1. - S wie Startaufstellung

Nach der Disqualifikation von Sebastian Vettel wurde die Startaufstellung vier Stunden nach Qualifying-Ende noch einmal durcheinander gewirbelt. Statt von P3 startet Vettel von ganz hinten, was Fernando Alonso in die Karten spielt, der auf P6 vorrückt. Für den Sieg muss er trotzdem noch an fünf anderen Piloten vorbei, als erstes an Jenson Button auf P5. Der Brite wird keine Rücksicht auf den WM-Kandidaten nehmen. "Ob Fernando vor oder hinter mir ist, liegt an ihm. Für mich geht es darum, den bestmöglichen Job zu machen", stellte Button klar.

Alonso nimmt es locker. Er weiß, dass es im Rennen auf viel mehr ankommt als den Startplatz. "Es kommt auf das Auto, die Reifen, den Start, die Strategie und die erste Runde an", so der Spanier. Pastor Maldonado und Kimi Räikkönen zeigten bereits in Q3 stark auf - durch die Vettel-Strafe starten beide aus der zweiten Startreihe. Der Finne will auf keinen Fall das ganze Rennen hinter Maldonado festhängen wie in Indien hinter Massa. Teamkollege Romain Grosjean startet von Rang neun, steht damit direkt hinter Nico Rosberg - die beiden waren sich schon in Suzuka zu nah gekommen.

Die Entscheidung auf DIN A4, Foto: Sutton
Die Entscheidung auf DIN A4, Foto: Sutton

2. - S wie Start

Auch beim Abu Dhabi GP kommt der erste Runden eine Schlüsselrolle für den weiteren Rennverlauf zu. Mit einem guten Start haben die Fahrer die Chance, sich um ein paar Plätze nach vorne zu arbeiten - allerdings kann das Pendel bei einer verpatzten Losfahrt auch in die andere Richtung ausschlagen. Pole-Setter Lewis Hamilton ist sich der Wichtigkeit einer guten Startphase bewusst, insbesondere, weil sein MP-27 im ersten Drittel des Rennens am ehesten angreifbar ist. "Unser Auto ist am Beginn mit viel Sprit nicht so gut, im Laufe des Rennens wird es besser", erläuterte er. "Wenn wir einen guten Start hinkriegen, bleiben wir hoffentlich über das gesamte Rennen vorne."

Für Lotus-Fahrer Kimi Räikkönen geht es beim Start darum, einen Rennverlauf wie in Indien, als er sich 60 Runden lang an Felipe Massa die Zähne ausbiss, zu vermeiden. "Wenn wir hinter einem langsamen Auto hängen bleiben, ist die einzige Chance vorbeizukommen, wenn er einen Fehler macht und wir bei den Boxenstopps vorbei kommen. Dann ist es zu spät, um gegen die Jungs vorne etwas auszurichten", erklärte der Finne. Deshalb werde er von Beginn an attackieren, kündigte der Weltmeister von 2007 an. "Wenn wir beim Start direkt hinter die Red Bull kommen, können wir uns an sie dran heften und hoffentlich etwas gegen sie ausrichten."

3. - S wie Strafe für Seb

Um 22:30 Uhr Ortszeit war es offiziell: Sebastian Vettel verliert Startplatz drei und muss das Rennen von ganz hinten aufnehmen. Schon kurz nach Qualifying-Ende hatte Motorsport-Magazin.com den Heppenheimer auf das Problem angesprochen. Vettel meinte, dass es nichts mit der Benzinmenge zu tun habe. Viereinhalb Stunden später hieß es in der FIA-Mitteilung, dass das Auto nicht mehr aus eigener Kraft in die Boxengasse zurückkehren konnte. So blieb keine andere Wahl, als ihn aus dem Qualifying auszuschließen. Red Bull kann nun entscheiden, ob Vettel aus der Box oder von Startplatz 24 ins Rennen geht.

Warten auf das Taxi, Foto: Sutton
Warten auf das Taxi, Foto: Sutton

Wende im WM-Kampf? Fernando Alonso glänzte mit Platz sieben im Qualifying nicht unbedingt und der Ferrari war in Abu Dhabi bislang nicht allzu konkurrenzfähig. Doch für Vettel könnte es schwierig werden, von ganz hinten in die Punkte zu fahren. Schwacher Trost: Lewis Hamilton verlor seine Pole beim diesjährigen Spanien GP und wurde zurückversetzt. Anschließend überquerte der McLaren-Pilot die Ziellinie nach einer Aufholjagd auf Platz acht. Aber Abu Dhabi ist nicht Barcelona...

4. - S wie Strategie

Zu Beginn des Jahres war die richtige Reifenstrategie maßgeblich für ein gutes Rennwochenende - zuletzt hatte es allerdings den Anschein, als hätten die Teams die Reifenproblematik etwas besser in den Griff bekommen. Mercedes-Teamchef Ross Brawn betonte allerdings, dass der Umgang mit den Pneus weiterhin enorm wichtig sei. "Morgen wird es wie bei den meisten Rennen in diesem Jahr auf die Reifen ankommen", sagte er. "Wir müssen sehen, welche Probleme es mit den Reifen gibt. Sie bauen hier nicht sehr stark ab. Aber sie reagieren dennoch sehr sensibel auf die Temperaturen und die Art, wie man sie nutzt. Die Herangehensweise an das Rennen wird stark von den Reifen abhängen."

Sauber misst der richtigen Entscheidung bei der Wahl der Bereifung ebenfalls große Bedeutung zu. "Es ist ein Vorteil für uns, dass wir die freie Wahl haben", meinte Sergio Perez, der das Rennen von Startplatz zwölf angeht. "Der Verschleiß ist hier nicht so groß, deshalb werden wir eine aggressive Strategie wählen." Es wird interessant sein, ob sich Perez, der in dem Ruf steht, ein Reifenflüsterer zu sein, so einen entscheidenden Vorteil verschaffen kann. Fernando Alonso glaubt allerdings nicht, dass sich die Taktiken der einzelnen Teams großartig voneinander unterscheiden werden. "Wegen des geringen Abbaus sind unsere Optionen ein bisschen eingeschränkt."

5. - S wie Setup

Beim Großen Preis von Abu Dhabi gilt es, wie bei den meisten modernen Strecken, einen gesunden Kompromiss zwischen Topspeed auf den zwei langen Geraden und optimalem Grip in den Kurven herauszufinden. In Abu Dhabi zählt zudem eine gute Fahrwerksabstimmung, da in vielen Kurven die Kerbs heftig mitgenommen werden. Gerade in der Schikane zu Beginn des dritten Sektors darf das Fahrzeug nicht zu sehr springen. Auf der langen Geraden ist die Getriebeübersetzung entscheidend; viele Fahrzeuge stotterten im freien Training bei DRS-Einsatz im Begrenzer.

Wer einen lang übersetzten 7. Gang fährt, wird auf der Geraden überholen können. In Indien zeigte sich bei Kimi Räikkönen, wie fatal sich eine falsche Abstimmung auswirkt: "Wir hatten letztes Mal den Speed in Sachen Rundenzeit, aber nicht bezogen auf Topspeed auf der Geraden", merkte er an. Er kam den kompletten Grand Prix über nicht an Felipe Massa vorbei. Da es nur wenige mittelschnelle, aber viele langsame Kurven gibt, ist mechanischer Grip und eine gute Traktion von entscheidender Bedeutung auf dem Yas Marina Circuit.

6. - S wie Strecke

Der Yas Marina Circuit wartet nicht nur mit der imposanten Fahrt in den Sonnenuntergang auf, auch aus fahrerischer Perspektive hat die Strecke einiges zu bieten. Der erste Sektor wird von fließend ineinander übergehenden Kurven dominiert, ehe es nach einer Spitzkehre auf die erste der beiden langen Geraden geht, auf denen sich auch die DRS-Zonen befinden. Der dritte Streckenabschnitt wartet abermals mit zahlreichen Kurven auf, die jedoch zumeist im rechten Winkel verlaufen und daher ein geringes Tempo verlangen.

Abu Dhabi - spektakulär, Foto: Sutton
Abu Dhabi - spektakulär, Foto: Sutton

Wie auf Rennstrecken der neuen Generation üblich, findet man auf dem Yas Marina Circuit keine Kiesbetten vor, sondern weiträumige asphaltierte Auslaufzonen. Um zu verhindern, dass die Piloten zu weit von der Strecke abkommen und daraus einen Vorteil ziehen, wurden im Vorfeld des Grand Prix' allerdings in sieben Kurven die Kerbs erhöht. "Ich glaube, die Strecke ist dadurch um einiges langsamer geworden", sagte Nico Hülkenberg im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

7. - S wie Spannung

Abu Dhabi stand in der Vergangenheit nicht gerade für spannungsgeladene Rennen. Diesmal könnte alles anders kommen, denn schon vor dem Rennstart ging es ordentlich ab. Sebastian Vettel verlor seinen dritten Startplatz und muss sich mit dem starken Red Bull durch das gesamte Feld kämpfen, um seine Führung in der Weltmeisterschaft zu behalten. Nach der Bestrafung wittert WM-Rivale Fernando Alonso natürlich seine große Chance, dank dieser - aus Red Bulls Sicht unglücklichen Fügung - wieder den Anschluss zu finden.

Alonso ist nicht nur seit geraumer Zeit Anhänger von martialischen Samurai-Weisheiten, sondern kündigte bereits an, im Rennen volles Risiko fahren zu wollen. Das muss er auch, denn noch immer gilt Red Bull im WM-Endspurt als Favorit. Allerdings wird sich Alonso diese Vorlage wohl kaum nehmen lassen wollen und hat in Abu Dhabi die Chance, haufenweise Punkte gut zu machen. Der WM-Zweikampf ist offen wie nie - wer den Großen Preis von Abu Dhabi verpasst, ist selbst schuld.