Die Causa Lewis Hamilton wird immer abstruser: Nun sind in mehreren Medien Gerüchte aufgetaucht, wonach der Champion von 2008 im Falle eines Wechsels zu Mercedes auf eine völlig umstrukturierte Teamführung treffen könnte, in der auch Niki Lauda einen Platz finden soll. In der britischen Presse wird bereits über ein neues 'Superteam' unter Führung von Ross Brawn spekuliert - neben Hamilton werde dann angeblich auch Lauda als prominenter Neuzugang für die Stuttgarter vorgestellt, der gemeinsam mit dem Briten eine Art neue Doppelspitze im sportlichen Bereich bilden und frischen Wind bei den Silberpfeilen reinbringen soll.

Lauda habe sich als Vermittler bei den Concorde-Agreement-Verhandlungen mit Bernie Ecclestone dermaßen verdient gemacht, dass die Mannen um Norbert Haug nun ein Auge auf ihn geworfen hätten und den Österreicher gerne in ihr Team integrieren würden. Bereits bei Ferrari und Jaguar war Lauda nach seiner aktiven Fahrerkarriere als Teamberater tätig. Angeblich soll sich die Mercedes-Konzernführung bei einem Treffen jüngst auf einen Verbleib in der Königsklasse bis mindestens 2020 geeinigt haben, in dessen Zuge jedoch auch eine komplette Umstrukturierung im Management-Bereich des F1-Teams vorgesehen sei. Bereits in dieser Woche soll bei einer Aufsichtsratssitzung diesbezüglich eine finale Entscheidung getroffen werden - anschließend könnte Lauda ins Spiel gebracht werden.

Alles eine Frage des Preises

Der Österreicher selbst gab sich in Bezug auf die Gerüchte allerdings ahnungslos. Er hätte derzeit kein Mercedes-Angebot vorliegen, wollte die Möglichkeit eines Engagements zu einem späteren Zeitpunkt allerdings auch nicht ausschließen. "Ich wurde nicht gefragt", meinte er auf Nachfragen von Autosport und fügte hinzu: "Es wäre aber falsch, jetzt irgendetwas zu sagen, weil man mit mir darüber noch gar nicht gesprochen hat. Alles was ich getan habe, war, Mercedes bei den Verhandlungen über das Concorde Agreement zu helfen - und dabei ging es eigentlich nur darum, den Ball zwischen den Parteien ins Rollen zu bringen."

Die Verhandlungen mit Bernie Ecclestone könnten Niki Lauda einen neuen Job beschert haben, Foto: Sutton
Die Verhandlungen mit Bernie Ecclestone könnten Niki Lauda einen neuen Job beschert haben, Foto: Sutton

Inwiefern Lauda sich mit Hamilton über die Möglichkeit eines gemeinsamen Wechsels in Richtung Brackley ausgetauscht hat, ist derweil nicht bekannt. Der britische Telegraph hatte berichtet, dass der Österreicher an den 27-Jährigen herangetreten sei, um ihm die Vision eines neuen Silberpfeil-Teams unter ihrer beider Beteiligung schmackhaft zu machen. Parallel waren auch Meldungen aufgetaucht, in denen Bernie Ecclestone zum Besten gab, dass Hamilton McLaren noch vor wenigen Wochen definitiv verlassen wollte. "Lewis hatte beschlossen, dass er [zu Mercedes] geht, egal was passiert. Ob er das jetzt geändert hat, weiß ich nicht", erklärte Ecclestone.

Solche Schlagzeilen bekommt natürlich auch der aktuelle Arbeitgeber des WM-Vierten mit. Die Briten sollen aufgrund der anhaltenden Wechselgerüchte nun immerhin ein Stück weit eingeknickt sein und in den Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung scheinbar den Gehaltsforderungen des Briten nachgeben. Für Paddock-Experte Marc Surer war dies von Anfang an der Grund für die Spekulationen. Er sagte zu Motorsport-Magazin.com: "Für mich ist das ein Taktikspielchen, um McLaren im Preis hochzutreiben." Hamilton soll 15 Millionen Euro pro Jahr verlangen - eine Summe zu deren Zahlung Mercedes angeblich bereit sei.

Daher soll nun auch McLaren nachgebessert und sich mit dem berühmt-berüchtigten XIX-Entertainment-Management von Promi-Agent Simon Fuller, der sich auch um Hamiltons Belange kümmert, angenähert haben. Möglich machen könnte eine Übereinkunft, dass dem Fahrer zukünftig zugestanden wird, mehr Privatsponsoren anzuwerben, um seine persönlichen Einnahmen zu steigern. Diese Freiheit hatte der britische Traditionsrennstall seinen Piloten nicht immer zugesichert - erst kürzlich war es wegen Hamiltons Sponsoren-Deal mit Reebok und dem Parallelengagement McLarens mit Bekleidungshersteller Hugo Boss angeblich zu Unstimmigkeiten gekommen. Der Ex-Weltmeister soll daraufhin abermals mit einem Wechsel zu Mercedes gedroht haben...

Motorsport-Magazin.com meint:
Der vorläufige Höhepunkt der Silly-Season. Weder ist bei den kolportierten Verhandlungen im Hintergrund zu erkennen, in welcher Funktion Lauda genau in die ohnehin schon personell überfüllte Mercedes-Teamführung integriert werden soll, noch taucht irgendwo der Name Michael Schumacher auf, der - glaubt man allen Beteiligten - in erster Linie selbst über seine Weiterbeschäftigung bei den Silberpfeilen entscheiden kann. Was Hamilton betrifft, darf angezweifelt werden, ob der Brite mit McLaren tatsächlich das derzeit stärkste Team im Feld verlassen wird. Auf der Strecke gibt der MP4-27 seit Saisonmitte den Ton an, im Wettrüsten der F1-Teams gilt McLaren seit Jahren als Klassenprimus und Vorreiter.

Ob sich Hamilton, der sich zudem schon seit Kindertagen im Team befindet und bereits mehrmals auf seine Loyalität gegenüber diesem hingewiesen hat, unter diesen Voraussetzungen tatsächlich von der Truppe aus Woking abwenden sollte, scheint fraglich. Dass die jüngsten Defekte an seinem Auto ihn zum Weggang bewegen könnten, glaubt kaum jemand im Fahrerlager - zu kurzfristig sei eine derartige Denke. Bei McLarens Problemen handelt es sich lediglich um Momentaufnahmen, wohingegen die Performance der Silberpfeile aus Stuttgart im Gegensatz dazu konstant ist - jedoch auf einem niedrigeren Niveau. Aktuell kann Hamilton im Mercedes nicht Weltmeister werden... im McLaren schon.