Eigentlich sah die Performance des Nico Rosberg im Qualifying zum Großen Preis von Indien lange Zeit ganz rosig aus. In Q1 wurde der Silberpfeil-Pilot starker Dritter, im zweiten Segment des Zeittrainings sprang immerhin noch Rang sechs heraus - die Marke von 1:26 Minuten konnte Rosberg auf dem Buddh International Circuit dabei knapp unterbieten. Mit einer ähnlichen Runde wäre in Q3 immerhin Startplatz sieben hinter den drei Top-Teams Red Bull, McLaren und Ferrari drin gewesen. Doch Mercedes verzichtete im finalen Abschnitt darauf, noch einmal alles in die Waagschale zu werfen - einen schnellen Run im F1 W03 drehte der Wiesbadener nicht mehr, sondern sparte lieber Reifen.

"Es ist natürlich doof, nicht fahren zu können, aber wir haben alles hochgerechnet", erklärte Rosberg das Verhalten nach dem Qualifying. Unterm Strich sei der Verzicht auf eine Zeit in Q3 eine Vernunftentscheidung. "Es ist besser so und macht einen Riesenunterschied für morgen, ob man auf neuen oder gebrauchten Reifen startet", so der 27-Jährige. Leicht habe sich das Team den Entschluss aber nicht gemacht. "Es war eine schwierige Entscheidung, denn wir hatten eigentlich gar nicht erwartet, so schnell zu sein. Es war aber schön zu sehen, dass wir dran sind und Fortschritte erzielen."

Welchen Vorteil bringt das Pokerspiel vom Samstag im Rennen wirklich?, Foto: Sutton
Welchen Vorteil bringt das Pokerspiel vom Samstag im Rennen wirklich?, Foto: Sutton

In Erwartung langer Stints

Aus Sicht des Fahrers sei es aber natürlich weniger erfreulich, in Q3 nicht mehr mitkämpfen zu können. "Aber das ist ja auch verständlich: Als Fahrer will man natürlich immer fahren, aber für morgen ist es definitiv ein großer Vorteil", zeigte sich der Zehntplatzierte einsichtig. Da der Kurs in Indien allgemein als eher milde im Umgang mit den Pneus zu bewerten sei, habe man nun alle strategischen Trümpfe selbst in der Hand und könne einige interessante taktische Planspiele anstellen. "Wahrscheinlich wird morgen nur mit einem Stopp gefahren und dann muss man wirklich lang fahren", wusste Rosberg.

Viel hinge davon ab, wie die Autos mit den langen Stints umgehen würden. "Einige können vielleicht länger fahren und dann hat man natürlich einen Vorteil und kann am Gegner vorbeikommen", so der Wahl-Monegasse, der alles in allem glücklich mit seiner Performance sein wollte, besonders mit seiner schnellen Runde in Q2. Diese hätte er sogar auf gebrauchten Reifen einfahren können. "Davon war ich selbst überrascht und dementsprechend zufrieden bin ich damit auch." Warum die anderen Teams um einen herum dann aber auf den Luxus des Nichtfahrens verzichtet hätten und in Q3 ganz planmäßig auf Zeitenjagd gegangen sein, konnte der Deutsche nicht beantworten.

"Das ist eine gute Frage, die ich dann vielleicht nach dem Rennen beantworten kann, wenn ich die alle weggebügelt habe... sonst eher nicht", lachte Rosberg. Dass dieses Szenario aber wirklich eintritt, glaubte der Mercedes-Fahrer selbst nicht so recht. "Es spricht leider nicht so viel dafür", meinte er ehrlich. "Im Rennen sind wir eher schwächer als Qualifying und das wird wohl auch an diesem Wochenende so sein." Umso wichtiger sei aber die Entscheidung vom Samstag. "Auch deshalb haben wir das mit den Reifen gemacht: Mit einem guten Start auf neuen Reifen, können wir uns vielleicht doch gleich den ein oder anderen schnappen."