Rein an Ergebnissen gemessen hat Ferrari am Sonntag in Texas alles richtig gemacht. Fernando Alonso konnte sich nach einem schlechten Qualifying noch auf das Podest fahren, verlor damit nur drei WM-Punkte auf WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel und hat noch die Chance, in Brasilien die Fahrer-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Dass für Alonsos Erfolg Felipe Massas sechster Startplatz geopfert wurde, warf aber einige Fragen auf. Am Ferrari des Brasilianers wurde absichtlich das Getriebesiegel aufgebrochen, womit er automatisch fünf Startplätze nach hinten wanderte, da ein gebrochenes Siegel gleichbedeutend mit einem Getriebewechsel ist. Das brachte Alonso nicht nur von Rang acht in der Startaufstellung auf Platz sieben, er wechselte von der schmutzigen auf die saubere Seite und hatte auch einen sehr guten Start.

Der beabsichtigte Platzwechsel des Spaniers beeinflusste aber mehr Leute als nur Massa. Nico Hülkenberg, Romain Grosjean und Bruno Senna mussten plötzlich auf die schmutzige Seite der Startaufstellung rücken, was bei keinem gut ankam. "Ich habe nicht an die Fahrer hinter uns gedacht", gab Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali zu. Er stand aber voll zu der Entscheidung und glaubte, dass es wohl jeder genauso gemacht hätte. "Wenn ein anderer Teamchef sagt, dass wir nicht die richtige Entscheidung getroffen haben, dann lügt er." Zur Sicherheit hatte er auch mit der FIA geklärt, dass dieses Vorgehen erlaubt ist.

Lieber die Wahrheit gesagt

Dass Ferrari mit seiner Entscheidung gegen den Geist der Regeln verstoßen haben könnte, glaubte Domenicali in keinem Fall. "Sonst hätte ich das nicht getan. Ich bin lieber absolut transparent. Man könnte so etwas leicht simulieren, wenn man will. Ich zog es aber vor, die Wahrheit zu sagen, das ist mein Stil. Man kann der Entscheidung zustimmen oder nicht, am Schluss liegt das aber in unserer Verantwortung." Massa musste er den Beschluss dennoch erst beibringen, wobei Domenicali meinte, dass der Brasilianer es verstand und wieder einmal seine Qualitäten als Teamplayer zeigte.

Felipe Massa fuhr nach seinem Getriebeopfer ein starkes Rennen, Foto: Sutton
Felipe Massa fuhr nach seinem Getriebeopfer ein starkes Rennen, Foto: Sutton

Das Endergebnis gab Ferrari in jedem Fall recht, denn das Ziel war es, die Entscheidung in der Fahrer-Weltmeisterschaft unbedingt bis Brasilien zu verschieben. Das war von Alonsos Startplatz aus Sicht des Teams aber nur möglich, wenn der Start gut funktioniert und gut funktionieren konnte er nur auf der sauberen Seite. "Es war wichtig, innerhalb der ersten Runden an der Spitze dran zu sein, ansonsten wäre das Rennen praktisch gelaufen gewesen. Rückblickend betrachtet war es strategisch genau richtig."

Red Bull bis zum Schluss Druck machen

Noch positiver war für ihn, dass Massa trotz seines Opfers noch ein starkes Rennen zeigte und sich von Startplatz elf bis auf den vierten Rang nach vorne fuhr. "Das ist positiv mit Blick auf Brasilien, denn dort müssen beide Fahrer ein gutes Rennen liefern, wenn wir Vettel im Kampf um den Fahrertitel fordern wollen", sagte der Teamchef. Er wusste, es wird ein schwerer Kampf, seine Absicht war es, Red Bull bis zur Zielflagge des letzten Rennens nervös zu machen. Was sich bei Finalrennen noch alles tun kann, weiß Ferrari ohnehin aus eigener Erfahrung gut genug.

"Manchmal scheint es einfach Schicksal zu sein. 2010 war es anders herum [Alonso führte vor Vettel], es war nur um einen Punkt unterschiedlich und wir verloren die Weltmeisterschaft noch. 2008 gewannen wir die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft und verloren den Fahrertitel sogar erst nachdem wir im Ziel waren. Alles ist möglich, alles kann passieren. Es ist für mich wichtig, dass wir diese Woche ruhig bleiben, hart arbeiten, uns konzentrieren und uns so gut wie möglich auf das Rennen vorbereiten. Wenn Sebastian dann gewinnen sollte, werden wir ihm gratulieren", meinte der Italiener

Hoffnungsschimmer Lichtmaschine

Domenicalis größte Hoffnung ruhte auf der schwachen Zuverlässigkeit bei Red Bull. Am Sonntag war Mark Webber mit einer defekten Lichtmaschine ausgeschieden und eine Lösung bei den Problemen mit diesem Bauteil scheint nicht in Sicht. Für Domenicali stand aber im Vordergrund, auf die eigene Aufgabe zu schauen und das war neben einem guten Auto auch ein gutes Qualifying. In Austin war das Zeittraining gehörig danebengegangen. "Wir müssen sicherstellen, dass das in Brasilien nicht passiert, sonst wird es sehr schwierig."