Der Japan Grand Prix war in diesem Jahr ein relativ geradliniges Rennen, da es an der Spitze keinen echten Zweikampf gab, nachdem Fernando Alonso schon beim Start ausschied und Mark Webber sowie Romain Grosjean aufgrund ihrer Kollision weit zurückfielen. Auf der anderen Seite spielte die Strategie aber eine wichtige Rolle bei Felipe Massas starkem Ergebnis und sie trug zu einigen der anderen wichtigen Rennszenen bei, etwa dem Kampf zwischen Sergio Perez und Lewis Hamilton oder Michael Schumachers Angriff auf Punkte von ganz hinten.

Überlegungen vor dem Rennen

Vor dem Rennen herrschte klar die Meinung, dass zwei Stopps die beste Taktik waren, die größte Sorge war die Blasenbildung auf den Pirellis, die zunächst die Pace zwar nicht zerstört, aber aufgrund von Vibrationen die Balance kaputt macht. Die Innenseite der Vorderreifen war die gefährdetste Stelle. Pirelli hatte die Mischungen hard und soft nach Suzuka mitgebracht, wobei sich der Soft im Qualifying als eine Sekunde und im Rennen als 0,4 Sekunden pro Runde schneller erwies. Die harten Reifen waren zwar langsamer, sie warfen aber nicht so viele Blasen wie die weicheren und außerdem hielten sie länger.

Felipe Massa hatte einen Reifenvorteil beim Start, Foto: Sutton
Felipe Massa hatte einen Reifenvorteil beim Start, Foto: Sutton

Um es bei einem Start mit weichen Reifen, die im Qualifying bereits drei Runden hinter sich hatten, gut bis ins Ziel zu schaffen, musste man mit dem ersten Reifensatz bis etwa Runde 14 oder 15 kommen, bevor der erste Stopp absolviert wurde. Danach sollten zwei Stints von bis zu 20 Runden folgen. Der Strategie-Rechner hatte in Runde 14 und 34 Stopps für frische, harte Reifen als wahrscheinlichste Strategie vorhergesagt und so kam es auch, wobei der erste Stopp in manchen Fällen dank des Safety Cars nach dem Startunfall etwas verzögert wurde.

Die Simulationen hatten laut UBS Strategy Report gezeigt, dass zwei Stopps um zehn Sekunden schneller sein würden als drei, doch die Teams waren bereit, auf drei Stopps umzuschwenken, sollte der Reifenabbau zu groß sein - er war es nicht. Letztendlich war das Rennen dann eine klare Sache für Vettel, nachdem Alonso und Rosberg beim Start ausschieden und Grosjean und Webber weit zurückfielen. Die Strategien waren eher konservativ und die Länge der Stints ziemlich ausgeglichen. Das Safety Car in Runde eins half den Fahrern zudem, ihren ersten Stint auszudehnen, was einen Unterschied machte.

Massa: Die Verlängerung zahlt sich aus

Felipe Massa zeigte in seinem Ferrari ein starkes Rennen. Er startete als Zehnter und kam als Zweiter ins Ziel, damit holte er sein erstes Podest in rund zwei Jahren. Die Basis dafür waren eine tolle Strategie und ein fantastischer Start, der Massa in Runde eins von Platz zehn auf vier nach vorne brachte, da er dem Chaos der Webber-Grosjean-Kollision und des Alonso-Räikkönen-Unfalls auswich. Da er den letzten Abschnitt des Qualifyings verpasst hatte, konnte Massa mit frischen, weichen Reifen ins Rennen starten. Außerdem hatte er noch zwei neue Sätze harter Gummis zur Verfügung und seine Strategie war darauf ausgelegt, daraus das Maximum zu holen.

Die Konstellation war spannend, Foto: Sutton
Die Konstellation war spannend, Foto: Sutton

Dank seines starken Starts fuhr er gegen Jenson Button und Kamui Kobayashi um Platz zwei und seine neuen, weichen Reifen brachten ihm im ersten Stint einen Vorteil, da er einige Runden länger als Button und Kobayashi fahren konnte. Der McLaren war in Japan etwas härter zu seinen Reifen, daher kam Button in Runde 13 herein und Kobayashi folgte eine Runde später. Buttons Pace war direkt vor seinem Stopp ähnlich zu der von Massa und der Brite glaubt, dass das Team ihn zu früh hereinholte, womit er Recht hat. Als er aus der Box kam, lag er hinter Daniel Ricciardo im Toro Rosso, der vor dem Stopp 0,8 bis 1,2 Sekunden langsamer als er gewesen war. Noch eine oder zwei Runden mit der Pace und er wäre vor ihm gewesen, da die Reifen aber kurz davor standen, abzufallen, ging McLaren auf Nummer sicher.

Das stellte sich als entscheidend heraus, denn Button war 16 Sekunden hinter Massa, als er aus der Box kam und dieser Wert stieg innerhalb von drei Runden auf 19 Sekunden an. Damit hatte Massa genug Puffer, um an die Box zu kommen und Button sowie Kobayashi zu überholen, der ebenfalls hinter Ricciardo festhing. Die neuen Reifen beim Start verhalfen Massa dazu, im ersten Stint drei wichtige Runden länger draußen zu bleiben als seine direkten Konkurrenten, womit er sich Platz zwei sichern konnte. Massa war auch auf den harten Reifen schnell und schaffte damit sein bestes Ergebnis der vergangenen zwei Jahre, womit er bewies, dass er seinen Speed nicht verloren hat. Vielleicht waren seine Probleme in den vergangenen beiden Saisonen eher psychologisch.

Andere interessante Strategien

Perez versuchte das Gleiche wie Massa, er wollte einen längeren ersten Stint fahren, um Kimi Räikkönen an der Box zu überholen. Obwohl er auf der Strecke hinter ihm lag, war der Sauber-Pilot im ersten Stint schneller als der Lotus und die Sauber-Strategen versuchten, zwei Runden länger als Räikkönen draußen zu bleiben, der in Runde 13 stoppte. Räikkönen war verwundbar, weil er beim Start einen älteren Satz Reifen verwenden musste, da er seine Qualifying-Reifen bei einem Dreher beschädigt hatte.

Sergio Perez wollte McLaren gleich was beweisen, Foto: Sutton
Sergio Perez wollte McLaren gleich was beweisen, Foto: Sutton

Der Plan von Sauber ging deshalb nicht auf, weil Perez' Reifen zu früh ihr Leben aushauchten, wodurch er nach seinem Stopp in Runde 15 nicht nur immer noch hinter Räikkönen lag, sondern auch noch hinter Hamilton. Aus psychologischer Sicht war es natürlich interessant, Perez hinter dem Fahrer zu sehen, den er nächstes Jahr bei McLaren ersetzen wird und der Mexikaner schien auch gleich zeigen zu wollen, was er drauf hat. Allerdings verlor er die Kontrolle über sein Auto, als er mit Hamilton kämpfte und schied dadurch aus.

Webber schaffte derweil nach dem Zwischenfall mit Grosjean in Runde eins ein ordentliches Comeback. Er landete auf Platz neun, acht Sekunden hinter dem Fünftplatzierten. Webber stoppte nach der ersten Runde für neue Reifen und hatte das Pech, dass das Rennen nach dem Ende der Safety Car Phase bereits wieder losging, bevor er das Feld eingeholt hatte. Beim Restart war er immer noch 17 Sekunden hinter dem letzten Auto.

Von da weg fuhr er im Prinzip eine Ein-Stopp-Strategie, holte sich bei seinem Stopp in Runde 26 noch einen neuen Satz harter Reifen und fuhr damit durch. Das zeigte, dass der verbesserte Red Bull nicht nur ein schnelles Auto ist, sondern dank der Updates an der hinteren Aufhängung und der hinteren Aerodynamik auch gut auf die Reifen achtet, da die Traktion verbessert und der Wheelspin reduziert wurden.

Michael Schumacher hatte keine Pace im Auto, Foto: Sutton
Michael Schumacher hatte keine Pace im Auto, Foto: Sutton

Michael Schumacher musste sich von Startplatz 23 ebenfalls durch das Feld arbeiten. Er begann auf neuen, harten Reifen und seine Strategie baute darauf auf, dass er noch zwei neue Sätze Softs hatte, die er sich in den Runden 17 und 36 abholte. Er gewann zwölf Positionen, doch die Pace des Autos war anders als bei Webber einfach nicht da, also verpasste er die Punkte. Einen Großteil der ersten Rennhälfte verbrachte Schumacher hinter Paul di Resta und dank seines Starts, bei dem er von Position 23 auf 16 vorkam, musste er nicht an allen Caterhams, Marussias oder HRTs vorbei, was Webber nicht erspart blieb.