Die Formel 1 kehrt in die USA zurück. Nach fünfjähriger Abstinenz findet in Austin erstmals wieder ein Rennen in den Vereinigten Staaten statt. Der Grand Prix in Texas ist allerdings nur der Auftakt, ab 2013 sollte mit dem Großen Preis von Jersey eigentlich ein zweites US-Rennen hinzukommen. Dazu wird es vorerst allerdings nicht kommen. Die Premiere wurde unlängst abgesagt. Nach Aussagen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone habe die Verzögerung, die wegen zwischenzeitlicher Finanzierungsprobleme entstanden sei, die fürs kommende Jahr geplante Austragung unmöglich gemacht.

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Mit einem Jahr Verspätung soll das Rennen auf dem Port Imperial Street Circuit, einem Stadtkurs am Hudson River, der durch die Städte Weehawken und West New York führt, dann zum ersten Mal 2014 ausgetragen werden. Die Veranstalter versicherten, dass sie zu 100 Prozent an dem prestigeträchtigen Event festhalten wollen. Und das Rennen würde den ohnehin schon illustren Rennkalender der Königsklasse tatsächlich um einen imposanten Farbtupfer bereichern. Nicht nur, dass die berühmteste Rennserie der Welt am sagenumwobenen Big Apple Hof hält, der Amerika Grand Prix - sollte er denn stattfinden - hat darüber hinaus noch einiges zu bieten.

Zum Beispiel der von Streckenarchitekt Herman Tilke entworfene Parcours. Die Fahrer müssen nicht nur sieben Links- und zwölf Rechtskurven durchfahren, sondern gleichzeitig einen Höhenunterschied von rund 50 Metern überwinden. Sebastian Vettel, der den angedachten Kurs bei einem Sponsorentermin bereits befahren durfte, fühlte sich bei der turbulenten Berg- und Talfahrt an den Circuit de Spa-Francorchamps erinnert. "Was da auf uns zukommt, ist ziemlich einzigartig", meinte der zweimalige Champion. "Die Strecke erinnert mich ein bisschen an Spa, es geht auf und ab."

2014 soll das Rennen am Hudson River Premiere feiern, Foto: Sutton
2014 soll das Rennen am Hudson River Premiere feiern, Foto: Sutton

Der achterbahnartige Rundkurs habe das Zeug, zum neuen Mutkurs der Königsklasse zu werden, glaubt Vettel - auch wenn er das ein wenig anders ausdrückt: "Ich denke, da braucht man wirklich dicke Eier!" Vettel entdeckte übrigens nicht nur Gemeinsamkeiten mit Spa. Wegen seinem Stop-and-Go-Charakter würde der neue Kurs auch dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal ähneln - und natürlich dem Klassiker in Monte Carlo, so der Red-Bull-Star. Gegenüber Monaco hat der Kurs aber einen entscheidenden Vorteil: Das Überholen dürfte auf dem breiteren Port Imperial Boulevard etwas einfacher werden.

Stars, Sternchen und Spektakel

Auch jenseits der Strecke verspricht der Jersey Grand Prix einige Highlights. Den Vergleich mit Monaco muss das Rennen in keinerlei Hinsicht scheuen. Die Grundstückspreise liegen im oberen Teil des Kurses, mit bestem Blick auf die Business-Metropole Manhattan, im zweistelligen Millionenbereich. Für den Glamour-Faktor dürfte damit gesorgt sein. Nicht nur, dass Eli Manning, Quarterback des aktuellen Super-Bowl-Champions New York Giants, seine Villa in unmittelbarer Nachbarschaft der Rennstrecke hat. Beim Gastspiel der Königsklasse wird ein Großaufgebot der nationalen und internationalen Prominenz erwartet.

Die Stars und Sternchen werden sicherlich auf ihre Kosten kommen. Für die Normalsterblichen, die an dem Spektakel teilhaben wollen, wird das allerdings nicht ganz billig. Schätzungen zufolge soll der Preis für ein Wochenendticket bei rund 450 Dollar liegen. Da der Zehnjahresvertrag mit Ecclestone nicht durch Steuergelder finanziert wird, sollen die Kosten vor allem durch Sponsorenwerbung und Zuschauereinnahmen eingespielt werden. Die Investoren planen zudem, das Event zu einer regelrechten Party- und Festivalwoche mit diversen Veranstaltungen auszuweiten, damit die ganze Region von dem Event profitiert.

Einen Nutzen verspricht sich allerdings nicht nur der Ausrichter. Die Königsklasse kann sich ebenfalls glücklich schätzen, auf den US-Markt zurückzukehren. Diese Meinung vertritt zumindest McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Ich habe schon immer gesagt, dass die Präsenz in den USA sehr wichtig für uns ist", sagte der Brite. "Für den Sport ist das eine große Möglichkeit, Wurzeln zu schlagen und für lange Zeit eine neue Heimat zu finden. Die hochmoderne, speziell angefertigte Strecke ist perfekt für die Formel 1." Auch für die Teams sei die Rückkehr nach Übersee reizvoll. "Betrachtet man es aus kommerzieller Sicht, sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort", so Whitmarsh. "Es ist eine einmalige Chance für uns und unsere Partner."

Ecclestones Visionen

So sieht das offenbar auch Chef-Promoter Ecclestone. Ginge es nach dem Briten, ist das Ende der Fahnenstange mit zwei Rennen noch lange nicht erreicht. "Es ist eine Weltmeisterschaft, also gehört die USA dazu", sagte der Formel-1-Boss vor dem Rennwochenende in Texas. "Amerika ist ähnlich groß wie Europa. Deshalb sollten beide eine vergleichbaren Anzahl von Rennen haben." Bis dahin ist es selbst für den umtriebigen Formel-1-Zampano noch ein weiter Weg, derzeit finden in Europa sieben Grands Prix statt. Wenn die Motoren am Wochenende in Austin aufheulen, ist aber zumindest schon einmal der erste Schritt gemacht.