Der achte Platz und die vier Punkte in Abu Dhabi waren wirklich eine schöne Belohnung dafür, dass wir uns dort durch ein wirklich schwieriges Wochenende gekämpft haben. Es ist wirklich nicht so einfach, wenn man weiß, dass das Auto eigentlich gut wäre, dass das Potenzial für Plätze ganz vorne da ist, man aber immer wieder durch Probleme unverschuldet zurückgeworfen wird, man immer wieder von vorne anfangen muss. Das geht schon an die Substanz, kostet sehr viel mentale Kraft.

Bruno Senna kämpft mit der Psyche, Foto: Sutton
Bruno Senna kämpft mit der Psyche, Foto: Sutton

Nun habe ich ja schon immer den Nachteil, das erste freie Training nicht zu fahren, wenn dann, wie diesmal, im zweiten am Freitag auch noch ein Problem auftritt, dann hat man kaum noch eine Chance, diesen Zeitverlust wieder aufzuholen und bis zum Qualifying noch eine gute Abstimmung auszuarbeiten. In Abu Dhabi war es ein Bremsproblem, das dafür gesorgt hat, dass ich am Freitag im zweiten Training nie wirklich ein Gefühl für das Auto bekommen konnte. Und am Samstagmittag waren dann durch die Hitze die Streckenbedingungen ja wieder ganz anders, als ich es vom späten Nachmittag her kannte. Das macht es auch nicht gerade einfacher. Jedenfalls habe ich mich dann notgedrungen vor dem Qualifying ziemlich stark an Pastors Abstimmung orientiert. Die ist zwar für meinen Fahrstil nicht optimal, aber immer noch besser, als gar keine richtigen Anhaltspunkte zu haben. Dass ich dann im Q1 auch noch ein KERS-Problem hatte, was natürlich auch bedeutet, dass man ständig mit verändertem Bremsverhalten arbeiten, da man viel verstellen muss, hat dann auch nicht geholfen. Im Prinzip bin ich in erst im zweiten Run im Q2 so weit gewesen, einmal unter bekannten und problemfreien Bedingungen eine Quali-Runde fahren zu können. Und wenn man nur eine einzige Runde hat, dann ist das natürlich fast ein unmögliches Unterfangen, damit ins Q3 zu kommen. Unter den Umständen war ich mit den vier Zehnteln Rückstand im Q2 auf Pastor, der bis dahin ein problemfreies Wochenende hatte, durchaus zufrieden.

Und im Rennen ging es ja dann mit dem Crash in der ersten Kurve, der mich ganz nach hinten befördert hat, gleich wieder schlecht weiter. Aber ich habe es dann zum Glück geschafft, das alles weg zu drängen, nur nach vorne zu schauen, weiter zu kämpfen, auch den etwas missglückten Boxenstopp abzuhaken und so doch noch ziemlich viel herauszuholen. Das bringt einem dann nicht nur Anerkennung im Team, bei den Leuten, die die Performance schon genau einschätzen und werten können, sondern auch einem selbst eine gewisse Befriedigung. Es ist halt einfach nur schade, dass nicht mal ein Wochenende von Anfang bis Ende passen kann - dann wären noch viel mehr Punkte möglich.

Am Donnerstag war ich jetzt noch mal in England im Werk bei Williams, die üblichen Routinebesprechungen, Vorbereitung für Austin, allerdings nicht im Simulator, da haben wir noch nicht genug Daten. Aber da ich ja dort mal wieder im ersten Training fahren darf und niemand die Strecke kennt, sollte das kein Problem sein. Nach allem, was wir von der Strecke wissen, sollte sie uns eigentlich gut liegen. Tatsache ist: Wir haben im Moment ein Auto, mit dem wir, wenn wir ein problemloses Wochenende haben und im Qualifying unter die Top-10 kommen, im Rennen unter den ersten Fünf mitfahren können.

Heute fliege ich dann schon in die USA, erst mal zu Freunden nach Miami, noch ein bisschen ausspannen - und vielleicht per Videogame noch ein bisschen Austin üben. Die Woche nach dem USA-GP wird dann nämlich sehr stressig, da bin ich dann gleich ab Montag in Brasilien und da wird einiges los sein, viele Medien- und PR-Termine... Aber ich hoffe, ich kann das alles dann mit einem Erfolgserlebnis im Rücken durchziehen.