Schumacher musste es beenden

von Falko Schoklitsch

Mit großen Zielen waren Mercedes und Michael Schumacher in das gemeinsame Formel-1-Abenteuer gestartet. Der Daimler Vorstandsvorsitzende Dr. Dieter Zetsche hatte als Ziel den Gewinn den Weltmeisterschaft ausgegeben, Schumacher selbst hatte von einem Dreijahres-Projekt gesprochen. Nachdem dieses Projekt nun mit der Trennung der beiden Seiten endet, ist festzustellen, dass dies die richtige Entscheidung war, weil die Ziele doch klar verfehlt wurden.

Es wäre einfach, jetzt auf den Fehlern herumzureiten, die Schumacher teilweise auf der Strecke unterlaufen sind. Das ist nicht der Punkt, denn neben ihm waren auch alle anderen Piloten nicht fehlerfrei, wenn so ein kleiner Aussetzer dann wie in Singapur gleich viel Kleinholz fabriziert, sorgt das eben für mehr Aufmerksamkeit, als wenn sich ein Fahrer einfach nur in die Streckenbegrenzung dreht. Vielmehr geht es darum, dass das ganze Projekt nicht aufging und ungeachtet der Erfahrung Schumachers die Fortschritte immer viel kleiner waren, als es der Anspruch eines Rekordweltmeisters und eines Mercedes-Werksteams sind.

Schumacher fehlte der Biss, Foto: Mercedes AMG
Schumacher fehlte der Biss, Foto: Mercedes AMG

Natürlich ist die Schuld dafür nicht bei Schumacher alleine zu suchen, aber es war einfach Zeit für einen Schnitt und einen Neubeginn mit einem Fahrer, der nicht nur Qualität sondern auch Hunger mitbringt. Denn wenn einem bei Schumacher seit seiner Rückkehr eines aufgefallen ist, dann dass ihm vielleicht dieser letzte Biss fehlte, den er in seiner ersten F1-Karriere noch hatte. Natürlich war er noch ehrgeizig, natürlich wollte er noch den Erfolg, nur ob er ihn so unbedingt wollte wie in den Jahren seiner größten Erfolge, daran ließ er manchmal leichte Zweifel aufkommen.

Daher war es wohl auch das richtige, das Projekt in neue Hände zu übergeben und sich selbst neue Ziele zu suchen. Wie diese aussehen, das ist noch offen, vom Rücktritt wurde ja nicht explizit gesprochen. Es wäre dem Rekordweltmeister zu wünschen, dass er eine Aufgabe findet, in die er sich so verbeißen kann, wie er das immer gerne getan hat.

Zu früh, um aufzugeben

von Kerstin Hasenbichler

Michael Schumacher hat das Kapitel Mercedes beendet. Drei Jahre fuhr der Deutsche für den Rennstall, hatte sich als Ziel Siege und WM-Titel gesetzt. Nun geht er ohne diese Ziele erreicht zu haben, was für einen siebenfachen Champion ein trauriger Abgang ist. Für die einen ist die Entscheidung sich von Mercedes zu trennen, die richtige, für die anderen kam die Entscheidung einfach zu früh.

Und damit ist nicht gemeint, dass Schumacher nicht bis Oktober mit der Bekanntgabe seine Entscheidung wartete. Auch wenn Mercedes in der Vergangenheit große Erfolge gefeiert hat, so konnte Mercedes GP 2010 durchaus als neues Team angesehen werden und ein neues Team nach vorne zu bringen, braucht nun einmal Zeit. Das zeigt auch die Vergangenheit - als Schumacher 1996 zu Ferrari stieß, war der Traditionsrennstall weit davon entfernt, um Siege oder Weltmeisterschaften mitzufahren.

Schumacher verabschiedet sich ohne Sieg, Foto: Sutton
Schumacher verabschiedet sich ohne Sieg, Foto: Sutton

Dennoch vertraute Schumacher darauf, dass mit dem von Jean Todt begonnenem Umbau und seiner Mitarbeit der große Aufstieg folgt. Bis zum ersten Ferrari-Fahrertitel musste Schumacher vier Jahre warten. Danach konnte allerdings keiner die Paarung Schumacher/Ferrari aufhalten, es folgten weitere vier Titel. Dass einem Fahrer zwei Mal eine derartige Erfolgsserie gelingt, ist unwahrscheinlich.

Allerdings ist Mercedes auf dem richtigen Weg, was der Sieg von Nico Rosberg in China beweist. Und mit dem neuen Motorenreglement 2014 wären die Karten neu gemischt worden und vielleicht hätte Schumacher dann endlich an alte Erfolge anknüpfen können. Doch das werden wir jetzt nicht mehr erfahren.