Das Fazit des Lewis Hamilton fiel nach dem enttäuschenden zehnten Platz in Yeongam dementsprechend ernüchternd aus. Einen mageren Punkt konnte McLaren dank ihm aus Korea mitnehmen - für den Traditionsrennstall eine mittelschwere Katastrophe. "Ich musste mit dem Auto heute ganz schön kämpfen und bin jetzt wirklich erschöpft, aber ich habe aber bis zum Schluss nicht aufgegeben. Trotzdem ist es traurig, dass wir nach heute jetzt so gut wie raus aus der Meisterschaft sind, aber diese Rennen zeigen einem manchmal eben gnadenlos die wahren Kräfteverhältnisse auf", bilanzierte Hamilton nach dem schlechtesten Teamergebnis der Saison. Für ihn gab es am Sonntag nur einen Lichtblick: "Mit meiner eigenen Leistung bin ich ganz zufrieden."

Zwar sei er rechnerisch noch im Titelrennen und man dürfe niemals aufgeben, desillusionierend sei die Performance in Korea aber trotzdem gewesen. Als wäre der eklatante Mangel an Pace nicht schon genug gewesen, überfuhr Hamilton wenige Runden vor Schluss auch noch den Teppichboden, der sich hinter einem Kerb von der Streckenbegrenzung gelöst hatte und riss mit seinem Unterboden Stücke von diesem mit, die anschließend am rechten Seitenkasten des MP4-27 flatterten. "Das hat zum Tag gepasst, aber einen großen Unterschied hat es nun auch nicht mehr gemacht. Es hat halt den Diffusor beeinträchtig und so die Balance am Heck noch mehr verschlechtert, aber immerhin konnte ich den zehnten Platz noch ins Ziel retten", sagte Hamilton.

Wenig Aufschluss am Funk

Hamilton hatte mit der Balance zu kämpfen, Foto: Sutton
Hamilton hatte mit der Balance zu kämpfen, Foto: Sutton

Ausgerechnet sein McLaren-Nachfolger Sergio Perez tauchte auf den letzten Metern groß in Hamiltons Rückspiegel auf, einen Weg vorbei konnte der Mexikaner aber nicht mehr finden. "Alles in allem war das heute wirklich ein Härtetest, aber ich habe alles getan, was ich tun konnte." Spaß habe er dabei allerdings keinen gehabt. "Ich bin kontinuierlich zurückgefallen, bis ich mit den Toro Rossos gekämpft habe. McLaren sollte aber niemals mit Toro Rosso oder Force India kämpfen müssen. Ich habe so sehr dagegengehalten wie ich nur konnte, auch schon gegen Kimi davor und all das ohne Berührung", lobte er seinen eigenen Kampfgeist. Im Rennverlauf habe sich sein Bolide dann aber immer weniger als treuer Begleiter erwiesen.

"Ich habe schließlich gefragt, was eigentlich mit meinem Auto los sei - die Jungs am Funk sagten dann, dass sie es zwar wüssten, aber nichts sagen könnten. Ich glaube, dass wir wieder ein Problem mit der Hinterradaufhängung hatten - schon wieder, das zweite Mal", schüttelte Hamilton den Kopf. Aus Teamkreisen war nach dem Grand Prix jedoch zu vernehmen, dass es sich um unterschiedliche Probleme gehandelt habe - anders als zuletzt in Suzuka sei in Yeongam ein Defekt am Querstabilisator der Rückfallgrund gewesen. Was auch immer es letzten Endes war und worüber wohl erst die genaue Analyse im Werk in Woking Aufschluss geben können wird, für den 27-Jährigen hatte es folgende Auswirkung: "Das Auto sich die ganze Zeit über bewegt, auch als ich eigentlich nur geradeaus gefahren bin."

Strategieumstellung erforderlich

"Das war sehr komisch und ich musste ständig korrigieren und meine Linie nachbessern. Zudem hat das die Reifen aufgefressen, weshalb wir weiter zurückgefallen sind und dann auf eine Drei-Stopp-Strategie umstellen mussten." Positiv wollte Hamilton immerhin die Startphase werten. "Bis Runde 14 war das Auto nicht so schlecht und ich dachte, dass wir zumindest eine Chance haben würden, ums Podium zu kämpfen", erinnerte sich der Brite.

"Dann ging die Balance aber vor und zurück, das war sehr knifflig", so der McLaren-Pilot, der mit einer Prise Galgenhumor erklärte: "Als ich am Ende dann auch noch den Teppichboden eingesammelt habe, wurde es natürlich noch schlimmer." Besonders rosig sähen die Aussichten für die nächsten Rennen seiner Meinung nach nicht aus. "Ich glaube nicht, dass ohne den Vorfall am Ende noch mehr drin gewesen wäre - wir hatten ja so schon Probleme mit Toro Rosso mitzuhalten", meinte der enttäuschte Mercedes-Abgänger, der anfügte: "Es war ein Tag zum Vergessen und eigentlich auch ein Jahr zum Vergessen. Ich freue mich jetzt einfach auf einen Neustart 2013."