"Ich habe nichts Neues zu sagen. Die Entscheidung fällt nicht vor Oktober", stellte Michael Schumacher erst wieder in Monza klar. Zwar wurden nach seinem Patzer in Singapur erste Rufe laut, dass der Rekordweltmeister zu alt für die F1 sei und endlich in Ruhestand gehen soll. Doch Schumacher wollte sich mit seiner Entscheidung Zeit lassen als heute plötzlich die Bombe platzte. Die Redakteure von Motorsport-Magazin.com machten sich ihre Gedanken, was den Anstoß zu dieser raschen Entscheidung gab.

Kerstin Hasenbichler meint: Sergio Pérez brachte ganz klar den Stein ins Rollen. Nachdem ihn Ferrari die Nase vor der Tür zuschlug mit der lächerlichen Begründung, er sei noch nicht reif für ein Cockpit bei den Roten, wollte er es Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo zeigen. Was bietet sich da mehr an als beim langjährigen Gegner McLaren anzuheuern?

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh nahm Pérez gern in die Pflicht, stand ihm die Hinhaltetaktik von Lewis Hamilton sowieso schon bis zum Hals. Der Brite musste im Gegenzug schauen, dass ihm nicht alle Felle davonschwammen und sagte schnell bei Mercedes für drei Jahre zu. Pech für Michael Schumacher, denn für ihn war damit kein Platz mehr.

Für Falko hat Alonso an allem Schuld, Foto: Sutton
Für Falko hat Alonso an allem Schuld, Foto: Sutton

Falko Schoklitsch meint: Nette Idee, aber es war sicher ganz anders. Fernando Alonso hat das ganze Chaos verursacht. Sagte der Spanier doch immer, er halte Hamilton für den einzigen Fahrer, der auch mit einem Nicht-Spitzenauto gewinnen kann. Bei solchen Aussagen musste Mercedes hellhörig werden, war das Auto bislang doch nicht unbedingt Spitze.

Also machte Mercedes Jagd auf den Briten und war dabei erfolgreich. Damit war es dem Rennstall dann auch egal, ob Schumacher erst im Oktober entscheiden wollte, was er weiter machen will - was er ja immer noch entscheiden kann. McLaren musste derweil Ersatz finden und Perez drängte sich dank seiner Leistungen durchaus auf.

Philipp Schajer meint: Der Wechsel von Sergio Perez mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, bei genauerer Analyse ist er jedoch nur eine logische Konsequenz. Der Mexikaner hat bei Sauber das Maximum aus den zu Verfügung stehenden Möglichkeiten herausgeholt und strebt nun nach Höherem. Selbiges gilt für seinen Geldgeber Carlos Slim, der seinen Schützling gerne bei Ferrari gesehen hätte, sich von Luca di Montezemolo jedoch nahezu im Wochentakt Absagen einhandelte.

Deswegen ergriff man die Chance, Perez bei McLaren unterzubringen, wo Lewis Hamilton mit seiner Hinhaltetaktik für Unmut sorgte. Schlussendlich blieb damit Michael Schumacher auf der Strecke und auch der in den letzten Tagen und Wochen kolportierte Wechsel zu Sauber scheint sehr unwahrscheinlich, steht hier mit Esteban Gutierrez doch bereits der nächste Slim-Schützling ante portas.

Christian tippt auf Niki Lauda, Foto: Sutton
Christian tippt auf Niki Lauda, Foto: Sutton

Christian Menath meint: Ich frage mich allerdings, welche Rolle Niki Lauda dabei spielte? Wie Phönix aus der Asche tauchte plötzlich sein Name bei den Spekulationen auf. Der dreimalige Weltmeister soll Mercedes bei den Verhandlungen über das Concorde Agreement mit Bernie Ecclestone als Vermittler zur Seite gestanden haben. Pikant auch, dass Chefpromoter Ecclestone, der Lauda sehr nahe stehen soll, unlängst verlauten ließ, er glaube fest an einen Hamilton-Wechsel.

Doch nicht nur das. Auf einmal war der Name Lauda in Verbindung mit einer Hamilton-Verpflichtung bei Mercedes zu lesen. Hat Lauda etwa Schumacher bei den Stuttgartern rausgemobbt? Denn feststeht, Lauda gilt als Hamilton-Fan und hatte zuletzt harsche Kritik an Schumacher geäußert. Nach seinen zwei eher erfolglosen Stationen als Funktionär bei Ferrari und Jaguar könnte sich Lauda nach einem neuen F1-Posten umgesehen und dafür in Kauf genommen haben, Schumacher dafür ins Abseits zu bugsieren.

Stephan Heublein: Perez als Stein des Anstoßes? Wohl kaum, wortkarge Mexikaner beeinflussen nur selten die Entscheidungen großer Konzerne. Selbige lassen sich aber auch nur ungern auf der Nase herumtanzen - sie geben lieber selbst den Ton an. Mit der heutigen Verkündung hat Mercedes genau das gemacht. Sie haben ein Zeichen für die Zukunft gesetzt.

Erstens, weil sie endlich nach zähen Verhandlungen das Concorde Agreement unterschrieben haben, und zweitens, weil sie den Zeitpunkt ihrer Fahrerbekanntgabe vorgaben - sich dabei nicht von Oktober-Deadlines ihres Starpiloten beeinflussen ließen. Gepaart mit zwei absoluten Topfahrern bedeutet das für die Konkurrenz: Aufgepasst, die Silberpfeile gehen selbstbewusst zum Angriff über.