Da waren es nur noch fünf: Im sechstletzten Rennen der Formel-1-Karriere des Michael Schumacher und dem ersten Grand Prix nach der Verkündung seines endgültigen Rücktritts am Jahresende, fuhr der Rekordweltmeister beim Großen Preis von Japan auf den undankbaren elften Platz. Die Punkte verpasste er somit denkbar knapp, in der Schlussphase war er am Zehntplatzierten Daniel Ricciardo zwar dran, einen Weg vorbei am Toro-Rosso-Piloten konnte er aber nicht finden. "Ich war deutlich schneller als er, aber unser Speed war an den wichtigen Stellen nicht ausreichend", analysierte Schumacher. "Auf den Geraden war ich zu langsam und da hatte er einen guten Topspeed. Insofern war es unmöglich, daneben zu fahren und zu überholen", musste der 43-Jährige konstatieren.

Die ein oder andere Chance hätte man als außenstehender Beobachter zwar feststellen können, um richtige Möglichkeiten habe es sich dabei allerdings nicht gehandelt. "Mal hat er die Außenbahn frei gemacht und ich hing dann im Drehzahlbegrenzer dahinter und habe versucht vorbeizukommen", erklärte Schumacher seine Lage. Trotz des denkbar knappen Verpassens der Punkte, stellte er fest: "Es war ein interessanter und schöner Kampf, den ich natürlich gerne mit Punkten belohnt hätte. Aber Daniel hat keinen Fehler gemacht, also haben die Jungs bei Toro Rosso den Punkt auch verdient." Verschont blieb der Kerpener am Sonntag immerhin von einem Zwischenfall - obwohl er nach seiner Strafe für seine Singapur-Kollision ganz hinten im Feld startete, konnte er sich einen Weg durch das Chaos in Kurve eins bahnen.

Chaos am Start

Für Vettel freute sich Schumacher besonders, Foto: Sutton
Für Vettel freute sich Schumacher besonders, Foto: Sutton

"Am Start war ich weit weg vom Geschehen. Dann habe ich nur gesehen, dass Fernando querstand und sich rausgedreht hat. Danach tauchte plötzlich mein Teamkollege vor mir auf... fast in mein Auto reinrollend", beschrieb Schumacher das Getümmel, dem auch Stallgefährte Nico Rosberg zum Opfer fiel. "Ich habe mir dann einfach gedacht: 'In Ordnung, ein paar Kollegen sind schon einmal weg und aus dem Weg.' Trotzdem wusste ich, dass Punkte noch eine große Herausforderung werden würden." Was genau beim Start passiert sei, konnte er aber nicht sagen - zu beschäftigt sei er damit gewesen, den F1 W03 unbeschadet durch das Trümmerfeld zu manövrieren. Dass es zwischenzeitlich Probleme mit der Telemetrieaufzeichnung seines Boliden gegeben habe, wollte er nicht überbewerten. "Das hat keine besonderen Probleme hervorgerufen."

Im weiteren Rennverlauf setzte Schumacher dann auf eine Zwei-Stopp-Strategie, die ihn immerhin noch in Reichweite der Top-10 spülte. Mit seinem Auto wollte er dabei nicht unzufrieden sein. "Wir hatten auch hier wieder einige Updates und werden übers restliche Jahr auch noch weitere dazu kriegen - inwiefern sich das dann aber auch auf der Strecke auszahlt und wir das auch in Positionen umsetzen können, muss man aber abwarten", so der Silberpfeil-Star, der vor der Abreise aus dem Land der aufgehenden Sonne folgendes Fazit zog: "Insgesamt habe ich gemischte Gefühle. Natürlich ist es unglücklich, so nah an die Punkte heranzukommen, es dann aber doch nicht ganz zu schaffen - auf der anderen Seite haben wir uns im Rennen besser schlagen können, als wir es erwartet hatten."

Keine Abschiedsgedanken

"Viel mehr hätten wir hier heute wirklich nicht mitnehmen können." Dass es sein letzter Auftritt in Suzuka gewesen sei, habe während des Grand Prix keine besonderen Emotionen hervorgerufen. "Im Rennen denkt man darüber nicht so viel nach. Ich hatte ein Auto, das gut ansprach und es war wieder ein Spaß hier zu fahren", meinte Schumacher. "Aber in dem Moment, wo dann die Zielflagge fällt, denkt man schon darüber nach und weiß, dass das nun das letzte Rennen auf diesem speziellen Kurs war." Gratulieren wollte er nach dem Rennen auch Landsmann Sebastian Vettel, der in Japan gewann. "Sein Sieg hier war ein wichtiger Schritt in Richtung Meisterschaft. Fünf Rennen vor Schluss stellt sich nun doch alles etwas anders dar", schmunzelte der Routinier.

Beim Blick auf den WM-Stand an der Spitze meinte Schumacher überrascht: "Vier Punkte nur noch? Mein lieber Gott, Hut ab! Jetzt drücken wir ihm alle fleißig die Daumen." Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug erklärte nach dem Rennen in Bezug auf die Leistung seines Teams: "Eine sehr gute Fahrt von Michael mit ansprechenden Rundenzeiten - er ist als 23. gestartet und als Elfter angekommen." Dass sein Schützling P10 nicht mehr erringen konnte, müsse man verstehen. "Schneller sein, heißt nicht vorbeikommen", wusste Haug und fügte an: "Nico wurde nach gutem Start schuldlos in den Crash der ersten Kurve verwickelt - sieht man Michaels Zeiten im Rennen, wären gute Punkte für Nico möglich gewesen."