Für Norbert Haug ist er der beste Rennfahrer seiner Zeit, für Ross Brawn der größte Fahrer des Jahrhunderts. Am Saisonende ist jedoch Schluss: Michael Schumacher hängt in sechs Rennen seinen Helm zum zweiten Mal an den Nagel. "Diesmal vielleicht auch für immer", sagte er scherzhaft. Schumacher dachte bereits seit einiger Zeit über einen Rücktritt nach, ob er die Motivation noch einmal für ein, zwei Jahre halten und die nötige Energie aufbringen könne.

"Es ist nicht schmerzhaft, im Gegenteil: es ist eine Erleichterung", betont Schumacher. Ein Grund für seinen Rücktritt ist neben der kräftezehrenden Saison auch die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des Silberpfeils. "Die Lust am Fahren nährt sich ein bisschen durch die Wettbewerbsfähigkeit und unsere Ziele haben wir ganz klar nicht erreicht. Wir haben das Ziel verfehlt, ein weltmeisterschaftsfähiges Auto zu bauen."

Schumacher und Brawn betonten, dass der Rekordweltmeister über die Verhandlungen mit Lewis Hamilton informiert gewesen sei. "Aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich mich noch nicht entscheiden, weil ich mir nicht sicher war. Lewis ist einer der besten Fahrer und ich drücke ihm die Daumen, dass er eine erfolgreiche Zukunft im Team haben wird. Mit ihm hat das Team eine Option gefunden, was mir bei meiner Entscheidung geholfen hat."

Dabei hebt Schumacher jedoch hervor: "Wenn ich hätte bleiben wollen, hätte ich Optionen gehabt, aber mir war nicht danach." Jetzt möchte er sich wieder an den schönen Dingen des Lebens erfreuen. Eine Entscheidung über eine mögliche Rolle als Mercedes-Botschafter ist noch nicht gefallen. "Es gibt keinen Grund, jetzt etwas zu entscheiden. Ich habe Optionen, aber das werde ich erst entscheiden, wenn die Zeit gekommen ist. Jetzt ist es erst einmal wieder Zeit, meine Freiheiten zu genießen."

Trotz der mangelnden Erfolge in seiner zweiten Formel-1-Karriere habe Schumacher viel in den vergangenen Jahren gelernt und sich verändert. "Als ich in die Formel 1 kam, lag der Fokus sofort auf mir, es lastete ein stetiger Druck auf mir. Es war schwierig, damit umzugehen", erinnert er sich. "Deshalb war mein Akku 2006 leer und wollte ich nicht weitermachen." In seiner Pause konnte er sich holen und als er zurückkam, bemerkte er, dass er auch offen sein und es genießen könne, ohne den Fokus zu verlieren. "Das war im ersten Teil meiner Karriere nicht der Fall, ich hatte damals nicht genügend Erfahrung."