Die Scuderia aus Maranello bestätigte am Dienstag Nachmittag die Vertragsverlängerung mit Felipe Massa. Der Brasilianer soll vorerst bis 2013 bei den Italienern bleiben - und dort Fernando Alonso assistieren. Die Rollenverteilung bei den Roten dürfte klar sein, Präsident Luca di Montezemolo gab unlängst zu verstehen, nicht zwei starke Fahrer in einem Team haben zu wollen. Motorsport-Magazin.com macht sich Gedanken über das Für und Wider der Vertragsverlängerung.

Pro: Es macht für beide Seiten Sinn

von Falko Schoklitsch

"Ein bisschen Frieden", sang schon Nicole und holte damit den Sieg beim Songcontest für Deutschland. Und ein bisschen Frieden ist auch für Ferrari der richtige Weg. Nachdem schon Präsident Luca di Montezemolo betont hat, dass sich zwei Hähne im gleichen Hühnerstall nicht vertragen, ist das Team den gleichen Weg gegangen. Und es macht auch Sinn, immerhin kann sich Fernando Alonso so als klare Nummer 1 darauf konzentrieren, gegen die Konkurrenz aus anderen Teams zu kämpfen und muss keinen Rivalen im eigenen Team befürchten, der ihm Punkte wegschnappt, wenn es gerade unpassend ist. Mit Lewis Hamilton, Sebastian Vettel oder Mark Webber an seiner Seite wäre das etwas schwieriger.

So sieht die glückliche Ferrari-Familie aus, Foto: Ferrari
So sieht die glückliche Ferrari-Familie aus, Foto: Ferrari

Dennoch ist Massa aber kein Fallobst, gerade zuletzt hat er gezeigt, was er drauf hat. In dieser Form kann er Ferrari sehr nützlich sein, denn er holt wichtige Punkte und das kann in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft wichtig sein. Klar, wenn es für ihn auch nach der Sommerpause nicht und nicht gelaufen wäre, hätte es für Ferrari keinen Sinn gemacht, ihn zu behalten, da er eigentlich nur ein rotes Auto um die Rennstrecken bewegt hätte, ohne viel zu erreichen. Der wiederbelebte Massa ist aber stark genug, um für ordentlich Punkte zu sorgen, ohne aber gleich Stunk zu machen, weil er nicht die Nummer 1 ist - eben ein echter Teamplayer, wie Ferrari sich das wünscht.

Und wer jetzt den Brasilianer bedauert, weil er sich Alonso wird unterordnen müssen: Massa darf noch ein weiteres Jahr Ferrari fahren, ein besseres Auto hätte er sicher nicht bekommen können. Eigentlich ist es sogar recht fraglich, wo er abgesehen von Ferrari überhaupt hätte unterkommen können und die Wahl zwischen der Nummer 1b bei einem der traditionsreichsten und besten Teams der Formel 1 und dem möglichen Ende in der Königsklasse dürfte ihm nicht schwergefallen sein. Und wer weiß, vielleicht überrascht er ja noch alle und fährt nächstes Jahr auf einmal schneller als Alonso. Natürlich scheint das unwahrscheinlich, aber Massa war 2008 nicht umsonst ein paar Sekunden Weltmeister.

Contra: Darf es eine Nummer zwei geben?

von Christian Menath

Elf Siege, 15 Pole Positionen, 14 schnellste Rennrunden. Das sind Werte, die können sich sehen lassen. Auch wenn Felipe Massa noch keinen WM-Titel auf seinem Konto hat, so denke ich trotzdem, dass er ein hervorragender Formel-1-Pilot ist. Sein Talent blitzte seit seinem schweren Unfall in Budapest vor zwei Jahren zwar selten auf, der aktuelle Trend sieht jedoch äußerst positiv aus. Hätte man Felipe Massa 2008 beim manipulierten Rennen in Singapur nicht um den Sieg gebracht, wäre der Brasilianer mit großer Wahrscheinlichkeit heute Weltmeister. Umso mehr finde ich es schade, dass er sich bei der Scuderia hinter Fernando Alonso verstecken muss. Solange er neben dem Asturier bei Ferrari fährt, muss er sich damit abfinden, maximal um die Vizeweltmeisterschaft fahren zu dürfen.

Felipe Massa bei seinem ersten Sieg 2006 in der Türkei, Foto: Sutton
Felipe Massa bei seinem ersten Sieg 2006 in der Türkei, Foto: Sutton

Ob er Fernando Alonso dann bei seinem Vorhaben wirklich in dem Maße unterstützen kann, wie dies einst Rubens Barrichello bei Michael Schumacher tat, steht auch in den Sternen. Die Leistungen Massas fielen in den vergangenen zwei Jahren meist so deutlich gegenüber denen Alonsos ab, dass er direkten WM-Konkurrenten nur selten Punkte wegnehmen konnte. Vielleicht fühlt sich Massa in der Rolle des Unterstützers einfach nicht wohl und kann somit sein volles Potential nicht ausschöpfen. Dann wäre mit einer Vertragsverlängerung weder ihm, noch der Mythosmarke geholfen. Dass Massa der perfekte Teamplayer ist, möchte ich auch in Frage stellen. Beim letzten Grand Prix ließ er sich absichtlich hinter Alonso zurückfallen, um dann die schnellste Rennrunde zu drehen um der Welt zu zeigen: ich bin schneller.

Zuletzt darf noch die Frage gestellt werden, ob es in einem fairen Sport eine Nummer zwei überhaupt geben darf. Was ist das für ein Sport, in dem ein Athlet nicht seine volle Leistung abrufen darf? Teamplay hin oder her, das geht zu weit. Freilich hat es das in der Vergangenheit immer gegeben, aber dem Ansehen des Sports tat das nicht immer gut. Man denke nur an das gellende Pfeifkonzert der Fans am A1-Ring 2002, als Barrichello seinen Meister Schumacher auf der Zielgeraden passieren lassen musste. Die Szenen auf dem Podium waren alles andere als Werbung für die Formel 1, die wir so sehr lieben.