Sebastian Vettel führt die WM an, so kann es weitergehen.
Kai Ebel: Aus deutscher Sicht kann es so weitergehen. Je näher wir dem Saisonende kommen, umso besser wird Sebastian. In Korea hat alles gepasst und er kann auch mit dem Druck umgehen. Er ist heute von der schlechteren Position gestartet, hatte gegen Mark Webber einen hervorragenden Start und konnte dann dem Feld sein Tempo diktieren. Er war der schnellste Mann im Feld, konnte seine Strategie durchziehen. Er war dann stark, wenn er stark sein musste. Sein härtester Gegner war am Ende nur sein rechter Vorderreifen, der fast nichts mehr drauf hatte. Er musste quasi wie auf Eiern ins Ziel fahren und auch das ist ihm gelungen. Das zeigt die Klasse dieses Mannes und ich würde mir wünschen, dass Alonso das würdigt und auch erwähnt, dass er Vettel in der WM jetzt ernst nimmt.

Vettel fuhr wie auf Eiern und fuhr dennoch eine lila Sektorzeit, also die beste Zeit in diesem Sektor überhaupt im Rennen.
Kai Ebel: Das ist ein klassischer Sebastian Vettel. Er liebt das Risiko, man kann ihn nicht einbremsen. Wahrscheinlich hat die ganze Red Bull-Mannschaft wieder gezittert und 40 Grad Fieber gehabt, aber wenn es am Ende klappt, dann lässt man ihn nur noch mehr hochleben.

Es scheint jetzt ein Duell Vettel-Alonso zu werden, die Konkurrenz verliert immer mehr. McLaren hatte heute extreme Schwierigkeiten.
Kai Ebel: Es kristallisiert sich das Duell Vettel gegen Alonso heraus, denn Alonso hat wieder einmal das Optimum herausgeholt - mit ein bisschen Teamhilfe. Ferrari hat Felipe Massa eingebremst, der wäre heute wahrscheinlich schneller als Alonso gewesen, aber er durfte nicht. Nichtsdestotrotz hat Alonso das Maximum, nämlich das Podium, herausgeholt. Er ist und bleibt aus Vettel-Sicht gefährlich und dazu muss man ihm auch gratulieren. Mehr hat der Ferrari nicht zugelassen, einen Fehler hat er nicht gemacht. Hamilton ist heute unelegant aus dem Dreikampf ausgeschieden. Ich weiß nicht, woran es lag, vermutlich an den Reifen, mit denen er nicht klargekommen ist oder er hatte etwas an der Aufhängung. Das macht sich meistens über die Reifen bemerkbar. Am Ende hat er unglücklicherweise noch ein bisschen Teppich vom Rand der Strecke aufgesammelt. Der fliegende Teppich am McLaren sah nicht so schön aus, das war ein rabenschwarzer Sonntag für McLaren.

Nicht besser lief es für Mercedes.
Kai Ebel. Da war der Sonntag noch dunkler. Nico Rosberg konnte nichts dafür, da hat sich Kamui Kobayashi noch überschwänglich von seinem Podestplatz in Japan gezeigt. Er hat gleich weggekegelt - zum einen Jenson Button, zum anderen Rosberg. Michael Schumacher musste sich mit dem 13. Platz begnügen. Er wollte um Punkte kämpfen, aber auch das ging nicht. Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass das mit einem unfahrbaren Auto schwer ist. Hier herrscht scheinbar Ratlosigkeit, man hat es wieder nicht mit den Hinterreifen hinbekommen und ich fürchte auch in den nächsten Rennen gibt es keine Lichtblicke von Mercedes. Wenn vorne keiner ausfällt, wird es schwierig mit Punkten. Das ist traurig genug.

Wer ist für dich neben Sebastian Vettel der Mann des Rennens?
Kai Ebel: Wenn wir vom Podium weggehen, dann ist für mich der Mann des Rennens Nico Hülkenberg. Er hat ein tolles Manöver gezeigt, Hamilton und Grosjean gleichzeitig überholt. Das sieht man nur allzu selten in der F1, daher großes Lob. Er ist Sechster geworden in einem Force India, der nicht gerade gut ist. Nico hat seinen starken Teamkollegen Paul di Resta in der WM-Wertung überholt und befindet sich derzeit in der Form seines Lebens. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann er bekannt gibt, dass er zu Sauber wechselt.

Das nächstes Rennen ist Indien, was erwartet uns da?
Kai Ebel: Ich zitiere Michael Schumacher: 'Ich hoffe, wir haben da bessere Luft als im letzten Jahr.' Dort herrscht extremer Smog. Da geht es nicht nur um unsere menschlichen Lungen, sondern auch um die Autos. Wenn die die schmutzige Luft in ihre komplizierten Mechanismen bekommen, dann könnte durchaus ein Motor dran glauben. Insofern ist das noch ein ganz großes Rätsel. Wir sind dort erst einmal gefahren, daher kann man auch nicht von Favoriten sprechen, außer dass das beste Auto wohl wieder der Red Bull sein wird.