Nachdem am Dienstag noch Robin Frijns für Sauber hinter dem Steuer saß, griff am Mittwoch Esteban Gutierrez bei den Young Driver Tests in Abu Dhabi ins Geschehen ein. Der 22-jährige Mexikaner saß auch bereits in Indien im ersten Freien Training im Boliden aus Hinwil und nahm auf dem Yas Marina Cicuit schon in den beiden vorangegangen Jahren an den Young Driver Tests teil.

Gutierrez umrundete die 5,554 km lange Strecke 94 Mal und war damit der fleißigste der sieben Piloten. In 1:43.485 Minuten belegte er den vierten Rang und bilanzierte seinen Einsatz durchwegs positiv. "Die Morgensession war für mich sehr interessant, weil wir viele unterschiedliche Sachen getestet haben", erklärte der Mexikaner. Am Morgen und am frühen Nachmittag standen vor allem Arbeiten an der Aerodynamik auf dem Programm, wobei über die Mittagspause ein paar Setup-Änderungen vorgenommen wurden. Den Abschluss des Tages bildete ein Volltanktest auf den mittleren Reifen.

Der kurzfristig zustande gekommene Einsatz in Indien - Stammpilot Sergio Perez war erkrankt - habe ihm geholfen, sich an KERS und DRS zu gewöhnen, weswegen er nur eine kurze Eingewöhnungsphase benötigte. "Meine bisherige Formel-1-Erfahrung hat sich auf vier Tage beschränkt, die durch große Zeitabstände unterbrochen waren", erinnerte Gutierrez. "Keine Kontinuität zu haben, macht es schwieriger."

Die schönen Seiten des Lebens, Foto: Sutton
Die schönen Seiten des Lebens, Foto: Sutton

Während in der Session am Vormittag nur die harten Reifen zum Einsatz kamen, durfte Gutierrez am Nachmittag auch mit den mittleren und weichen Pneus auf die Strecke gehen. "Ich finde den letzten Sektor etwas knifflig", gab der Mexikaner zu, dem vor allem Kurve 20 Sorgen bereitete. "Ich habe momentan nicht das Vertrauen, um dort härter zu pushen." Gewisse Probleme bereitete ihm auch die Umstellung vom harten auf den mittleren Reifen, doch auf den weichen Pneus kam er nach Anpassung seines Fahrstils gut zurecht.

Gutierrez merkte an, dass es nicht so einfach sei, mit so vielen Sensoren am Wagen und der Vielzahl von Setups eine exakte Evaluierung vorzunehmen. "Man fährt unterschiedliche Setups, unterschiedliche Down-Force-Levels... es spielen viele Variablen eine Rolle", erklärte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Ich habe versucht, das Limit des Autos zu finden."

Schneller als Frijns

Am Ende war Gutierrez rund drei Zehntelsekunden schneller als Frijns am Vortag, worauf er sich jedoch nichts einbilden wollte. "Ich finde nicht, dass das die wichtigste Sache ist", stellte er klar. "Mein primäres Ziel ist es nicht, der Schnellste zu sein, sondern möglichst genaues Feedback zu geben, weil das große Auswirkungen auf das Auto des kommenden Jahres haben wird." Stichwort kommendes Jahr: Da Kamui Kobayashi noch keinen Vertrag in der Tasche hat, verfügt Sauber über ein freies Cockpit, für das auch der Mexikaner ein Kandidat sein dürfte. "Ich muss professionell sein, auch wenn ich nicht mit dem Team weiterarbeiten sollte", wollte er die Spekulationen jedoch nicht anheizen.

Trotz des mit Abstand intensivsten Programms aller Fahrer habe er keine körperlichen Probleme verspürt, wenn man von kurzem Unwohlsein nach dem Mittagessen absieht. Grund für seine gute physische Verfassung seien einerseits die fordernden GP2-Rennen, bei denen ebenfalls hohe Kräfte auf den Nacken wirken, sowie sein spezielles Trainingsprogramm. "Mein Trainingsprogramm ist daran angepasst, dass ich auch immer dazu bereit bin, in der Formel 1 zu fahren", erzählte Gutierrez, gab aber auch zu, dass am Ende des langen Tages alles etwas langsamer abgelaufen sei.

Mit dem Feedback zufrieden

Gutierrez, der auch am abschließenden Testtag am Donnerstag im Einsatz sein wird, erhielt von seinem Team viel Lob. Giampaolo Dall´Ara, der leitende Ingenieur an der Rennstrecke, erklärte, dass der Mexikaner zwar mit dem Team vertraut sei, weswegen die Kommunikation und einige Prozesse besser als noch am Vortag mit Frijns funktionierten, er aber nicht jeden Tag im Wagen sitzen würde.

"Er hat abermals einen guten Job für uns gemacht", führte Dall´Ara aus. "Wir haben heute von der Aufgabenliste im Prinzip alles abgehakt", zeigte er sich zufrieden. Auch Gutierrez schätzte seine Auskünfte an das Team als durchaus brauchbar ein. "Was ich höre, ist sehr positiv", verriet er stolz. "Die Ingenieure stellen Fragen und normalerweise kann ich sie beantworten." Da er aber freilich nicht der erfahrenste Pilot sei, würde er auch nicht davor zurückscheuen, im Zweifelsfalle der Crew ebenfalls Fragen zu stellen, betonte der 22-Jährige. Am Donnerstag werden für Gutierrez vor allem die Bremsen und Arbeiten an der Aufhängung im Fokus stehen.