Die Ausgangslage vor dem vorletzten Rennen des Jahres: Sebastian Vettel führt die Weltmeisterschaft mit zehn Punkten Vorsprung auf Fernando Alonso an und hat sich mit Startplatz eins beste Voraussetzungen für den Sieg in Austin geschaffen. Der Ferrari-Star kam hingegen nicht über den neunten Platz im Qualifying hinaus, rückt aber wegen Romain Grosjeans Strafversetzung eine Position nach vorne. Gewinnt Vettel den USA Grand Prix und wird Alonso maximal Fünfter, ist die Weltmeisterschaft 2012 vorzeitig entschieden. Eine kleine Besonderheit am Rande: Vettel kann seinen dritten Titel in Folge in seinem 100. F1-Rennen klar machen.

"Ob der 100. oder der 58. Grand Prix, das ist nicht so wichtig", meinte Vettel jedoch. Seit Monaten ist er darauf bedacht, die Euphorie im Zaum zu halten und bloß nicht zu früh vom Titelgewinn zu sprechen. So interessierte ihn auch die Situation seines Rivalen zunächst nur beiläufig. "Es ist egal, wo er steht", so Vettel über Alonso. "Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren. Wenn man immer schaut, was die anderen machen, kann man nicht das Optimum herausholen." Natürlich ist sich Vettel der WM-Ausgangslage in Austin bewusst, wie er scherzhaft mitteilte: "Sehr viele Leute sind hier so nett, uns die ganze Zeit daran zu erinnern."

Angesichts des heiklen Qualifyings von Ferrari - Felipe Massa wurde Siebter, Alonso Neunter - war aber auch Vettel etwas überrascht. "Ich weiß nicht, ob Ferrari Probleme hatte, da schaue ich nicht so sehr drauf. Aber ich hatte sie weiter vorne erwartet", so Vettel. "Es ist schwierig zu sagen, ob sie einfach nicht schnell genug waren oder Probleme mit dem Auto hatten." Ein Problem hat die Scuderia auf dem Circuit of The Americas mit Sicherheit: Wegen Grosjeans Rückversetzung starten Alonso und Massa von der schmutzigen Seite - ein Nachteil, wie er wohl bei keinem anderen Grand Prix so groß ist.

Zwar verbesserten sich die Streckenverhältnisse im Verlauf des Wochenendes merklich, doch noch immer bietet der Asphalt abseits der Ideallinie weitaus weniger Traktion. Das könnte sich beim Start verheerend auswirken. "Es ist wichtig, auf der sauberen Seite zu starten", meinte auch Vettel. "Wir haben gestern wohl alle gedacht, dass man das Rennen von dort aus angehen will." Doch zwischen der Pole und den Punkten liegen noch viele Runden am Sonntag, wie Vettel nicht zum ersten Mal in dieser Saison anmerkte.

Eine Sorge weniger: Lewis Hamilton, der sich mit Vettel die erste Startreihe teilt, ließ bereits verlauten, dass er nicht negativ in den WM-Kampf eingreifen will und einen Startunfall mit dem Red-Bull-Piloten nur zu gern vermeiden würde. Vettel glaubte allerdings, dass er keinen WM-Bonus bei seinen Fahrerkollegen genießen wird. "Jeder fährt das Rennen für sich und wenn jemand eine Lücke und die Chance sieht, den Vordermann zu überholen, dann wird er sie ergreifen - egal, welche Farbe das Auto hat", war sich der Heppenheimer sicher.