Das Podest in Japan dürfte noch für viel Gesprächsstoff sorgen, auf dem Fahrermarkt aber in erster Linie für eines: Stagnation. Sowohl Felipe Massa als auch Kamui Kobayashi gelang mit dem Erfolg in Suzuka ein wichtiger Befreiungsschlag in Sachen möglicher Teamverbleib. Bei beiden stellt sich die Vertragssituation mit Blick auf die Zukunft noch als unklar dar - ebenso kommt für beide die Fahrt aufs Treppchen damit natürlich zum bestmöglichen Zeitpunkt. Schlagkräftigere Argumente als Pokale gibt es kaum, wenn mit dem Arbeitgeber um eine weitere Zusammenarbeit gepokert wird und so erwarten viele Fahrerlager-Experten, dass Massa und Kobayashi ihre Plätze nun auch im nächsten Jahr sicher haben dürften.

Das wiederum hätte jedoch gravierende Auswirkungen auf den Transfermarkt, der erst vor gut einer Woche durch die Schumacher-Hamilton-Perez-Rochade kräftig ins Beben geriet. Durch den Rücktritt des Rekordweltmeisters bleibt letztendlich jedoch ein offener Platz frei, der bei Sauber - gemessen an den aktuellen Ergebnissen der schweizer Truppe verwundert es kaum, dass dieser Platz heißbegehrt ist, bedenkt man zudem, dass große Reglementsänderungen für die kommende Saison nicht vorgesehen sind, sollte das gut entwickelnde Privatteam also auch 2013 durchaus auf ein starkes Paket zurückgreifen können. Wie komplex die aktuelle Situation auf dem Fahrermarkt wirklich ist, zeigt auch der Fakt, dass alles stark miteinander vernetzt ist.

Zweijahresvertrag für den Hulk?

Reicht's für einen Neuwagen oder muss Kobayashi bald auf Oldtimer umsteigen?, Foto: Sutton
Reicht's für einen Neuwagen oder muss Kobayashi bald auf Oldtimer umsteigen?, Foto: Sutton

Bekommt Massa seinen Ferrari-Vertrag tatsächlich verlängert, ist die Tür bei den Roten auf einmal wieder zu - auf diese hatte aber, darf man den gängigen Paddock-Gerüchten glauben, Nico Hülkenberg spekuliert. Der Deutsche ist zwar noch an Force-India gebunden, soll aber weg wollen... nicht zuletzt auch wegen der immer instabiler wirkenden Finanzlage beim Team von Vijay Mallya, der gerade mit seiner Kingfisher-Airline Richtung Konkurs fliegt. Der schweizer Blick brachte nun erstmals Sauber als Alternative für den Deutschen ins Spiel - wenn schon nicht Ferrari, dann immerhin ein anderes schnelles Auto als Trostpreis? Von zwei Jahren Vertragslaufzeit in Hinwil ist die Rede, der Kontrakt läge angeblich schon zur Unterschrift bereit.

Verwunderlich ist diese Meldung insofern, da Insider eigentlich davon ausgegangen waren, dass bei Sauber längst alles unter Dach und Fach sei. Jaime Alguersuari hatte unlängst immer wieder vehement betont, ein Cockpit für nächstes Jahr sicher zu haben. "Das Team liegt in der Konstrukteursmeisterschaft zwischen dem fünften und siebten Platz und punktet konstant", hatte der Spanier zuletzt vollmundig verkündet. Da Mercedes ausscheidet, bleiben Sauber und Force India. Bei den Indern schien ein Engagement Alguersuaris wenig sinnvoll, sind beide Plätze doch eigentlich von den diesjährigen Stammpiloten besetzt und hat man mit Jules Bianchi zudem einen schnellen Mann in der Warteschleife, der heuer schon fleißig testen durfte.

Das Team schweigt

Schnappt Hülkenberg Alguersuari also das Sauber-Cockpit weg, könnte sich für diesen dafür die Möglichkeit bei Force-India ergeben - oder der Spanier geht trotzdem nach Hinwil, um dort doch Kamui Kobayashi zu ersetzten? Kam der Suzuka-Erfolg zu spät für den Japaner? Hat Sauber nun auf einmal zu viele Fahrer? Die Situation wirft Fragen auf und ist gut für Gedankenspiele... an denen sich das Team selbst nicht beteiligen will. "Die Situation ist ganz einfach: Wir werden die Fahrer bekanntgeben, wenn die Zeit reif ist", erklärte ein Teamsprecher auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Klar sei auch: "Einzelne Namen wollen wir nicht kommentieren." Lediglich ein gewisses Schema könne man bei allen Spekulationen erkennen: "Die Spanier fragen uns nach Alguersuari, die Schweizer nach Buemi, die Deutschen nach Hülkenberg..."

Stichwort Buemi: Ausgerechnet der nächste ehemalige Toro-Rosso-Pilot sorgte unlängst für ein weiteres Gerücht, wurde von heimischen Medien weniger mit Sauber als mit Force India in Verbindung gebracht. Welch groteske Züge das ganze Possenspiel um potenzielle Wechsel zwischen den Mittelfeldteams mittlerweile angenommen hat, demonstrierte dann Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer, der den Ball sofort zurückspielen wollte: "Warum nimmt nicht der Sauber den Buemi?", lachte der Rumäne. Sein Pendant in Hinwil wollte sich durch derlei Aussagen aber nicht unter Druck setzen lassen. Monisha Kaltentborn konterte galant: "Sauber lässt sich Zeit und hat auch die Zeit dazu." Mit dem C31 als Verhandlungswaffe sicher keine unangenehme Position, um genüsslich an der Teetasse zu nippen... und einfach einmal abzuwarten.

Mit Blick auf Kobayashi und dessen dritten Platz beim Heimspiel, fügte die Geschäftsführerin an, dass man sich sicher nicht von einem Einzelresultat und damit einer Momentaufnahme beeinflussen lasse. "Für uns hat das jetzt nicht viel geändert, hätte es andersherum aber ja auch nicht. Wenn er kein gutes Ergebnis nach Hause gebracht hätte, hätten wir ja auch nicht sagen können, dass er deswegen nächstes Jahr nicht mehr hier ist", stellte Kaltenborn klar. Die Inderin fügte an: "Wir sind im Prozess der Entscheidungsfindung, parallel kennen wir ihn sehr gut und kennen seine Stärken." Zum Erkennen dieser brauche man keine Podestplätze. "Wenn man sich die Fakten anschaut, hatte Kamui eine harte Saison und heuer oft Pech - es war also an der Zeit, dass er nun auch einmal ein bisschen Glück hat."