Der Formel-1-Tross hat den indischen Subkontinent hinter sich gelassen und reist zum drittletzten Saisonrennen nach Abu Dhabi, das als Mitglied der Vereinigten Arabischen Emirate am Persischen Golf liegt. Austragungsort des Grand Prix ist der von Hermann Tilke entworfene Yas Marina Circuit, der mit seinen breiten asphaltierten Auslaufflächen den Standards der neuen Rennstreckengeneration entspricht.

Das Yas Hotel lässt die Strecke erstrahlen, Foto: Sutton
Das Yas Hotel lässt die Strecke erstrahlen, Foto: Sutton

Eine Besonderheit des Rennens ist der Umstand, dass der Start bei Tageslicht erfolgt, während beim Fallen der Zielflagge sich bereits Dunkelheit über Abu Dhabi ausgebreitet hat, weshalb die Strecke künstlich beleuchtet wird. Der Kurs verläuft am Hafen und führt direkt unter dem Yas Hotel hindurch, was dem Grand Prix einen weiteren unverwechselbaren Touch verleiht.

Nicht nur die Zuschauer vor den Fernsehgeräten bekommen aufgrund dessen spektakuläre Bilder ins Haus geliefert, auch die Piloten sind von der Stimmung auf dem Yas Marina Circuit angetan. "In nur drei Jahren hat sich das Rennen zum Saisonhighlight entwickelt", meint Sebastian Vettel, der hier bereits zwei Mal gewann. "In der Dämmerung zu starten und im Dunkeln ins Ziel zu kommen, macht es zu etwas Einzigartigem und ist eindrucksvoll."

Der Kurs wartet mit den unterschiedlichsten Anforderungen für Teams und Piloten auf, da der erste Sektor aus mehreren fließend ineinander übergehenden Kurven besteht, während im mittleren Streckenabschnitt zwei äußerst lange Geraden dominieren, die auch die besten Überholmöglichkeiten bieten. Beendet wird die 5,554 km lange Runde von zahlreichen engen Kurven, die zumeist im rechten Winkel verlaufen und niedriges Tempo verlangen. "Die Bremsen werden sehr stark belastet - insgesamt gibt es pro Runde elf harte Bremsmanöver", verdeutlichte Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug die Herausforderungen der Strecke.

Setup-Kompromiss

Fahrt in den Sonnenuntergang, Foto: Sutton
Fahrt in den Sonnenuntergang, Foto: Sutton

Der Yas Marina Circuit erfordert ein Setup, das auf mittleren Abtrieb ausgelegt ist. Dieses bietet einen Kompromiss zwischen den langen Geraden und den unterschiedlichen Kurventypen. Da es vergleichsweise wenige Richtungswechsel gibt, die mit hohem Tempo gefahren werden, setzen die Ingenieure auf eine weich eingestellte Hinterachse, die den nötigen Grip liefert.

Wegen der sehr vielfältigen Charakteristik des Kurses ist die Wahl der richtigen Getriebe-Übersetzungen recht komplex. Die langen Geraden verlangen nach einem hoch übersetzten siebten Gang, während es in der Kurvenfolge des dritten Sektors auf eng gestufte Übersetzungen ankommt. Nur so können die Fahrer auf den kurzen Geradeausstücken maximal beschleunigen.

Eine ungewöhnliche Boxengasse, Foto: Sutton
Eine ungewöhnliche Boxengasse, Foto: Sutton

Die Fahrt in den Sonnenuntergang bietet nicht nur spektakuläre Bilder, sondern hat auch Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Da die Luft- und Streckentemperaturen ständig sinken, ist es von besonderer Bedeutung, die Reifen richtig zum Arbeiten zu bekommen - Pirelli liefert die weichen und mittlerern Pneus - und die Rennstrategie dementsprechend zu planen. Zu dieser gehört auch der Besuch in der Boxengasse, die sich ebenfalls von den Anlagen anderer Kurse unterscheidet, da ein Teil der Ausfahrt unter der Rennstrecke verläuft und von unten aufsteigend in den Hauptkurs mündet.

Aufgrund der Nähe zur Wüste ist die Strecke am Beginn des Rennwochenendes noch mit verhältnismäßig viel Staub bedeckt und der Grip baut sich erst langsam auf. Erschwert dürften die Bedingungen durch einen heftigen Sandsturm werden, der in den letzten Tagen in den Emiraten gewütet hat. Um zu verhindern, dass Staubpartikel in die Zylinder geraten, haben die Motorenhersteller spezielle Luftfilter entwickelt, die die Aggregate vor Schäden schützen sollen.