Timo, warum verzichtest du darauf, dich auf dem Transfermarkt ins Gespräch zu bringen?
Timo Glock: Ich laufe nicht im Fahrerlager herum und werde bei jedem vorstellig. Ich bin seit dem Bestehen von Marussia im Team und habe versucht, etwas mit aufzubauen. Ich denke, dass wir in diesem Jahr über eine gute Basis verfügen. Darauf wollen wir im Hinblick auf nächstes Jahr aufbauen. Ich habe einen Vertrag und den möchte ich erfüllen. Deshalb bin ich wohl nicht groß im Gespräch.

Der eine oder andere Medienvertreter bringt deinen Namen trotzdem immer mal wieder ein - ein positives Gefühl für dich?
Timo Glock: Natürlich tut es gut, wenn Journalisten oder Teamchefs sehen, was man da hinten im Feld so macht und sie meine Leistung respektieren. Die wissen auch, dass ich mit Toyota auf dem Podium stand. Ich bin mir sicher, dass ich mit einem Top-10-Auto problemlos in jedem Rennen in die Punkteränge und ums Podium fahren könnte. Ich habe viel gelernt und denke, dass ich jetzt ein besserer Fahrer bin als im Jahr 2008 oder 2009.

Wurdest du mal von anderen Teams angesprochen, etwa von McLaren?
Timo Glock: Da ging ja alles recht schnell, bei dieser Sache war ich nicht im Gespräch.

Wurmt es einen etablierten Fahrer nicht manchmal, wenn ein junger Pilot wie Sergio Perez innerhalb kurzer Zeit ein Top-Auto bekommt?
Timo Glock: Nein, er hat gute Leistungen gezeigt und stand auf dem Podium. Und mit den Sponsoren stimmt das Gesamtpaket. Es gibt keinen Grund, sich zu fragen, warum er diese Chance erhalten hat. In meinen Augen ist das gerechtfertigt, ich empfinde da keinen Neid.

Hast du die Hoffnung, dass das Projekt Marussia in absehbarer Zeit Früchte trägt und du dich profilieren kannst, auch im Hinblick auf einen Wechsel zu einem Top-Team?
Timo Glock: Das ist schwierig vorauszusagen. Wir brauchen ein gewisses Budget, um das Team zu stärken. Da lautet die Frage, wie wir das aufstocken und wie viele gute Leute wir noch an Bord holen können - das ist eine Kombination verschiedener Dinge, die passen müssen. Aber wir müssen in vielen Bereichen nachlegen, zu einem Mittelfeldteam fehlen uns bestimmt 60 Prozent.

Wie wichtig ist der Wohlfühlfaktor für dich innerhalb des Teams?
Timo Glock: Das ist ein wichtiges Thema. Wenn ich mich nicht wohl fühlen würde, wäre es noch schwieriger, ständig um Platz 20 zu fahren. Die Leute stehen hinter mir und ich stehe hinter ihnen. Wir haben eine gute Harmonie und ich hoffe, dass wir uns nach der schwierigen Anfangszeit nach vorn arbeiten können. Bei Toyota habe ich mich auch wohl gefühlt, aber das war natürlich eine ganz andere Größe und du hattest einen Autohersteller hinten dran. Das machte die Arbeit teilweise schwieriger, aber nicht unangenehmer.

Was ist das Wichtigste, um sich in einem Team wohl zu fühlen?
Timo Glock: Es ist ein Geben und Nehmen, außerdem muss es menschlich passen. Das merkt man am besten daran, ob der Zusammenhalt immer noch so stark ist wie zu den harten Zeiten, die man gemeinsam durchlebt hat. Wenn man gewinnt, sind sowieso immer alle happy und liegen sich in den Armen.