"Felipe, du bist zu nah dran an Fernando." Felipe Massa kennt sich mit Funksprüchen bestens aus. Mit Michael Schumacher und Fernando Alonso als Teamkollegen und Fahrlehrer Rob Smedley als Renningenieur hat er schon so einiges zu hören bekommen. Doch in Korea erlebte der Brasilianer eine seiner schwärzesten Stunden.

Zwei Sekunden Respektabstand sollte er zu seinem Chef halten. Wirklich daran gehalten hat er sich nicht - immer wieder fuhr er schnelle Runden auf Niveau des Führenden, Sebastian Vettel, um dann wieder langsamer zu machen und den Abstand anwachsen zu lassen. Eine Rebellion im Mini-Format quasi. Hinter vorgehaltener Hand wollte er damit zeigen: 'Hey, Fernando, ich bin schneller als du.' Nur ist bei Ferrari diesmal niemand auf die Idee gekommen, dem Spanier das ins Cockpit zu funken und ihn zu fragen, ob er das verstünde - denn er hätte es ganz gewiss nicht.

Im Gegensatz zu Hockenheim 2010 oder etwa dem Rest dieser Saison war diesmal Massa der klar schnellere Ferrari-Pilot. "Er wäre der einzige gewesen, der Vettel hätte herausfordern können", sagte Ex-Pilot Marc Surer. Daraus wurde nichts. Massa musste wieder mal den braven Wasserträger spielen und hinter dem Titelkandidaten in Rot herfahren. Verboten ist dies nicht mehr. Teamorder ist ausdrücklich erlaubt, so lange sie dem Ansehen des Sports nicht schadet. Das war hier definitiv nicht der Fall.

Massa könnte sie hingegen sehr wohl geschadet haben. Nicht mit Blick auf eine mögliche Vertragsverlängerung. Teamchef Stefano Domenicali kündigte am Sonntagabend in Korea bereits an, dass sein Team bald etwas zu verkünden habe. Nach der angestiegenen Formkurve des Brasilianer bei den vergangenen Rennen, dem zweiten Platz in Japan sowie der starken Performance in Korea dürfte die Vertragsverlängerung nur noch Formsache sein.

Viel schlimmer könnte hingegen sein, dass Massa ausgerechnet jetzt, wo er endlich mit dem Ferrari klar kommt und starke Leistungen zeigen kann, zurückgepfiffen wird und dies nicht darf - nach zwei schwierigen Jahren ohne große Erfolgserlebnisse. Hoffentlich stürzt ihn das nicht wieder in ein psychologisches Loch. Denn auch Ferrari braucht einen starken Massa als zweiten Piloten, sonst heißt es schließlich wieder: "Felipe, du bist zu weit weg von Fernando."