Jerome, du warst der erste Pilot, der ein Formel-1-Auto in Austin fahren durfte. War das ein besonderes Gefühl für dich?
Jerome d'Ambrosio: Früher oder später werden noch andere Piloten hier in Austin fahren, deshalb war es nicht so besonders für mich. Aber das Event, in dessen Rahmen ich auf der Strecke fuhr, war klasse und wir hatten alle eine Menge Spaß. In dieser Hinsicht war es also etwas Besonderes für mich.

Welchen generellen Eindruck macht der Kurs auf dich?
Jerome d'Ambrosio: Die erste Kurve ist ziemlich speziell und die Esses im ersten Sektor stellen eine besondere Herausforderung dar. Der Circuit of the Americas ist sicherlich eine besondere Strecke im Rennkalender.

Der Kurs gleicht einer Achterbahn, es geht auf- und abwärts. Macht es das für die Piloten schwieriger?
Jerome d'Ambrosio: Ich denke, dass der eine oder andere Fahrer zunächst Probleme haben wird, in den Kurven die richtige Linie zu treffen - aber daran gewöhnt man sich während des Trainings. Für mich ist das aber schwierig zu beurteilen, denn ich fuhr nur vier Runden und zu diesem Zeitpunkt war die Strecke noch sehr schmutzig. Im Verlauf dieses Wochenendes bekommt der Kurs mehr und mehr Grip und dann macht es auch noch mehr Spaß.

Nicht wenige glauben, dass es im Rennen in der schwierigen ersten Kurve zu Unfällen kommt. Wie siehst du das?
Jerome d'Ambrosio: Hier ist es schon ein wenig komisch, der Kurveneingang zu Turn 1 ist sehr weit. Aber bei jedem Start besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass ein Unfall passieren wird. Da es hier ziemlich knifflig ist, könnten die Fahrer besonders vorsichtig agieren, aber das hängt von der Einstellung der einzelnen Piloten ab. Das kann man vor dem Start aber nicht vorhersagen, vieles hängt von der Situation ab.

Denkst du, dass es im Rennen viele Überholmanöver geben wird?
Jerome d'Ambrosio: Das denke ich schon. Vor allem auf der langen Geraden und den Kurven davor und dahinter sollten Überholmanöver möglich sein. Das ist eine der Besonderheiten dieses Kurses: Es gibt viele Strecken im Kalender, auf denen das Fahren zwar Spaß macht, Überholmanöver aber ziemlich schwierig sind - das ist hier nicht der Fall. Die DRS-Gerade und das Layout des Kurses sollten für einige Manöver sorgen.

Worauf kommt es in Austin hinsichtlich des Setups der Autos an?
Jerome d'Ambrosio: Im ersten Sektor benötigt man wegen der geschlängelten Kurven zwischen Turn 3 und 5 eine Menge Downforce. Generell ist Traktion wichtig in Austin, denn hier gibt es einige langsame Kurven und man muss schauen, dass man den Ausgang gut erwischt, um anschließend nicht zu viel Speed zu verlieren.

Hast du bei deinen Runden besondere Abweichungen im Vergleich zu euren Simulator-Tests feststellen können?
Jerome d'Ambrosio: Ich kann da nicht so sehr ins Detail gehen, aber sagen wir einmal so: Es gab keine großen Überraschungen. Die Simulatoren leisten heutzutage sehr gute Arbeit.

Was ist der anspruchsvollste Teil der Strecke für die Fahrer?
Jerome d'Ambrosio: Der erste Sektor. Die erste Kurve ist eine große Herausforderung, weil man den Scheitelpunkt wegen der Erhöhung blind anfahren muss. Dann folgen noch die anspruchsvollen Kurven, die mit Highspeed genommen werden. Die Fahrer haben hier mit Sicherheit ihren Spaß.

Denkst du, dass Lotus die Strecke liegt?
Jerome d'Ambrosio: Das hoffe ich sehr! Das ist aus meiner Sicht aber schwierig zu beurteilen, weil ich mit einem zwei Jahre alten Auto unterwegs war. Natürlich haben wir uns im Simulator vorbereitet, aber die Strecke ist wirklich knifflig wegen der Achterbahn-Charakteristik und all den Überhöhungen. Warten wir also lieber erst einmal die Trainings ab.

Wie kommt der USA GP bei den US-amerikanischen Fans an? Beschreibe bitte einmal die Atmosphäre vor Ort.
Jerome d'Ambrosio: Das Rennen meldet ausverkauftes Haus, was beweist, dass das Interesse an der Formel 1 hier sehr hoch ist. Ein Beispiel: Am Mittwoch flog ich von Seattle nach Austin - also quer durch die USA - und die Hälfte der Passagiere an Bord waren auch unterwegs zur Formel 1. Alle sind hier sehr gespannt auf das Rennen und ich bin sicher, dass viele Zuschauer kommen werden.