Einerseits war ich mit dem Rennen in Austin schon zufrieden, eigentlich mit dem ganzen Wochenende, an dem ich konstant immer recht gut mit dabei war. Wobei es natürlich schon geholfen hat, dass ich diesmal auch das erste freie Training fahren konnte und wir deshalb das ganze Programm mit etwas mehr Ruhe durchziehen konnten. Aber natürlich war es schade, dass ich im Rennen hinter Nico Hülkenberg hängen geblieben bin. An ihm war absolut kein Vorbeikommen, obwohl wir an sich um einiges schneller waren, was man in den Runden, in denen ich frei fahren konnte, deutlich gesehen hat.

Aber der kleine Fehler im Qualifying in Kurve 19 hat mich die Chance gekostet, endlich mal wieder ins Q3 zu kommen und von weiter vorne zu starten. Und dass ich durch die Strafe von Felipe auf den zehnten Startplatz nach vorne gekommen bin, war in dem Fall alles andere als ein Vorteil, weil ich dadurch auf die schmutzige Seite der Startaufstellung gerutscht bin. Und das hat sich bei meinem Start deutlich bemerkbar gemacht, ich hatte bis zur ersten Kurve fast überhaupt keine Traktion und habe durch das Chaos dort auch gleich mal zwei Plätze verloren.

Im ersten Stint konnte ich aber zum Glück ein paar Fahrer wieder überholen, aber nach dem Reifenwechsel bin ich auf den Force India aufgelaufen und da war nichts zu machen. Denn erstens hatte ich immer wieder Probleme mit meinem KERS auf der Geraden, das sich nie auf einmal komplett entladen hat, ich musste den Knopf immer ein paarmal drücken und dabei verliert man Zeit. Und an der einzigen anderen Stelle, wo man theoretisch hätte überholen können, aus Kurve elf heraus, da hatte der Force India eine wesentlich bessere Traktion, also ging da auch nichts.

Dass mich Pastor, der dadurch, dass ich festhing, auf uns beide aufschließen konnte, kurz vor Schluss noch mit einem ziemlichen Gewaltmanöver überholt hat, fand ich nicht so toll. Aber er war halt offensichtlich bereit, die Punkte für das Team aufs Spiel zu setzen. Ich habe gesehen, dass er kommt - wenn ich dagegengehalten hätte und normal in die Kurve gefahren wäre, hätte es sehr leicht krachen können und wir wären beide draußen gewesen. Also habe ich die Tür aufgemacht - weil es mein Teamkollege war. Ich habe mich in Korea, in einer umgekehrten Situation, als ich hinter ihm war, aber deutlich schneller hätte fahren können, anders verhalten, habe nichts riskiert. Aber gut, jetzt weiß ich, wie die Dinge offenbar laufen und habe das im Debrief auch angesprochen. Wenn das Team ein solches Verhalten akzeptiert, okay, dann weiß ich beim nächsten Mal auch Bescheid...

Bruno Senna erwarten hektische Tage, Foto: Sutton
Bruno Senna erwarten hektische Tage, Foto: Sutton

Jetzt freue ich mich natürlich gewaltig auf mein Heimrennen - auch wenn das für mich wahrscheinlich die hektischste Woche des Jahres wird. Ich bin schon am Montag nach Brasilien zurückgeflogen, da wird es vor dem Rennen noch mal ziemlich hektisch mit allen möglichen Terminen - und diesmal wohl auch danach noch, bis Mittwoch nach dem Rennen steht einiges auf dem Programm. Wobei diesmal eine Menge kurze Termine dabei sein werden, wo ich einfach nur mal hin muss, einfach da sein. Nicht unbedingt so etwas wie vor Austin, wo wir in Dallas in dem Sportzentrum von Michael Johnson waren, das hat wirklich Spaß gemacht.

Da haben wir eine ganze Menge Tests gemacht, vor allem auch, was Reaktionsvermögen und solche Dinge betrifft - und das kann man dann mit den Werten vergleichen, die andere Spitzenathleten erzielt habe. Zum Beispiel hat man einen großen Bildschirm vor sich, auf dem immer wieder ganz schnell Lichter aufleuchten, die man dann berühren muss. Manchmal alle, manchmal zum Beispiel nur die gelben, alle anderen muss man ignorieren. Bei dem Test hatte ich einen Wert von 98 Prozent, das ist schon sehr gut, auch im Vergleich zu anderen Fahrern.

Hier in Brasilien bei der Terminhektik muss ich schon ein bisschen aufpassen, dass dabei nicht zu viel an Vorbereitung, an Trainings- und Ernährungsroutine zum Beispiel, auf der Strecke bleibt und ich schon leicht gestresst und müde bin, bevor das Rennwochenende überhaupt richtig anfängt. Aber grundsätzlich ist ein Heimrennen immer etwas Tolles: Ich bin bis jetzt erst zwei gefahren, aber jedes Mal hat mir die Unterstützung und die Begeisterung der Zuschauer einen besonderen Push gegeben.

Ich hoffe, dass ich diesmal auch für sie ein gutes Ergebnis erreichen kann. Unserem Auto sollte die Strecke mit den vielen langen Kurven eigentlich ganz gut liegen, und in den letzten Rennen haben wir uns noch einmal gesteigert, waren immer wieder gut mit dabei. Und wenn es regnen sollte, was ja in Interlagos immer möglich ist, wäre das für mich auch nicht unbedingt ein Nachteil...