Es war zwar wirklich nicht mein glücklichstes Wochenende in Singapur, aber trotzdem kann ich das gute Gefühl mitnehmen, wirklich wieder ein sehr starkes Rennen gefahren zu sein, trotz zahlreicher Widrigkeiten und technischer Probleme. Da habe ich wirklich alles herausgeholt, was möglich war - nur schade, dass das Auto am Ende nicht noch die eineinhalb Runden länger gehalten hat. Durch die Strafe von Mark Webber hätte ich dann wenigstens noch einen Punkt bekommen, und das wäre halt eine schöne Belohnung für die Anstrengung und den Einsatz gewesen.

Ich hatte ja nicht nur gleich anfangs die Probleme mit dem ersten Gang und dann in den letzten 15 Runden kein KERS mehr, es kam noch dazu, dass nach etwa 15 Runden mein Sitz im Rücken sehr, sehr heiß geworden ist. Das war nicht sehr angenehm, ich musste immer auf der Geraden versuchen, mich ein Stück vorzubeugen, um das wieder etwas abzukühlen. Das ist natürlich alles andere als bequem und gerade auf einem Stadtkurs, wo die Konzentration sowieso in jeder Zehntelsekunde aufs Höchste gefordert ist, nicht hilfreich. Erst in der Safety-Car-Phase wurde es zeitweise etwas besser, aber am Ende war es schon wieder ziemlich heiß...

Was die Ursache war, wissen wir noch nicht wirklich, etwa, ob das schon mit dem KERS-Problem zu tun hatte, das ich später bekommen habe. Wenn ich ab Donnerstag in England im Werk bin, werden wir das alles noch mal genau durchgehen. Aber auch wenn es im Auto selbst natürlich unangenehm und schwierig war, es war kein echtes Drama, nichts mit wirklichen Verbrennungen oder so, alles absolut wieder okay. Und mit meinem Ausfall am Ende des Rennens hatte das auch nichts zu tun, da ist knapp zwei Runden vor Schluss der Motor einfach ausgegangen, weil sich das KERS-Problem, obwohl wir das ganze System abgeschaltet hatten, so massiv auf den Motor ausgewirkt hat. Dass ich vom Team den Hinweis bekommen habe, beim Aussteigen aufzupassen, weil sich möglicherweise Spannung aufgebaut haben könnte, ist auch nicht so außergewöhnlich, wenn KERS involviert ist, ist man immer vorsichtig.

In England steht jetzt vor allem Arbeit im Simulator für Japan und Korea an, außerdem werden wir mit den Ingenieuren vorab schon alles Mögliche durchgehen. Japan sollte uns von der Streckencharakteristik her mit seinen schnellen Kurven gut liegen, aber man muss immer auch abwarten, wie sich die Reifen und eventuell auch das Wetter auswirken. Ich mag den Kurs jedenfalls sehr gerne, neben Spa ist Suzuka eine meiner Lieblingsstrecken. Hoffentlich klappt es dort wieder mit Punkten, möglich sollte das auf jeden Fall sein.

Bruno Senna suchte nach Abkühlung, Foto: GP2 Series
Bruno Senna suchte nach Abkühlung, Foto: GP2 Series

Dass mein Renspeed absolut gut ist, das habe ich schon oft bewiesen, dass weiß man bei Williams auch ganz genau. Ich brauche, natürlich auch mit Blick auf nächstes Jahr, jetzt einfach mal wieder ein, zwei Qualifyings wie in Ungarn, die passen. Zuletzt war es meistens gar nicht so, dass im Vergleich zu Pastor und zu den Möglichkeiten des Autos der Speed gefehlt hat, aber es hat halt oft nicht wirklich zusammen gepasst. Mal technisch, wie in Spa, oder bei mir, wie in Singapur, wo ich den Fehler auf meine Kappe nehmen muss, da gibt es nichts dran zu beschönigen.

Ich habe mitbekommen, dass sich einige Leute immer wieder wundern, warum ich direkt nach so einem Patzer zum Beispiel bei den TV-Interviews ganz "normal" ruhig und gelassen wirke, manchmal vielleicht sogar mit einem leichten Lächeln antworte. Es sind zwei Dinge: Erstens einmal versuche ich, den Ärger und Frust über etwas, das man im Nachhinein nicht mehr ändern kann, gar nicht zu sehr hochkochen und an mich heranzulassen. Denn es bringt nichts, sich zu sehr hineinzusteigern, das macht nichts besser. Ich muss viel mehr nach vorne schauen, mich darauf konzentrieren, wie man die schwierige Situation verbessern kann.

Der zweite Punkt: Für mich ist es wichtig, meine Arbeit zu jeder Zeit und in jeder Beziehung absolut professionell zu machen. Dazu gehört auch das allgemeine öffentliche Auftreten, der Umgang mit den Medien. Und für mich wäre es absolut unprofessionell, gegenüber Leuten, die ihre Arbeit machen, meinen Ärger heraus hängen zu lassen, ihnen vielleicht ihren Job zu erschweren. Davon abgesehen: Wer mich etwas besser kennt, der merkt wohl meistens sowieso, dass es absolut nicht so ist, dass ich Fehler leicht nehme. Aber ich versuche eben, so damit umzugehen, dass es konstruktiv ist und das Problem nicht noch verschlimmert - für niemanden.