Mark Webber hat zumindest rein sportlich die Scheuklappen ausgepackt und mit nach Indien gebracht: Von allen Theorien um teaminterne Unterstützung bei Red Bull, seine Rolle im Titelkampf und diverse Möglichkeiten der Hilfestellung für Sebastian Vettel, wollte der ambitionierte Australier am liebsten gar nichts wissen. Sein Ziel sei klar definiert und beziehe sich in erster Linie einmal auf ihn selbst: "Wir wollen natürlich auch hier wieder den Sieg angreifen - dass das möglich ist, hat das Auto bei den letzten Events eindrucksvoll bewiesen. In Suzuka hatten wir zuletzt Pech am Start, in Korea war es dann aber für das ganze Team ein tolles Wochenende", so Webber.

"Seb ist ein gutes Rennen gefahren, im Qualifying war es aber eine sehr enge Angelegenheit zwischen uns beiden - am Ende konnten wir Ferrari aber hinter uns halten und hier haben wir das gleiche wieder vor", machte der Australier die Prioritäten vor dem 17. WM-Lauf klar. Er sei sich aber auch der Tatsache bewusst, dass dieses Unterfangen kein Spaziergang werde. "Alle Gegner sind stark, es geht also nicht nur um Ferrari. Wenn ich persönlich das Maximum herausholen kann, haben wir aber unser Bestes gegeben - um die Konkurrenz brauchen wir uns dann keine Sorgen machen", fand Webber.

Entscheidung erst zur richtigen Zeit

Führen Webber und Vettel auch in Indien wieder ein Siegestänzchen auf?, Foto: Sutton
Führen Webber und Vettel auch in Indien wieder ein Siegestänzchen auf?, Foto: Sutton

Mit Blick auf das interne Kräfteverhältnis sagte der 36-Jährige: "Ich hätte es natürlich gerne, dass das Resultat diesmal andersherum ausfällt, aber wir müssen immer auch aufs Team schauen und dass wir vorne bleiben." Eine Teamorder wollte er weder befürworten noch ausschließen. "Wenn wir an so einen Punkt kommen sollten, werden wir mit Sicherheit die ein oder andere Entscheidung treffen - noch sind wir da aber nicht", bewertete Webber derlei Planspiele als Zukunftsmusik. "Wir haben eine großartige Chance, hier ein ebenso großartiges Resultat einzufahren. Das dürfen wir aber nie als selbstverständlich ansehen."

"Klar können wir jetzt über verschiedene Szenarien diskutieren, aber am Sonntag ist dann sowieso immer wieder alles anders. Deshalb konzentriere ich mich jetzt erst einmal auf mein eigenes Rennen", war der Red-Bull-Fahrer um einen Themenwechsel bemüht. Dass ihn das Team tatsächlich schon an diesem Wochenende zurückpfeifen könnte, glaubte er ohnehin nicht. "Noch ist ja nichts entschieden - an diesem Wochenende geht es rein ums Resultat und ich werde den Sieg angreifen", so Webber selbstbewusst. Als besonderer Ansporn diene auch die tolle Kulisse in Greater Noida. "Die Strecke ist super und schnell - ich freue mich sehr darauf."

Viel Leidenschaft für die Formel 1

Angetan hatte es ihm aber nicht nur der Buddh International Circuit sondern auch das Land und die Leute. "Wenn man In Neu Delhi landet, ist das Erste, was einem auffällt, dass alle Taxis Dellen haben - scheinbar geht es hier zu wie mit dem Autoscooter", lachte Webber und erzählte mit einem Schmunzeln, dass ihn sein Fahrer am Vortag von einem PR-Termin zwar bestens zurück ins Hotel gefahren habe - nur leider auf der exakt gleichen Straßenseite wie bei der Hinfahrt. "Ich habe ihn dann gefragt, was los sei und er erklärte mir nur, man müsse hier so fahren..."

Für den Mann aus Down Under stand fest: "Hier wird schon eine sehr andere Kultur und damit verbunden auch ein ganz anderer Lebensstil gepflegt als sonst irgendwo auf der Welt. Leider herrscht auch sehr viel Armut und ich muss sagen, dass es natürlich nicht besonders schön ist, das mitansehen zu müssen." Trotzdem seien die meisten Leute in Indien aber glücklich oder würden zumindest den Anschein erwecken. "Das wiederum bedeutet, dass sie ganz anders damit umgehen", schlussfolgerte Webber und fügte an: "Sie tragen immer ein Lächeln auf dem Gesicht und auch viel Leidenschaft in sich - zum Glück auch für die Formel 1."