War es das verrückteste Rennen, das du seit langer Zeit erlebt hast?
Kai Ebel: Man muss lange nachdenken, wann man so viel Action das letzte Mal gesehen hat. Wenn einer vor dem Rennen gesagt hätte, dass Vettel 32 Positionen im Rennen gut macht, dann hätte man sich gefragt wie das gehen soll. Klar, jetzt weiß man, dass das geht, wenn man zwischendurch wieder nach hinten gespült wird. Dann muss man eben noch einmal überholen. Die ganze Geschichte ist für Sebastian gut ausgegangen, auch wenn Fernando Alonso drei Punkte auf ihn aufgeholt hat, aber vor dem Rennen hätte er das schon unterschrieben, wenn man ihm das Ergebnis zugesichert hätte. Hut ab vor Sebastian, eine riesen Aufholjagd. Ein bisschen Glück gehört auch immer dazu, aber er hatte ja auch Pech mit Daniel Ricciardo aus dem Schwesterteam. Er ist ihm vor das Auto gefahren, dadurch musste er den Frontflügel wechseln. Glücklicherweise in der Safetycar-Phase - aber das war heute nichts für schwache Nerven.

Somit kann Sebastian Vettel in Austin schon Weltmeister werden.
Kai Ebel: Ja, es kann klappen, aber da muss Alonso mitspielen. Das glaube ich aber nicht, denn er holt all das heraus, was er braucht. Das haben wir auch heute wieder gesehen. Das Maximum war heute der zweite Platz, den hat er sich geholt. Mit dem Spanier ist bis zum Schluss zu rechnen. Das weiß auch Sebastian, aber das macht es für die Zuschauer umso spannender, wenn zwei Ausnahmeathleten gegeneinander kämpfen. Aber das Rennen heute hat gezeigt, dass es nicht nur das Auto ist, wie Alonso meinte, sondern auch der Fahrer. Da muss man sich nur das mutige Überholmanöver am Ende gegen Jenson Button ansehen. Das hätte nicht sein müssen, er hatte schon vorher genug Punkte. Das zu riskieren, zeichnet einen klasse Fahrer aus.

Und noch einer hat ein klasse Rennen abgeliefert, was vielleicht im Schatten des WM-Duells stand - Kimi Räikkönen.
Kai Ebel: Es ist fast schade, dass Kimi seinen ersten Sieg nach dem Comeback erst jetzt holt. Er war ja im Prinzip überfällig, alle haben darauf gewartet. Er holte ihn leider zum falschesten Zeitpunkt, weil alle vom Duell Alonso gegen Vettel sprechen. Sein Sieg geht ein bisschen unter, nichtsdestotrotz wird er seinen Erfolg sicherlich mit einem Glas Wasser begießen. Tolle Leistung von Kimi!

Bei Mercedes immer das Gleiche.
Kai Ebel: Ich will nicht sagen wie immer, denn das klingt zynisch. Aber das vierte Mal hintereinander ohne Punkte - da will man gar nicht mehr fragen, ob da jetzt auch Pech dabei war. Natürlich gab es den Unfall mit Nico Rosberg, aber im Endeffekt steht man mit leeren Händen da. Da müssten sie sich etwas überlegen, denn es ist für die nächsten Rennen keine Besserung in Sicht.

In zwei Wochen fährt man in Austin.
Kai Ebel: Ich glaube, es ist sehr wichtig für die Formel 1, dass nicht immer nach Osten expandiert wird, sondern es jetzt auch nach Westen geht.