1. S - wie Startaufstellung

Red Bull besetzt zum zweiten Mal in Folge die erste Startreihe. Mark Webber nimmt ein Rennen zum zweiten Mal in dieser Saison von Pole in Angriff, Teamkollege Sebastian Vettel steht zum sechsten Mal in Reihe eins. Von Jenson Button abgesehen, der schon in Q2 ausschied, gaben sich die Top-Piloten keine Blöße im Qualifying zum Korea Grand Prix. Lewis Hamilton teilt sich die zweite Reihe mit WM-Leader Fernando Alonso. Der Brite schaut allerdings nicht zurück, sondern richtet den Blick nach vorn und will Vettel gleich beim Start kassieren. Alonso seinerseits wählt den defensiveren Ansatz und vermutet einen Angriff von Kimi Räikkönen, der mit dem neuen Coanda-Auspuff unterwegs ist.

Mark Webber will auch nach der ersten Kurve vorne bleiben, Foto: Sutton
Mark Webber will auch nach der ersten Kurve vorne bleiben, Foto: Sutton

Felipe Massa zog im teaminternen Duell wieder einmal den Kürzeren - in den Qualifyings führt Alonso mit 15 zu 1. Startplatz sechs wollte Massa jedoch nicht als Katastrophe bewerten. Das Silberpfeil-Duo Nico Rosberg und Michael Schumacher schaffte es zwar gemeinsam ins Q3, doch viel mehr war nicht möglich. Schumacher meinte gar, dass er auf seine schnelle Runde hätte verzichten können. Etwas enttäuschend waren die beiden Saubers unterwegs: Für Sergio Perez und Kamui Kobayashi war bereits nach Q2 Feierabend; sie starten direkt hinter Button.

2. S - wie Start

Vor einer Woche verlief der Auftakt in den Großen Preis von Japan mehr als ereignisreich und der WM-Führende Fernando Alonso musste bereits nach wenigen hundert Metern die Segel streichen. Sind in Korea die Ampeln erloschen, wartet ein Spurt bis zu zwei nahezu im rechten Winkel nach links führenden Kurven, ehe die wohl beste Überholmöglichkeit der gesamten Strecke wartet. "Ich werde versuchen, aus der ersten Kurve gut herauszukommen, was wichtig sein wird, da danach zwei lange Geraden folgen", erklärte Pole-Sitter Mark Webber, der jedoch nicht als der beste Starter im Feld bekannt ist.

Viel vorgenommen hat sich auch Lewis Hamilton - der Brite wird von Rang drei in den Grand Prix gehen. "Am besten ist es, wenn wir Vettel gleich am Start überholen. Denn sollten die Red Bulls vorne wegfahren, wird es schwierig mit ihnen mitzuhalten", meinte der scheidende McLaren-Star. Vettel selbst würde sich gerne bereits unmittelbar nach dem Start an der Spitze sehen, merkte jedoch an, dass aufgrund der langen Geraden auch dann noch nichts verloren wäre, sollte dieses Vorhaben nicht glücken. Vettel steht wie Alonso, der im Qualifying Vierter wurde, auf der schlechteren Seite der Fahrbahn, was dem Spanier bereits etwas Kopfzerbrechen bereitete. "Vielleicht verlieren wir am Start ein paar Plätze, da wir auf der schmutzigen Seite stehen", mutmaßte er.

3. S - wie Setup

Knackpunkt für ein gutes Ergebnis ist auch in Korea die Abstimmung des Autos. Allerdings stellt die Charakteristik des Kurses die Renningenieure vor eine knifflige Aufgabe. Da sind zum einen die drei Sektoren, die sich in Yeongam vergleichsweise stark voneinander unterscheiden. "Es gibt einen mit langsamen und einen mit mittelschnellen Kurven, und dann gibt es noch einen mit langen Geraden und schnellen Kurven", erklärte Pastor Maldonado. Für die Teams besteht die Herausforderung darin, den besten Kompromiss für alle drei Abschnitte zu finden.

Fernando Alonso gab immerhin schon einmal einen Hinweis, in welche Richtung es gehen könnte. Der dritte Sektor bestimme das Setup für die anderen beiden Teilstrecken, verriet er. So lässt sich wahrscheinlich auch die nicht ganz optimale Performance von Mercedes erklären. "Im ersten Sektor waren wir ziemlich konkurrenzfähig", sagte Nico Rosberg. "Unsere Schwäche hier ist der letzte Sektor, da verlieren wir viel Zeit." Und die Teams müssen noch eine weitere Variable beachten: den Reifenabbau. "Es war schwierig, das richtige Setup zu finden, meinte Sauber-Pilot Sergio Perez nach dem Qualifying. "Es ist uns schwer gefallen, das Auto stabil zu halten, ohne zu viel Abrieb an den Vorderreifen zu haben."

4. S - wie Strategie

Nur ein Stopp? Perez ist skeptisch, Foto: Sutton
Nur ein Stopp? Perez ist skeptisch, Foto: Sutton

Einen, zwei oder drei, ihr müsst euch entscheiden - dieser etwas verstaubte Slogan beschreibt die Wahlmöglichkeiten, die die Teams bezüglich der Strategie haben, treffend. Generell gelten zwei Pitstops als die wahrscheinlichste Variante. "Die Zeitdifferenz zwischen den beiden Mischungen liegt bei 0,2 bis 0,6 Sekunden pro Runde", erklärte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Wir erwarten daher, dass die meisten Teams sich für eine Zweistopp-Strategie entscheiden werden." In Stein gemeißelt sei diese Taktik aber nicht. "Manche Teams könnten auch versuchen, das Rennen mit nur einem Reifenwechsel zu bestreiten. Denn durch den glatten Asphalt ist der Reifenabrieb gering."

Einer, der geradezu prädestiniert für nur einen Stopp wäre, ist Saubers Reifenflüsterer Perez. Doch der Mexikaner winkte nach dem Qualifying in Yeongam ab. "Ich glaube nicht, dass ein Stopp für uns möglich ist", meinte er. "Aber vielleicht erleben wir im Longrun eine Überraschung." Drei Stopps dürften eigentlich nur bei den wenigsten Teams eingeplant sein. Ein Kandidat wäre Mercedes, beide Piloten klagten über Graining an den Vorderreifen und den gewohnt starken Abbau hinten. Michael Schumacher glaubt allerdings nicht, dass der Reifenverschleiß auf dem Korean International Circuit zum Problem wird. "Hier ist es ziemlich ausgewogen. Man muss an beiden Enden aufpassen, aber hier ist es nicht so extrem, wie auf anderen Strecken."

5. S - wie Stallorder

Die große Frage in Korea: Wie verhalten sich die beiden Red Bulls: Kämpft Pole-Mann Webber um den Sieg oder überlässt er Teamkollege Vettel den Vortritt auf dessen Weg zur WM-Spitze? Red Bull selbst machte deutlich, dass es keine Stallorder geben wird, solange Webber noch theoretische Chancen auf den Titel besitzt. Vettel kann sich also auf einen harten Kampf einrichten, erwartet aber keine unerwünschten Zwischenfälle auf dem Weg zu Kurve eins. "Bislang sind wir uns mehrheitlich einig geworden, darin sehe ich also keine Schwierigkeit", sagte Vettel bei Motorsport-Magazin.com.

Christian Danner kann sich vorstellen, dass der unschöne Begriff 'Stallorder' in Korea gar nicht erst zum Tragen kommt: "Wenn Mark Webber vorne wegfahren kann, hat er schon eine Chance, das Rennen zu gewinnen. Das wird aber nicht einfach, denn dafür muss er erst einmal richtig starten - was nicht zu seinen Stärken zählt - auf den Geraden nicht überholt werden und auf seinen Reifenverschleiß achten, der bei ihm stets größer ist als bei Vettel." Selbst die anderen Teams diskutieren über eine mögliche Stallorder: Bei einem Presse-Meeting wurde Martin Whitmarsh gefragt, ob Webber Vettel im Titelrennen helfen könnte. "Ich glaube nicht, dass er das machen wird", so der McLaren-Teamchef. Button war etwas anderer Meinung: "Ich schon!"

6. S - wie Strecke

"Im Prinzip besteht die Strecke aus zwei Teilen: einer permanenten Rennstrecke sowie dem Ende, das mehr an einen Straßenkurs erinnert, auch wenn wir nicht in der Stadt sind", erläuterte Sebastian Vettel die Eigenschaften des 5,615 Kilometer langen Korea International Circuit. Jeder der drei Streckensektoren bietet andere Anforderungen, denn während der erste Abschnitt noch mit drei langen Geraden aufwartet, die nur von scharfen Kurven unterbrochen werden, wird der zweite Sektor von schnellen und mittelschnellen Biegungen dominiert, ehe am Ende jeder Runde eng gewundene Kurven eine Herausforderung darstellen.

Yeongam wartet mit vielen leeren Tribünen auf, Foto: Sutton
Yeongam wartet mit vielen leeren Tribünen auf, Foto: Sutton

Die besten Überholmöglichkeiten bieten sich naturgemäß in den Geradeauspassagen und hier im Speziellen auf der zweiten und mit 1.100 Metern längsten Geraden, wo sich auch die DRS-Zone befindet. Hier erreichen die Piloten Spitzengeschwindigkeiten von über 300 km/h und geben etwa 15 Sekunden lang Vollgas. Je nach Streckenabschnitt variiert auch das Grip-Niveau, da teils auf normalen Straßen gefahren wird und der Kurs abgesehen von der Formel 1 nur selten für Rennveranstaltungen genutzt wird.

Während die Strecke also mit einigen interessanten Aspekten aufwarten kann, stellt sich das Umland äußerst trist dar und auch der Zuschauerzuspruch hält sich im Süden Südkoreas im überschaubaren Rahmen. Der Umstand, dass es in der näheren Umgebung nur wenige Hotels gibt, lässt den Beliebtheitsgrad des Rennens zudem weder bei Fahrern und Teams noch Journalisten steigen.

7. S - wie Spannung

Nur noch fünf Rennen stehen an - und der Abstand zwischen Tabellenführer Fernando Alonso und Sebastian Vettel ist auf nur noch vier Punkte geschrumpft. Das Qualifying konnte allerdings keiner der beiden Titelkandidaten gewinnen: Mark Webber holte die Pole. Auch wenn er sich seinem Teamkollegen geschlagen geben musste, hat Vettel die Nase im direkten Duell gegen Alonso vorne - der Spanier startet eine Reihe hinter Vettel. Mit einem Sieg würde Vettel die WM-Führung auf jeden Fall übernehmen. Dafür müsste er aber auf jeden Fall Webber überholen...

Vettel gegen Alonso verspricht Hochspannung, Foto: Sutton
Vettel gegen Alonso verspricht Hochspannung, Foto: Sutton

Auch die Platzierungen hinter den WM-Kandidaten versprechen viel Spannung. Kimi Räikkönen war im Lotus, der bisher immer eine starke Rennperformance an den Tag legte, nur 0,383 Sekunden langsamer als Webber. So gut wie auf dem Korea International Circuit lief es für den Finnen seit Spa-Francorchamps nicht mehr. Und noch weiter hinten? Da stehen die beiden zukünftigen Teamkollegen Jenson Button und Sergio Pérez gemeinsam in der sechsten Startreihe. Beide haben in diesem Jahr schon tolle Rennen gezeigt - aber wem gelingt am Sonntag die größere Aufholjagd?