Für Lewis Hamilton sind die Staaten ein gutes Pflaster - zweimal ist der Brite in der Heimat seiner Freundin Nicole Scherzinger bisher in der Formel 1 angetreten, zweimal hat er gewonnen. Nach seinem erst zweiten Karrieresieg 2007 in Indianapolis, holte der McLaren-Pilot auch bei der viel umjubelten Rückkehr der Formel 1 ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten den ersten Platz. Von Startplatz zwei aus losgefahren, fiel Hamilton auf der schmutzigeren Seite gleich zu Beginn auf den dritten Rang hinter beide Red-Bull-Piloten zurück. Mark Webber konnte er aber schnell wieder überholen, um anschließend Jagd auf den Führenden Sebastian Vettel zu machen. Im ersten Stint auf den mittleren Reifen kam er zwar an seinen Konkurrenten heran, überholen konnte er diesen jedoch noch nicht, da dann die Pneus abbauten.

Nach dem Boxenstopp lief es besser - Hamilton holte kontinuierlich auf, ehe er Vettel 14 Runden vor Schluss im DRS-Fenster auf der langen Geraden überholen konnte. Anschließend konnte er dem Deutschen zwar nicht davonfahren, hielt seinen Vorsprung aber zumeist bei knapp über einer Sekunde. Bis ins Ziel blieb es zwar spannend, Hamilton behielt jedoch seine Nerven und gewann schlussendlich sechs Zehntel vor Vettel seinen vierten Grand Prix des Jahres. Auf dem Podium jubelte der 27-Jährige: "Ich bin sehr glücklich, hier der erste Sieger zu sein." Besonderes Lob hatte er für das Publikum übrig. "Die Fans waren ganz toll - vielen Dank", meinte Hamilton, der anfügte: "Wir sind hier sehr nett aufgenommen worden."

Der Sonntag in Texas verlief ganz nach Hamiltons Geschmack, Foto: Sutton
Der Sonntag in Texas verlief ganz nach Hamiltons Geschmack, Foto: Sutton

Verkehr spielte in die Karten

"Es war wie bei einem NASCAR-Rennen... so viele Zuschauer und die Strecke ist toll. Es ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Grand Prix des Jahres." Für ihn sei es ein fantastisches Wochenende gewesen. "Red Bull und Sebastian schlagen zu können, war wirklich eine große Herausforderung, aber wir haben es geschafft. Heute gleich beide Red Bulls überholen zu können, hat mir wirklich sehr gefallen." Bereits in der ersten Rennhälfte sei man gut unterwegs gewesen. "Aber es war sehr schwer, Seb zu folgen und erst recht, vorbeizukommen", fand der Champion von 2008. "Meine Reifen waren dann hinüber und wir kamen zwei Runden früher als Seb an die Box - er war dann ganz schön weit vor uns, der Verkehr hat uns aber in die Karten gespielt."

Normalerweise sei der Verkehr eher ein Faktor, der ihm schaden würde, meinte Hamilton und fügte grinsend an: "Es war schön, dass es jetzt einmal andersherum lief." Dass es am Sonntag an die Spitze gehen könnte, habe er von Anfang an gespürt. "Bereits ab dem Start habe ich nur noch an den Sieg und den Weg nach vorne gedacht", so Hamilton, der erklärte, der Grund für seinen Zweckoptimismus sei direkt vor ihm auf der Strecke gefahren. "Ich habe gleich gemerkt, dass Seb heute scheinbar nicht so einfach wegziehen konnte, wie er das sonst immer macht - das war ungewöhnlich. Und wir hatten eine starke Pace." Mit eben dieser habe man nun auch kommende Woche in Brasilien eine gute Chance auf den Sieg.

In Sao Paulo wieder ganz vorne?

Für das Saisonfinale in Sao Paulo sei folglich alles nach seinem Geschmack angerichtet - der MP4-27 präsentiere sich derzeit wieder einmal in Bestform. "Wir haben nun Oberwasser und ein Auto, mit dem wir mit diesen Jungs wieder mitkämpfen können. Ich fahre zwar nicht mehr um den Titel, für die Anderen ist es also aufregender - dafür kann ich aber mehr Spaß bei der Sache haben", freute sich der Erstplatzierte. Seit Monza im September konnte Hamilton nicht mehr gewinnen. "Das macht es besonders für mich und das Team, denn es hat lange gedauert, dass mal wieder ein Sieg herausgesprungen ist." Er sei dementsprechend stolz auf die Truppe und seine eigene Leistung. "Vielen Dank für all die Unterstützung", so Hamilton, dem durch seinen zweiten USA-Erfolg noch eine ganz andere Ehre zuteil wurde.

Neben seinem großen Vorbild Ayrton Senna ist er nun der einzige F1-Pilot in der Geschichte, der auf zwei verschiedenen US-Strecken gewinnen konnte. Nächste Woche könnte bereits die nächste Besonderheit folgen. "In Brasilien habe ich noch nie gewonnen - das würde mir genauso viel bedeuten wie der Sieg hier, wenn nicht sogar noch mehr", meinte Hamilton. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh jubelte: "Das war unser zwölfter Sieg in Amerika, es ist einfach fantastisch." Seinem Schützling auf dem obersten Podest sprach er ein Kompliment aus. "Lewis hat den Druck das ganze Rennen über immer aufrechterhalten. Er hat seine Chance gesucht und letztendlich auch genützt."