Indien ist immer ein ganz besonderes Erlebnis, es ist für uns alle eine fremde, aber auch faszinierende Kultur. Formel-1-Kultur gibt es hier zwar noch nicht so viel, aber schon eine gewisse Rennsport-Tradition, viel mehr als zum Beispiel in China, und deshalb glaube ich schon, dass die Formel 1 sich hier gut etablieren kann. Mit meinem Rennen auf dem Buddh Circuit war ich zufrieden, der Speed hat gepasst, es hat auch Spaß gemacht, mit den vielen Zweikämpfen und den drei Überholmanövern gegen Pastor, gegen Kobayashi und am Ende gegen Nico Rosberg. Schade war halt nur, dass ich durch den kleinen Fehler im Qualifying in der entscheidenden Runde wieder nur auf Platz 13 stand, obwohl die Top Ten sicher möglich waren und dass ich dadurch die ganze Zeit im Verkehr gesteckt habe und kaum einmal so schnell fahren konnte, wie es möglich gewesen wäre. Deshalb habe ich ja ganz zum Schluss auch noch mal probiert, was so in dem Auto drin war - und das war ja einiges.

Jetzt hoffe ich nur, dass ich in Abu Dhabi wirklich mal ein komplett problem- und auch fehlerfreies Wochenende von Anfang bis Ende habe, damit mal die Menge an Punkten rauskommt, die wir eigentlich auch verdient hätten. Abu Dhabi ist ein ganz anderer Kurs als Indien, eine Strecke, die mehr langsame Kurven hat, was nicht unbedingt die größte Stärke unseres Autos ist. Andererseits gibt es aber auch ein paar sehr harte Bremszonen - und da waren wir immer gut, weil unser Auto da sehr stabil ist. Außerdem bekommen wir auch noch ein paar zusätzliche Teile, um die Aerodynamik weiter zu verbessern. Der neue Frontflügel in Indien hat ja zumindest dort schon mal sehr gut funktioniert, ich hoffe, dass das jetzt auch auf den weiteren Strecken so bleibt. Indien hat uns da halt auch deshalb ein bisschen geholfen, weil die Strecke nicht sehr wellig ist - dieses Problem, das wir da hatten, ist ja verstärkt auf welligen Strecken aufgetreten. Generell wird das Rennen hier auch vom Reifen-Management und der Strategie noch schwieriger werden als Indien, weil es mehr Optionen geben wird.

Bruno Senna hofft, dass die WM-Entscheidung erst in seiner Heimat Brasilien fällt., Foto: Red Bull
Bruno Senna hofft, dass die WM-Entscheidung erst in seiner Heimat Brasilien fällt., Foto: Red Bull

In Sachen WM hat Indien schon gezeigt, dass Red Bull und Sebastian Vettel jetzt wohl die klaren Favoriten sind. Denn da hatten sie zumindest meiner Meinung nach durch die Streckencharakteristik, die wenig Probleme mit dem Heck verursacht, einen geringeren Vorteil als woanders, zum Beispiel auch als jetzt in Abu Dhabi. Trotzdem hoffe ich, dass die Entscheidung wieder mal erst in Brasilien fallen wird, damit dort alle, vor allem die Fans, noch mal so richtig Spaß haben können.

Montagnachmittag bin ich von Indien nach Dubai geflogen und dann nach Abu Dhabi rüber gefahren. Das ist schon eine ganz andere Welt als Indien, ein scharfer Kontrast - auch wenn man in unserem Job manchmal Gefahr läuft, gewisse Dinge der "Außenwelt" gar nicht mehr wahrzunehmen. Es ist halt immer auch eine Frage der Zeit, die man hat, um etwas über ein Land zu lernen, denn anderseits versuchen wir natürlich, bei den vielen Überseereisen am Ende die Zeit unterwegs so kurz wie möglich zu halten, um auch noch mal ein bisschen Zeit zum Ausruhen zu Hause zu haben.

Ich hatte jetzt jedenfalls zwei recht entspannte Tage mit etwas Training, aber heute, also Mittwochabend, fahre ich noch mal rüber nach Dubai, weil ich dort morgen früh einen großen Event mit meinem Sponsor Gilette habe - zusammen mit unserer brasilianischen Fußballlegende Ronaldo. Wir haben uns ja letztes Jahr schon hier getroffen, da war der Wettbewerb, den wir gegeneinander ausgetragen haben, aber besser für mich als diesmal: Damals sind wir mit ferngesteuerten Modellautos gegeneinander gefahren, da habe ich auch gewonnen. Aber diesmal sollen wir Elfmeter schießen, und da habe ich absolut keine Chance. Fußball ist einfach nicht mein Ding, da habe ich zwei linke Füße. Ich hoffe, ich blamiere mich nicht allzu sehr...