Wenn in Brasilien Ende November die Zielflagge fällt, wird Michael Schumacher 307 Grands Prix absolviert haben. Derzeit ranken sich viele Spekulationen darum, ob der Kerpener in der kommenden Saison Rubens Barrichello als Pilot mit den meisten Rennstarts ablösen wird - vor allem Sauber kam zuletzt als neuer Arbeitgeber für den scheidenden Mercedes-Piloten ins Gerede. Motorsport-Magazin.com liefert Argumente für und gegen einen Wechsel Schumachers zum Privatteam aus Hinwil.

Pro: Nichts mehr zu verlieren

von Christian Menath

Michael Schumacher bei Sauber? Das hört sich erst einmal sehr eigenartig an. Der Rekordweltmeister bei einem Team, das in seiner Geschichte noch keinen Rennsieg verbuchen konnte? Doch bei genauerem Hinsehen, scheint die Idee gar nicht so abwegig. Sowohl Michael Schumacher, als auch Sauber könnten von dieser Konstellation profitieren. Zunächst stellt man sich natürlich die Frage, ob ein kleines Privatteam wie Sauber, sich Michael Schumacher überhaupt leisten kann? Sicherlich wäre der Kerpener nicht günstig, allerdings bringt ein solcher Star eine enorme Medienpräsenz mit sich und lockt damit auch Sponsoren an. Somit ließe sich die Verpflichtung refinanzieren, vielleicht sogar Kapital daraus schlagen.

Schumacher und Sauber, das gab es schon - 1990 bei Langstreckenrennen, Foto: Sutton
Schumacher und Sauber, das gab es schon - 1990 bei Langstreckenrennen, Foto: Sutton

Zwar ist Sauber in der Königsklasse nicht gerade für seine zahlreichen Erfolge bekannt, aber das könnte sich mit der Verpflichtung Schumachers ändern. Peter Sauber setzte in der Vergangenheit sehr stark auf junge Piloten. Kimi Räikkönen, Felipe Massa und als jüngstes Beispiel Sergio Perez, begannen ihre Karrieren allesamt bei den Schweizern.

Ein erfahrener Pilot wie Schumacher könnte dem Team auf jeden Fall Input geben, der es nach vorne bringen und das Auto schneller machen könnte. Obwohl das bei Mercedes nicht so gut funktionierte, sehe ich die Situation bei Sauber anders. In einem kleinen Privatteam ist es einfacher, neue Ideen einzubringen, als bei einem großen Werksteam, bei dem die Kommunikationswege erheblich länger sind.

Obwohl von vielen Seiten Kommentare wie "Das tut er sich nicht mehr an" oder "Da ruiniert er sich seinen Ruf komplett" kommen, glaube ich, dass dieser Aspekt keine Rolle in seinen Überlegungen spielt. Bei der breiten Masse ist der Mythos Schumacher nach der Mercedes-Ehe ohnehin schon beschädigt, sodass er diesbezüglich nicht viel zu befürchten hat.

Sollte er es allerdings schaffen, mit Sauber Erfolge zu feiern, wäre dies eine wahre Sensation. Seine Fans freuen sich ohnehin, Schumacher in einem Formel-1-Auto zu sehen, egal in welchem. Somit steht dem Comeback Teil 2 nichts mehr im Weg, ganz nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert...

Contra: Der Schritt wäre zu gewagt - für beide Seiten

von Philipp Schajer

Es sprechen einige Dinge gegen einen Wechsel zum schweizerischen Privatteam. Schumacher kehrte in die Formel 1 zurück, um noch einmal an seine Glanzzeiten anzuschließen, was ihm jedoch bis auf einige wenige Ausnahmen nicht gelang. Das mag zu einem Gutteil am Silberpfeil gelegen haben, doch wer garantiert, dass Sauber im kommenden Jahr erneut einen solch guten Boliden wie den C31 auf die Beine stellen kann und nicht wieder im grauen Mittelfeld versinkt? Wäre das der Fall, würde Schumacher sein Denkmal wohl weiter demontieren, woran er kaum Interesse haben dürfte.

Schumacher für Perez? Es sprechen einige Argumente dagegen, Foto: Sutton
Schumacher für Perez? Es sprechen einige Argumente dagegen, Foto: Sutton

Sauber ist fraglos ein Team, dem es jede Menge Respekt zu zollen gilt, gerade nach den Leistungen dieses Jahres. Dennoch kann die Mannschaft aus Hinwil in finanziellen Fragen nicht mit den großen Teams der Branche mithalten, was sich mittel- bis langfristig auch in der Entwicklungsarbeit widerspiegeln wird. Gerade Schumacher, der als besonderer Tüftler gilt, benötigt in dieser Hinsicht jede Menge Spielraum, um die volle Leistung aus einem Wagen herauszuholen.

Doch nicht nur aus Fahrersicht, auch aus der Perspektive von Sauber würde eine Verpflichtung Schumachers einige Risiken bergen. Zwar wäre dem Privatteam zunächst enorme mediale Aufmerksamkeit gewiss, doch die Mannschaft von Peter Sauber und Monisha Kaltenborn fuhr stets gut damit, sich als Plattform für junge, aufstrebende Piloten zu positionieren - wie würde da ein bald 44-Jähriger ins Bild passen?

Sauber sollte eher danach trachten, sein Image als Nachwuchsschmiede zu bewahren, zumal mit Esteban Gutiérrez bereits der nächste junge Mann in den Startlöchern steht, der dazu noch wie Sergio Pérez von Carlos Slim gesponsert wird. Auch Kamui Kobayashi bewies bereits mehrfach seine Klasse und es wäre keine nachhaltige Entscheidung, dem Japaner die Tür zu weisen, nur um sich kurzfristig in Michael Schumachers großen Namen zu sonnen.