erst im letzten Rennen vor zwei Jahren - die Protagonisten in Abu Dhabi 2010 waren dieselben, wenngleich auch Mark Webber noch eine Rolle spielte. Für Ex-Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari sind die Parallelen zu damals jedoch unverkennbar - wenn auch mit vertauschten Rollen. "Die Situation ist eigentlich genau gleich - Vettel ging mit 15 Punkten Rückstand auf Alonso ins letzte Saisonrennen und doch war er es, der am Ende Weltmeister wurde", so der Spanier.

"In solchen Situationen können kleine Fehler passieren, sei es bei den Boxenstopps, der Strategie oder bei der Reifenwahl - solche Dinge können einen die Meisterschaft kosten", wies er auf das Zählen jeder Kleinigkeit hin. Für besonderes Salz in der Suppe sorgt am kommenden Wochenende seiner Meinung nach der Austragungsort - die kurze Strecke von Interlagos sei immer für Zwischenfälle gut, besonders, da auch der Wetterbericht für das Rennen schlecht ist. "Die Situation an diesem Wochenende ist ein bisschen wie in einem Champions League Finale, wenn es eine Minute vor Schluss 1:1 steht - alles kann passieren", erklärte Alguersuari in seiner Kolumne für die BBC.

Vorsicht vs. Risiko

Interessant sei jedoch, dass die beiden Titelrivalen die Entscheidung mit ganz unterschiedlichen Einstellungen angehen könnten. "Der eine Fahrer hat alles zu verlieren, der andere kann nur noch gewinnen", sah der 22-Jährige den psychologischen Vorteil klar bei Alonso liegen. Sein Landsmann habe auch gar keine andere Wahl mehr, als volles Risiko zu gehen. Das sei wie immer Gefahr und Chance zugleich. "Er muss von Anfang bis Ende aggressiv sein. Vettel kann hingegen nur konservativ zu Werke gehen, da hat er gar keine andere Wahl - er kann nur verlieren", war sich der Mann aus Barcelona sicher. "Es ist wie beim Pokern - beide Spieler halten verschiedene Karten. Es geht aber nur darum, sie bestmöglich auszuspielen, denn es gewinnt nicht zwangsläufig auch die Person mit der besten Hand."

Für beide Rivalen und ihre Teams sei der Druck in jedem Fall enorm. "Aber eigentlich sind beide gut unter Druck - es ist nur so, dass er manchmal verrückte Dinge mit den Leuten anstellt." Für Alguersuari stand fest: "Es gibt 20 Grand Prix im Jahr und jeder zählt - wenn Alonso mit einem weniger konkurrenzfähigen Auto in die Position gekommen ist, immer noch um den Titel zu kämpfen, dann liegt das daran, dass er mit allem bestmöglich umgegangen ist. Er hat riskiert, wenn es nötig war und sich zurückgehalten, wann immer das die klügere Option war", fand der Spanier. "Beide sind großartige Fahrer und tolle Champions. Jetzt geht es einfach nur noch darum, dass jeder Fehler sehr schwer wiegen wird."