Bei Williams geht es weiter bergauf - mit P4 schockte Pastor Maldonado im Qualifying zum Großen Preis von Abu Dhabi den ein oder anderen Konkurrenten. Selbst für Chefingenieur Mark Gillan war die zweite Startreihe eine kleine Überraschung. "Die Rennpace war am Freitag sehr gut - unsere Qualifyingpace war aber nie so gut wie die über die Long-Runs, deswegen haben wir daran verstärkt gearbeitet", so der Brite, der sich freute, dass diese Arbeit nun scheinbar Früchte trug. "Ich denke aber P4 war wirklich nah am Maximum dessen, was heute mit dem Auto drin war - deswegen sind wir auch sehr zufrieden." Innerhalb weniger Wochen habe man sich entscheidend steigern können. "Das Auto war in Korea zum Beispiel nicht besonders stark, gerade als es um die Balance ging."

"In Neu Delhi haben wir aber hart daran gearbeitet und das verbessert." In Abu Dhabi habe man damit weitergemacht. Allgemein schätzte Gillan das aktuelle Potenzial des FW34 auf Platz fünf bis sechs ein. "P4 für Pastor war dementsprechend natürlich sehr gut." Das Wichtigste sei immer, es irgendwie in Q3 zu schaffen, denn dann sei vieles möglich, wie das Resultat demonstriere. "Diese Strecke hier ist auf Grund der späten Fahrzeiten und mit den fallenden Temperaturen sehr kniffelig. Wenn die Strecke sich dann also so stark verändert, muss man sich als Team umso mehr auf den Fahrer verlassen und darauf, dass er selbst weiß, wo er angreifen kann und wo nicht. Da hat er heute einen sehr guten Job gemacht", lobte Gillan seinen Schützling in der zweiten Reihe.

P4 macht das Leben einfacher

Am Sonntag müsse man nun probieren, sich möglichst lange in der Spitzengruppe zu halten. "Unsere Starts waren diese Saison ja immer sehr gut - das Problem ist nur, dass man ein viel höheres Risiko trägt, dass irgendetwas passiert, wenn man sich mittendrin und im Getümmel qualifiziert", so der Williams-Mann. Insofern habe Maldonado am Start nicht nur einen Metervorteil sondern auch die Oberhand, was die Gefahr einer frühen Kollision betreffen würde. "Vorne ist es einfacher, die Rennpace zu kontrollieren." Das habe man zuletzt in Indien auf schmerzliche Weise am eigenen Leib erfahren müssen. "Da wurde unser Rennen mehr oder weniger durch den Verkehr zerstört. Umso mehr freuen wir uns jetzt darauf, hier vorne loszufahren."

Bruno Senna hatte Pech mit der Technik, Foto: Sutton
Bruno Senna hatte Pech mit der Technik, Foto: Sutton

Gillan war in jedem Fall überzeugt: "Wenn wir erneut gut loskommen, stehen die Vorzeichen nicht schlecht, besonders, wenn man bedenkt, wie stark Pastor schon am Freitag unterwegs war." Auch ein Podium wollte der Techniker bei passenden Umständen auf dem Wüstenkurs nicht ausschließen. "Es gibt überhaupt keinen Grund, warum wir nicht ein sehr gutes Ergebnis einfahren sollten." Weniger Glück als sein Teamkollege hatte am Samstag allerdings Bruno Senna. Nachdem er bereits am Vortag mit Bremsproblemen zu kämpfen hatte und planmäßig ohnehin nur die zweite Session im Auto saß, streikte in der Qualifikation das KERS des Brasilianers.

Auf einer Strecke mit vielen langen Geraden ein signifikanter Nachteil, der sich letztendlich so niederschlug, dass mehr als ein ernüchternder 15. Startrang für den 29-Jährigen einfach nicht drin war. Dass für den zweiten Williams aber schon alles verloren sei, wollte Gillan noch nicht glauben. "Die Bremsprobleme von gestern konnten wir heute schon lösen und auch die Schwierigkeiten am KERS sind bereits wieder behoben - für das Rennen sollte also alles laufen", machte er Senna Mut. Klar sei aber, dass sich die Misere beim Brasilianer durchaus auf die Balance seines Bolidens auswirken könne.

Intern gute Zusammenarbeit

Da man aber ähnliche Programme bei beiden Fahrern plane, beabsichtige man Sennas Nachteil zudem dadurch einzuschränken, dass man zur Abstimmung seiner Balance die Daten von Maldonados gut funktionierendem Williams transferiere. "Da arbeiten wir im Team immer alle sehr eng zusammen, auch am Freitag, wenn wir sogar alle drei Fahrer einsetzen", verriet Gillan. Der Fokus am Sonntag läge aber trotzdem auf Maldonados großer Chance auf eine Top-Position. Dass der als ungestüm geltende Venezolaner in eine Kollision verwickelt werden könnte, glaubte er nicht. "Pastor ist ein sehr schneller Fahrer und er hatte auch seit einiger Zeit keine Vorfälle mehr."

"Er weiß um unsere Zielsetzung für morgen und wir ebenso - es geht in erster Linie darum, gute Punkte einzufahren", sagte Gillan. Sein Pilot attackiere dieses Wochenende wirklich hart. "Und das erwarten wir auch morgen von ihm." Auch mit Blick auf die Team-WM wolle man weiterhin alles geben. "Es gibt noch drei Rennen, wir sind in einer guten Position und das Auto ist schnell - jetzt brauchen wir nur noch die Big Points", schielte der Brite mit einem Auge auch noch in Richtung Force India, die in der Konstrukteurswertung direkt vor einem auf dem siebten Platz liegen, allerdings auch schon satte 34 Punkte Vorsprung auf die Traditionstruppe aus Grove haben.